Die Bundesregierung plant, die Kinderkrankenpflege, die Krankenpflege und die Altenpflege in einer generalistischen Ausbildung zusammenzuführen. Die künftige Berufsbezeichnung für alle lautet dann „Pflegefachfrau“/“Pflegefachmann“. Der Bundesregierung geht es vor allem um die Aufwertung der Altenpflege, hier müssen deutlich mehr Pflegekräfte für die Zukunft gewonnen werden.
Monika Otte, eine Kinderkrankenschwester und Lehrerin für Pflegeberufe aus Marburg, wollte dem „Sterben ihres Berufes nicht tatenlos zusehen“ und startete im Dezember 2015 eine Online-Petition zur Erhaltung der Kinderkrankenpflege beim Deutschen Bundestag. Zusätzlich führte sie eine Umfrage unter den Kinderkrankenschwestern und –pflegern durch; sie wollte wissen, was Kinderkrankenpflegerinnen und –pfleger über die Pläne der Bundesregierung, alle Pflegeausbildungen zusammenzufassen, denken.
Heute stellte Monika Otte die Ergebnisse ihrer bundesweiten Umfrage in Berlin vor: Mit 4.181 Rückmeldungen haben sich mehr als 10 % der in der Kinderkrankenpflege Tätigen beteiligt, damit ist das Ergebnis repräsentativ. Und es ist sehr eindeutig: Die Frage „Würden Sie sich in Zukunft für eine Ausbildung zur Pflegefachfrau/-mann nach dem neuen Pflegeberufegesetz bewerben?“ beantworteten 96 % mit „nein“. Über 80 % bewerten die Sicherung der Pflegequalität bei der Versorgung von Kindern nach dem geplanten Pflegeberufegesetz mit „mangelhaft“ bzw. „ungenügend“. 99 % der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und –pfleger möchten an der Eigenständigkeit der Kinderkrankenpflege-Ausbildung festhalten. Damit widerlegt diese Umfrage eindeutig das Argument, das der Bundesminister für Gesundheit anführt, nämlich, dass die Pflege insgesamt der generalistischen Ausbildung zugestimmt habe.
Kinderkliniken sind auf gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege angewiesen. Die Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser in Deutschland fürchtet einen nicht verantwortbaren Qualitätsverlust in der Kinderkrankenpflege, sollte der derzeitige Gesetzentwurf realisiert werden. Die Bundesregierung stützt sich bei ihrer Pflegeausbildungsreform auf die wissenschaftliche Begleitung von acht Modellprojekten. Die Kinderkrankenpflege war aber an lediglich drei dieser acht Modellprojekte mit insgesamt nur 18 (!) Auszubildenden beteiligt. Die einzigen kritischen Stimmen kamen von genau diesen 18 Auszubildenden, berichtete Jochen Scheel, der Geschäftsführer der GKinD.
Auch die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte in Deutschland, DGKJ, sorgt sich um das Wohl der kranken Kinder und ihrer Eltern. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“, „die Pflegepersonen müssen einen geschulten Blick für die jeweiligen krankheitsspezifischen Einschränkungen in den verschiedenen Alters- und Entwicklungsstufen haben. Und sie müssen die Eltern in der Betreuung ihrer Kinder anleiten. Dazu gehört viel Hintergrundwissen und Empathie“, so Karl-Josef Eßer, Generalsekretär der DGKJ.
DGKJ und GKinD unterstützen Frau Otte uneingeschränkt in ihrer Forderung, die Absicherung der Qualifikation bei der Pflege von Kindern durch eine eigene Berufsbezeichnung „Kinder-Pflegefachkraft“ zu erhalten. GKinD und DGKJ haben mit anderen pädiatrischen Verbänden einen Kompromissvorschlag erarbeitet, wie die Kinderkrankenpflege im Rahmen der generalistischen Pflegeausbildung erhalten werden könnte. – Beide betonen, dass sie den vorliegende Gesetzentwurf nicht ablehnen, sondern lediglich modifiziert sehen möchten. „Es ist machbar, im Rahmen des vorliegenden Gesetzentwurfs die Kinderkrankenpflege zu erhalten“, so Jochen Scheel. „Es muss nur der politische Wille da sein, für Kinder eine spezielle Lösung durchzusetzen. Kinder dürfen nicht Verlierer dieser Ausbildungsreform werden“, ergänzt der DGKJ-Generalsekretär Eßer.
Alle appellieren an die Abgeordneten der Regierungsfraktionen bei der Beratung des Pflegeberufsgesetzes, für die Pflege von Kindern eine spezielle Lösung zu realisieren.
Terminhinweis: Monika Otte hat über 150.000 Unterstützer für ihre Bundestagspetition zur Erhaltung der Kinderkrankenpflege erhalten. Damit ist dies eine der erfolgreichsten Petitionen überhaupt. Sie wird ihre Petition in einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses am 11.04.2016 im Deutschen Bundestag vorstellen.