Später Kinderwunsch wirkt sich negativ auf die Eizellreserve aus
In den 1970er Jahren betrug das Durchschnittsalter der Frauen, die ein Baby bekommen haben, 25 Jahre, aktuell liegt das Alter bei 31 Jahren.[2] Heutzutage möchte sich ein Großteil der Frauen zunächst ihrer Ausbildung widmen, eigene Lebensziele verfolgen oder sie finden schlichtweg nicht den richtigen Partner. Im gesamten Leben einer Frau finden etwa 400 Eisprünge statt. Die Schwangerschaftsrate liegt bei Frauen unter 25 Jahren bei rund 25 % bis 30 % pro Zyklus. Mit zunehmendem Alter der Frau nimmt die Anzahl und v.a. die Qualität der Eizellen ab, d.h. die Fruchtbarkeit sinkt. Bereits nach dem 30. Lebensjahr muss mit einer geringeren Schwangerschaftswahrscheinlichkeit gerechnet werden. Auch beim Mann lässt die Spermienqualität mit dem Alter nach.[3] Wenn bei unerfülltem Kinderwunsch dann noch zu lange bis zu einem Therapiebeginn im Kinderwunschzentrum gewartet wird, sinken die Chancen auf ein Kind erneut. Denn auch die Reproduktionsmedizin kann eine mangelnde Quantität und Qualität an Ei- und Samenzellen nur bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Neben maternalen Risiken steigt die Rate an Chromosomenstörungen in den Eizellen: Mit 40 Jahren sind ca. 85 % der Eizellen genetisch verändert und deshalb steigt die Gefahr, den Embryo in den ersten 12 Wochen zu verlieren von rund 20 % bei Frauen unter 27 Jahren, auf ca. 60% bei Frauen über 40 Jahren an.[4] Auch das Risiko für genetische Erkrankungen wie Trisomie 21 erhöht sich erheblich. In der VivaNeo-Kinderwunschstudie[5] gaben fast 60 % der heterosexuellen Paare an, dass sie sich bereits mehrere Jahre mit dem Thema Kinderwunschbehandlung beschäftigen. Wenn Frauen über 30 Jahre trotz ungeschütztem Geschlechtsverkehr ungewollt kinderlos sind, sollten sie sich innerhalb eines halben Jahres von ihrem Gynäkologen an ein Kinderwunschzentrum überweisen lassen. Die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Kinderwunschbehandlung ist umso höher, je jünger die behandelte Frau ist.[6] Manche Medienberichte suggerieren, dass 50-jährige Prominente auf natürlichem Wege mit Zwillingen schwanger geworden sind. Die Schwangerschaftsrate bei über 40-Jährigen liegt pro Zyklus bei maximal 5 %. Sobald die Menopause der Frau einsetzt, ist sie auf eine Eizellspende angewiesen, um schwanger zu werden. Diese Option ist derzeit in Deutschland jedoch nicht möglich.
Finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten bei der künstlichen Befruchtung
Durch moderne, individuelle Behandlungsmethoden kann sich der Traum vom eigenen Familienglück erfüllen. Eine In-vitro-Fertilisation (IVF), bei der die Verschmelzung der Eizelle mit dem Spermium außerhalb des Körpers durchgeführt wird, kommt bspw. in Frage, wenn Funktionsstörung an den Eileitern, Endometriose, eingeschränkte Samenqualität oder eine Subfertilität ohne erkennbare Ursachen vorliegt. Bei sehr stark eingeschränkter Samenqualität kann die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) helfen. Jedoch ist die Finanzierung der Kinderwunschbehandlung für etwa zwei Drittel der Befragten (67 %) das größte Hindernis auf dem Weg zum Kinderwunsch. Knapp die Hälfte der Befragten (49 %) ist der Meinung, die Kassen sollten die Behandlungskosten zumindest zu Teilen übernehmen, weil Kinder eine hohe Bedeutung für unsere Gesellschaft haben.[7] Dabei wissen die meisten offensichtlich nicht, dass sich die Krankenkassen bereits an den Kosten beteiligen. Die privaten Krankenversicherungen erstatten alle Kosten für die Medikamente und Eingriffe, wenn die Erfolgsaussichten einer Schwangerschaft bei über 15 % liegen. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen bei vorherigem Antrag in der Regel 50 %, einige bieten erweiterte Satzungsleistungen von 75 % bis 100 % Kostenerstattung bei bis zu 3 ICSI- und IVF-Zyklen an, wenn das Paar verheiratet, die Frau unter 40 Jahren und der Mann nicht älter als 45 Jahre ist.[8],[9] Daneben können in verschiedenen Bundesländern über Förderprogramme für assistierte Reproduktion Zuschüsse für die Behandlung beantragt werden.
