Unterstuetzt wird der Aufruf auch von Entwicklungsorganisationen und Umweltverbaenden wie Misereor, Greenpeace, Swissaid und der Erklaerung von Bern. Die Unterzeichner - insgesamt 173 Organisationen - wenden sich insbesondere gegen Patente auf Saatgut und Nutztiere. An der Aktion nimmt auch die bekannte Wiener Kuenstlerin Ines Doujak teil. "Es ist das groesste globale Buendnis dieser Art und sendet ein klares Signal an die Politik und die Patentaemter in aller Welt", sagt Mute Schimpf vom Hilfswerk Misereor.
"Das Buendnis ist ein ermutigendes Zeichen, wie Bauernorganisationen aus Entwicklungs- und Industrielaendern gemeinsam gegen Saatgutmonopole antreten."
Anlass der Aktion sind Patente auf Pflanzen und Tiere, die aus ganz normaler, konventioneller Zucht (ohne Gentechnik) stammen. In Europa wurde unter anderem ein Verfahren zur Zuechtung von Kuehen patentiert und ein Patent auf Brokkoli vergeben, obwohl die europaeischen Gesetze es ausdruecklich verbieten, normale Zuchtverfahren zu patentieren. Das Europaeische Patentamt (EPA) hat das Patent auf Brokkoli zum Praezedenzfall erklaert. Eine Entscheidung ueber dieses Patent (EP 1069819) kann schon in den naechsten Monaten fallen. Sie wird Auswirkungen auf alle anderen vergleichbaren Anmeldungen haben. Es sind bereits Hundert Patente auf normale Pflanzen und Tiere ohne Gentechnik in diesem Bereich angemeldet, darunter auch Patente auf die Zuechtung von Schweinen von der Firma Monsanto und auf die Zuechtung von Reis von der Firma Syngenta.
"Wir befuerchten eine globale Abhaengigkeit von grossen Konzernen, die mit Hilfe von Patenten die Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft kontrollieren wollen, von der Milch bis zum Brot, vom Backgetreide bis zur Energiepflanze," erklaert Christoph Then, der Greenpeace als Patentexperte beraet.
Der Protest vor dem Europaeischen Patentamt wird auch von der oesterreichischen Kuenstlerin Ines Doujak vor Ort unterstuetzt. Sie zeigte dieses Jahr auf der Documenta 12 in Kassel die vielbeachtete Installation "Siegesgaerten", mit der die globale Monopolisierung der biologischen Vielfalt an den Pranger gestellt wird. Jetzt hat die Kuenstlerin ihre Bild- und Textelemente in einem neuen Buch zusammengestellt und auch fuer den Brokkoli-Fall ein eigenes Motiv geschaffen. Beides wird der Presse in Muenchen vorgestellt. Das Buch wird heute zusammen mit dem globalen Aufruf den Mitgliedern des Verwaltungsrates des EPA uebergeben, der sich in Muenchen trifft.
"Ich habe unter anderem auf der Documenta erlebt, wie viele Menschen sich fuer das Thema wirklich interessieren. Es ist unglaublich, wie sich hier die Industrie zusammen mit der Politik gegen die Interessen der Menschen verbuendet haben", sagt Ines Doujak.