Bei teils widrigen Bedingungen – Ausläufer des Tiefs „Emmelinde“ erreichten am vergangenen Wochenende auch die Gewässer um Rügen – waren sieben ehrenamtliche Taucher unter der Leitung des Geisternetzexperten Wolfgang Frank im Einsatz, um die Ostsee von herrenlosen Fischernetzen zu befreien. Gleich am ersten Aktionstag gelang es, vom Wrack des Holzfrachters „Kay“, der auf etwa 25 Meter Tiefe liegt, ein ehemaliges Schleppnetz mit einem Gewicht von einer knappen Tonne zu bergen. Intensive Arbeiten waren erforderlich, um das Netz für die Bergung durch den Fischkutter „Crampas“ vorzubereiten, dessen Crew es erfolgreich an Bord ziehen konnte.
Wrack des „Fliegenden Holländers“ wird komplett von Geisternetzen befreit
Am zweiten und dritten Aktionstag wurde das Wrack des „Fliegenden Holländers“ in rund 27 Meter Tiefe betaucht. Bereits in der Vergangenheit war der ehemalige Holzfrachter von der GRD als Ziel für Bergungsaktionen ausgewählt worden, da hier zahlreiche herrenlose Fischernetze in mehreren Schichten übereinander liegen. Von diesen Altlasten der Fischindustrie ging – wie bei anderen Geisternetzen auch – bislang große Gefahr aus, da Meeressäuger in den Netzen qualvoll ertrinken und Fische in ihnen verenden. Durch die erfolgreichen Bergungsarbeiten der Taucher am „Fliegenden Holländer“ ist diese Gefahr jetzt gebannt: Das Wrack ist frei von Geisternetzen!
„Wieder wurde viel geschafft! Dank unserer unerschrockenen Taucher sind wir erneut einen Schritt weiter, dem Spuk der Geisternetze ein Ende zu setzen. Und das trotz diesmal äußerst widriger Wetterbedingungen. Danken möchten wir auch allen UnterstützerInnen, die uns dabei helfen unsere wichtige Mission zum Schutz der heimischen Biodiversität zu erfüllen“, kommentiert GRD-Projektleiterin Verena Platt-Till die jüngste Bergungsmission.
Upcycling von Geisternetzen: Statement-Armband zum Schutz der Meere
Noch muss das exakte Gewicht der geborgenen Geisternetze ermittelt werden. Festgehalten werden kann aber schon jetzt, dass durch die GRD, Wolfgang Frank und die ehrenamtlichen Taucher seit 2019 über acht Tonnen an Geisternetzen aus der Ostsee geborgen werden konnten. Damit reduziert sich nicht nur die Gefahr für zahlreiche marine Lebewesen wie die vom Aussterben bedrohten Schweinswale und Dorsche, sondern auch die Bedrohung für das Meer insgesamt: Aufgrund der Bergung der aus unterschiedlichsten Kunststoffen bestehenden Netze, können diese kein Plastik und Mikroplastik mehr an die Ostsee abgeben.
Damit nicht genug: Ein Teil der geborgenen Netze wird – nach ausgiebiger Reinigung – vom Münchner Start-up colorswell handmade design zu stylischen Armbändern weiterverarbeitet. Das daraus entstehende Accessoire ist am Handgelenk ein deutliches Statement für den dringend notwendigen Schutz unserer Meere, insbesondere der Ostsee.
Weitere Aktionen in Planung
Die nächste Geisternetzbergung der GRD in Zusammenarbeit mit Wolfgang Frank ist für den Spätsommer 2022 geplant. Darüber hinaus werden derzeit Termine für Workshops eruiert, bei denen Sporttaucher fit gemacht werden, um an Geisternetzbergungen teilnehmen zu können. Eine Anmeldung ist auf der Website der GRD jederzeit willkommen.
Ermöglicht werden diese Aktionen dank der großzügigen Unterstützung durch die Deutsche Postcode Lotterie und das Reiseportal Ostsee24.de sowie durch alle Unterstützer des GRD-Projekts „Geisternetzbergungen rund um Rügen“.