Seit Jahrzehnten ist Grass der wichtigste kulturelle "Mittler" zwischen Polen und Deutschen. Kein anderer deutscher Schriftsteller hat die komplexen Beziehungen der Deutschen zu Polen vor und nach 1945 so eindrücklich vergegenwärtigt wie Grass in seinen Romanen, seinen Gedichten und zuletzt in seiner Autobiografie. Zu seinem achtzigsten Geburtstag begegnet er herausragenden Persönlichkeiten aus Polen und Deutschland, um mit ihnen persönliche Erinnerungen und die Rolle der deutsch-polnischen Geschichte für das neue Europa zu diskutieren.
Der Ort des Gesprächs, Grass’ Geburtsstadt Danzig, hat nicht nur biografische Bedeutung. Bei Danzig begann der Zweite Weltkrieg. Danzig war einst ein europäisches Symbol für die friedliche Symbiose deutscher, polnischer und anderer Kulturen. Später wurde die Stadt, zerstört durch die Aggression des nationalsozialistischen Deutschlands, Ausgangspunkt für die politische und gesellschaftliche Revolution der Solidaritätsbewegung, die vor dem Ende des Kalten Krieges den Weg für ein "neues Europa" bereitete.
Dabei ist die schmerzvolle Geschichte der Polen und Deutschen auch heute noch belastend. Wie können angesichts der Erfahrungen im zwanzigsten Jahrhundert Polen und Deutsche in der 1989 gewonnenen, immer noch neuen Freiheit bestehen? Ebnet eine Strategie des Vergessens den Weg für eine versöhnliche Zukunft oder liegt die Chance in einer kritischen, aufklärerischen Erinnerung? Dies diskutieren am 4. Oktober Günter Grass, Lech Walesa, Richard von Weizsäcker und Stefan Meller. Moderiert wird das Gespräch von Adam Krzeminski.
In Kooperation mit der Stadt Danzig und der Universität Danzig.www.goethe.de/warschau