"Die Polizei wird von den Behoerden bewusst getaeuscht", so Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte von Greenpeace. "Die Berichte der Gesellschaft fuer Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) zur Neutronenstrahlung sind grob manipulativ und verharmlosend. Das ist fahrlaessig, und in der Art der Verharmlosung symptomatisch. Die GRS spielt hier mit der Gesundheit der Polizisten, die diesen Zug begleiten muessen, und mit der Gesundheit der Bevoelkerung. Wir warnen die begleitenden Polizisten, sich dem Zug zu sehr zu naehern."
In dem Bericht wird bei der grafischen Darstellung der Dosisleistung, also der Messgroesse fuer die Intensitaet der radioaktiven Strahlung, mit zweierlei Mass gemessen. Die Grafik suggeriert eine raschere Abnahme der Strahlung bei zunehmendem Abstand vom Transportfahrzeug, als in der Realitaet gegeben. Bereits in einem Abstand von einer Fahrzeugbreite nimmt die Strahlung laut Grafik deutlich ab. Bei rund zwei Fahrzeugbreiten Abstand scheint das natuerliche Niveau erreicht zu sein. Dieser Eindruck wird dadurch erreicht, dass Fahrzeuggroesse und Abstand vom Fahrzeug in unterschiedlichen Massstaeben dargestellt sind.
Darstellung des Strahlenrisikos manipulativ
"Radioaktive Strahlung sieht man nicht, man hoert und riecht sie nicht, trotzdem ist sie hochgefaehrlich", so Smital. "Deswegen sieht die Strahlenschutzverordnung auch vor, jegliche Strahlung selbst unterhalb der Grenzwerte zu minimieren. Eine blosse Einhaltung von Grenzwerten ist nicht mit Ungefaehrlichkeit von Strahlung gleichzusetzen." Jeder der Castorbehaelter enthaelt so viel radioaktives Material, wie bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl freigesetzt wurde. Der 100 Tonnen schwere Metallbehaelter soll die Umwelt vor dieser Strahlung schuetzen. "Unsere Messungen zeigen, dass der Castor die Strahlung nur unzureichend abschirmt. Das muss jedem klar sein", so Smital.
In Wissenschaftskreisen ist es unstrittig, dass gerade fuer Frauen die einzuhaltenden Grenzwerte deutlich niedriger angesetzt werden muessen, was sich aber noch nicht in der Strahlenschutzverordnung niedergeschlagen hat. Vorsorglich sollten daher keine weiblichen Einsatzkraefte in der Naehe des Castors eingesetzt werden.
Bundespolizei verhinderte ueber Stunden erste Messungen in Dahlenburg
In der Nacht hatten die Greenpeace-Experten erst nach einer direkten Konfrontation mit der Bundespolizei eine erste Neutronenmessung in Dahlenburg durchfuehren koennen. Einsatzkraefte der Polizei hatten das Messteam zuvor ueber zweieinhalb Stunden massiv daran gehindert, in dem niedersaechsischen Ort die Strahlenbelastung in einem Privathaus zu dokumentieren. Anwohner hatten Greenpeace zuvor darum gebeten, die Belastung durch die Castorbehaelter zu messen, die nur wenige Meter vor ihrem Haus ueber Stunden abgestellt waren. Die Polizei machte eine sachgerechte Messung aus dem Wohn- oder Schlafzimmer des Hauses unmoeglich.
Messwerte konnten nur aus dem Garten des Hauses mit einem unguenstigen Winkel gewonnen werden. "Das Datenmaterial aus dieser Messung muss auf Grund der unguenstigen Umstaende von uns in Ruhe ausgewertet werden, um eine Vergleichbarkeit zur Messung in Dannenberg herstellen zu koennen", sagt Smital.