Ende 2006 hatte das Goethe-Institut Moskau junge russische Journalisten zur Teilnahme am Wettbewerb „Das JETZT-Gefühl“ aufgerufen. Nachwuchsautoren und -fotografen sollten in Texten und Fotoreportagen ihre Generation thematisieren: Wie fühlt es sich an, im heutigen Russland jung zu sein? Woran orientieren sich junge Menschen? Wonach streben sie? Innerhalb von vier Monaten gingen mehr als 60 Einsendungen aus allen Teilen des Landes ein: Von St. Petersburg bis Astrachan, von Smolensk bis Nowosibirsk, von Barnaul bis Brjansk und Perm und von Jakutsk bis Irkutsk und Moskau setzten sich junge Russinnen und Russen, aber auch Russlanddeutsche, mit ihrer Generation und deren Werten auseinander. Die meisten Texte wurden auf Russisch geschrieben, einige Teilnehmer schrieben ihre Reportagen aber auch in deutscher Sprache.
Der 1. Preis des Wettbewerbs wurde an zwei Teilnehmerinnen vergeben: Die 21-jährige Tatjana Marschanskich aus dem westsibirischen Tomsk überzeugte die Jury mit ihrer Reportage über zwei junge Frauen. Eine hat sich als Mückenforscherin der Wissenschaft verschrieben, die andere zog ihre Begeisterung für Deutschland und die deutsche Sprache ins Ausland. Dieser Schritt über die Grenze wird nicht zur Paradiesgeschichte verklärt. Die Reportage reflektiert vielmehr den neuen Patriotismus einer jungen Russin, die den Blick von außen nutzt, um anderen Menschen ihre Heimat zu erklären und auf diese Weise eine Brücke zwischen Westeuropa und Russland zu bauen. Die 22-jährige Radioredakteurin Tatjana Petschnikowa aus dem südrussischen Krasnodar reichte als Wettbewerbsbeitrag eine Reportage über eine Silvesterfeier im tschetschenischen Grosnyj ein. Für die Jury war der Beitrag vor allem wegen seines ungewöhnlichen und optimistischen Blicks auf Grosnyj bemerkenswert, wo der Krieg zwar nicht vergessen ist, aber in geringerem Maße als früher den Alltag dominiert. Die beiden Gewinnerinnen des 1. Preises des Wettbewerbs Tatjana Marschanskich und Tatjana Petschnikowa haben je eine zweiwöchige Sprachreise nach Deutschland gewonnen.
Den 2. Preis gewann Andrej Semenow aus dem westsibirischen Tjumen für sein gelungenes Porträt einer jungen Generation, der alles offen steht, die aber selbst vielleicht nicht offen genug ist, um die sich bietenden Möglichkeiten auch wahrzunehmen. Darüber hinaus vergab die Jury zwei Sonderpreise und fünf dritte Preise, die mit Buch- und Sachpreisen honoriert wurden.
Den Auftakt für das Jugendprojekt „Das JETZT-Gefühl“ bildete ein dreitägiger Journalistenworkshop zum Thema „Jugendpresse und Neue Medien“ im November vergangenen Jahres in Moskau. Im Februar organisierte das Goethe-Institut in Kooperation mit lokalen Partnern in Perm ein deutsch-russisches Medienforum mit jungen Reportern aus Russland und Deutschland.