Auf ihrem Weg zum Wunschkind können sich Paare nicht nur medizinische und psychologische Hilfe holen, sondern auch den Austausch in Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen, wie bspw. Wunschkind e.V., nutzen. VivaNeo unterstützt die Aufklärung und Information ungewollt kinderloser Paare sowie den medizinischen und technischen Fortschritt, um eine höhere Schwangerschaftsrate für die Kinderwunschpaare zu ermöglichen.
[1] Deutsches IVF Register (2017), Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie
[2] Statistisches Bundesamt (2017), Statistisches Jahrbuch 2017, online: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/StatistischesJahrbuch/Bevoelkerung.pdf?__blob=publicationFile
[3] Strauß, B., & Kinderlosigkeit, B. K. U. (2004). Gesundheitsberichterstattung des Bundes; Heft 20. Berlin: Robert-Koch-Institut.
[4] Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2007) Ungewollt kinderlos- Was kann die moderne Medizin gegen den Kindermangel in Deutschland tun?
[5] GIM 2018, VivaNeo Kinderwunschstudie
[6] Deutsches IVF Register (2017), Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie
[7] GIM 2018, VivaNeo Kinderwunschstudie
[8] Gemeinsamer Bundesausschuss (2017): Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über ärztliche Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung
[9] § 27a SGB V
Zur Studie:
Für die VivaNeo-Kinderwunschstudie wurden im April und Mai 2018 insgesamt 1.150 Personen in Deutschland im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage durch die GIM - Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH befragt. Dabei wurde sowohl die Einstellung der Gesamtbevölkerung (920 Personen) zum Thema Kinderwunschmedizin erhoben als auch die Einstellung von bestimmten Zielgruppen, die ungewollt kinderlos sind - darunter 72 heterosexuelle Paare, die nicht auf natürlichem Wege schwanger werden können, 79 Singlefrauen und 79 Frauen in lesbischen Partnerschaften. Die VivaNeo-Kinderwunschstudie liefert damit erstmals detaillierte Einblicke sowohl in die Wünsche und Bedürfnisse dieser Gruppen im Hinblick auf das eigene Baby als auch in die gesellschaftliche Akzeptanz von Fertilitätsbehandlung bei Frauen und Männern.
Zum Thema Kinderwunschmedizin:
Etwa 15 Prozent der Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlos. Fruchtbarkeitsstörungen betreffen dabei nicht nur die Frau. Auch der Mann oder sogar beide können eine eingeschränkte Fertilität aufweisen. Mögliche Ursachen sind Schilddrüsenstörungen, Endometriose, Polyzystisches Ovar-(PCO)- Syndrom, Krebs, Störung der Eizellreifung oder Eileiterentzündung/-verschluss ebenso wie beispielsweise eingeschränkte Spermienqualität des Mannes, Infektionen oder die mit dem Alter der Frau abnehmende Quantität und Qualität der Eizellen. Auch der Lebensstil beeinflusst i.d.R. die Fruchtbarkeit. So wirken sich beispielsweise Nikotin- und Alkoholkonsum oder Über- und Untergewicht negativ auf die Fruchtbarkeit aus. Vielen Betroffenen kann die moderne Reproduktionsmedizin helfen – von der Hormonstimulation bis hin zu unterschiedlichen Formen der assistierten Befruchtung. Ein Großteil der Kosten wird häufig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, zudem bieten einzelne Bundesländer eigene Förderprogramme zur finanziellen Unterstützung der In-vitro-Fertilisation (IVF) / Intrazytoplasmatischen Spermatozoeninjektion (ICSI). Allerdings besteht hier meist eine Unter- und Übergrenze für das Alter bei Behandlungsbeginn und es müssen teilweise weitere Voraussetzungen wie beispielsweise Ehe erfüllt werden.