Der Jubilar ist das älteste Kind von Ernst und Hilde Glatthaar aus der kleinen Gemeinde Seedorf in Baden-Württemberg. Nach der Hauptschule entscheidet er sich für eine Maurerlehre, arbeitet als Geselle mehrere Jahre im Allgäu. Dort sammelt er erste Erfahrungen im Bau von Einfamilienhäusern. 1975 kehrt er in die Heimat zurück, bildet sich an der Abendschule weiter, absolviert drei Meisterprüfungen als Maurer-, Betonbauer- und Straßenbaumeister. Sein Wunsch, eine eigene Firma zu gründen, wächst – noch ahnt er nicht, welch großen Erfolg er mit dieser Unternehmung haben wird. Heute besteht die Glatthaar-Gruppe aus mehr als 20 Gesellschaften mit Niederlassungen in Deutschland, England und der Schweiz. Produkte gehen nach Luxemburg, Großbritannien, Belgien, in die Niederlande und die Schweiz. Die Glatthaar Gruppe umfasst neben dem Kellerbau weitere Unternehmen in der Betonfertigteilproduktion, Ingenieurbüros und sonstige Unternehmen für Baudienstleistungen sowie Start-ups.
Der Startschuss fällt 1980
1980 gründet er das Baugeschäft Joachim Glatthaar „Straßenbau und Hofbefestigung“. Als Neuling hat er es nicht leicht, sucht deshalb eine Nische. Und findet diese schließlich im Bau von Fertigkellern und Bodenplatten für Fertighäuser. Seitdem schreibt der Unternehmer seine Erfolgsgeschichte. Heute bearbeitet Glatthaar Keller jährlich 6000 Projekte im In- und Ausland, die Glatthaar Gruppe ist mit insgesamt 640 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Region. Hinzu kommen noch über 150 Montageteams mit 440 Mitarbeitern, die europaweit die Fertigkeller errichten. Seit der Firmengründung hat Glatthaar Keller mehr als 82.000 Projekte realisiert.
Mit ausschlaggebend für den Erfolg war die Erkenntnis, dass die Entwicklung im Baugewerbe hin zum industriellen Bauen gehen würde. Der Fertigkeller wurde daher das herausragende Erfolgsprodukt. Eine Vielzahl an Innovationen im Kellerbau stammt von Joachim Glatthaar, die er in all den Jahren mit viel Engagement in die Tat umsetzt. Dabei geht er sehr pragmatisch vor, stellt sich auch selbst in die Produktionshalle und bastelt so lange an einer Sache, bis sie funktioniert. Zwar muss er gelegentlich das eine oder andere wieder verwerfen, aber viele seiner Einfälle lassen sich bis heute erfolgreich realisieren und vermarkten.
Die Menschen begeistern
Als Unternehmenschef begeistert Joachim Glatthaar die Menschen für sich und seine Ideen. Es gelingt ihm nicht nur, ein Team kompetenter und eigenverantwortlicher Mitarbeiter aufzubauen – er zeigt auch eine bemerkenswerte Kundenorientierung. Durch seinen unkomplizierten Umgang mit Menschen begegnet er Mitarbeitern und Geschäftspartnern stets auf Augenhöhe, so kann er andere motivieren und überzeugen. Joachim Glatthaar ist in seinem Unternehmen Autoritätsperson und Freund, fühlt sich mit dem Bauarbeiter und in den Chefetagen wohl. Er fördert begabte Mitarbeiter und kann auch loslassen und ihnen das Ruder übergeben.
Diese Eigenschaft tritt zu Tage, als er die Nachfolge für sein Lebenswerk regelt. Frühzeitig baut er geeignete Mitarbeiter zu Geschäftsführern und Führungskräften in seinen Unternehmen auf und überträgt ihnen die Verantwortung. So bleibt mehr Zeit für neue Ideen. Viele seiner frühen Weggefährten staunen immer wieder darüber, was er alles anpackt. Joachim Glatthaar ist immer aufmerksam, registriert Herausforderungen, für die sich möglicherweise in seinem Bereich eine Lösung finden lässt, und macht sich ans Werk. Auch nach seinem Ausscheiden aus der operativen Geschäftsführung pflegt der Jubilar aktiv Beziehungen, engagiert sich täglich – Ruhestand Fehlanzeige. Das Land Baden-Württemberg würdigt den erfolgreichen Unternehmer im Jahr 2005 mit der Verleihung der goldenen Wirtschaftsmedaille, der Ortschaftsrat Waldmössingen und der Gemeinderat der Stadt Schramberg benennen zu seinem 60. Geburtstag als Anerkennung und Wertschätzung seiner überragenden unternehmerischen Leistungen weit über die Gemeindegrenzen hinaus die Firmenadresse um in Joachim-Glatthaar-Platz 1.
Immer wieder hoch hinaus
Seine im Jahr 2020 veröffentliche Biografie trägt den Titel „Der Gipfelstürmer“, auch eine Reminiszenz an sein größtes Hobby, das Bergsteigen. Joachim Glatthaar hat alle 63 Viertausender in Europa bestiegen, wagt sich selbst mit 70 Jahren noch an so manche sportliche Herausforderung. Sein Herz schlägt für Afrika, seit er in einer Gästefarm in Namibia mehrere Häuser gebaut hat. Als Kenner von Land und Leuten führt er dort immer wieder kleine Gruppen in Regionen abseits der Touristenpfade.