Seit Alexander Kluge 1966 mit „Abschied von gestern“ zum Repräsentanten des Neuen Deutschen Films avancierte, hat er nicht nur in Deutschland die Film- und Fernsehlandschaft geprägt. Auch am Lido hat er maßgeblich zur Erneuerung beigetragen – und große Erfolge gefeiert: Fünf seiner Filme waren bei den Filmfestspielen in Venedig vertreten, bis heute ist er einer der am häufigsten ausgezeichneten Filmemacher des Festivals. Für seinen Erstling „Abschied von gestern“ hatte Kluge den Sonderpreis der Jury, den Silbernen Löwen, erhalten. Zwei Jahre später wurde er mit dem Goldenen Löwen für „Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“ ausgezeichnet, zum 50. Jubiläum des Festivals im Jahr 1982 mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk.
Anlässlich des gemeinsamen 75. Geburtstages ehren die Filmfestspiele in Venedig Alexander Kluge mit der Sonderreihe „75 Jahre Film“. Kluge wird dafür sechs 100-Minuten-Programme zusammenstellen, die einen Überblick über ein dreiviertel Jahrhundert Kinogeschichte vermitteln. Dazu gehört bislang unveröffentlichtes Material, eigens für diesen Anlass produzierte Sequenzen und die so genannten Ein-Minuten-Filme, ein von Kluge für das Fernsehen entwickeltes Format. Gerade in diesen „minute pills“, die zum Teil in den Sechzigerjahren auf dem Lido aufgenommen wurden, habe Kluge „die Beziehung zwischen Kino, bildenden Künsten, Musik und Oper bewundernswert elegant und souverän kondensiert“, so Festivaldirektor Marco Müller. Die Präsentationen werden ergänzt durch Einführungen, Kommentare und Lesungen Kluges.
Die Hommage in Venedig ist der Höhepunkt einer Reihe von Projekten zu Ehren Kluges in diesem Jahr, an denen das Goethe-Institut maßgeblich beteiligt war, darunter auch die Kluge-Gesamtedition. Jede der 16 DVDs präsentiert neben einem Spielfilm mehrere Kurzfilme und einen Ein-Minuten-Film. Ergänzt werden sie durch Kluges literarische Texte, darunter sein Prosawerk „Chronik der Gefühle“ und je eine bislang nicht veröffentlichte Kurzgeschichte, die in Bezug zum jeweiligen Film steht. Die Edition orientiert sich damit bewusst an Kluges assoziativem Montageprinzip: Viele scheinbar separate Elemente fügen sich bei genauerem Hinsehen in einen komplexen Zusammenhang aus Medien, Genres und Motiven. Die Edition, die bereits im Rahmen der Berlinale feierlich vorgestellt wurde, erscheint mit Untertiteln in zahlreichen Sprachen und wird an den Goethe-Instituten weltweit gezeigt.
Die Veranstaltungen auf den Filmfestspielen Venedig werden in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, German Films und Kairos Film realisiert.
Die Kluge-Gesamtedition ist eine Zusammenarbeit des Goethe-Instituts mit der Kulturstiftung des Bundes, der Edition Filmmuseum, Kairos Film und dem Verlag 2001.