"Der Rio-Gipfel offenbart einen erschreckenden Realitätsverlust unserer Politiker. Sie messen der ökologischen und sozialen Weltkrise nicht annähernd soviel Dringlichkeit bei wie der Finanzkrise. Und das, obwohl die Folgen weitaus dramatischer und dauerhafter sein werden.
Die EU und Deutschland sind mitverantwortlich für das Scheitern des Rio-Gipfels. Sie haben sich dem Druck von Blockierern wie USA, Kanada, Russland, China und Indien gebeugt. Sie hatten nicht den Mut, Klartext zu sprechen und das Schlussdokument mit seinem beschämend schlechten Kompromiss abzulehnen. Durch ihr Fernbleiben hat Kanzlerin Merkel zum Scheitern des Gipfels beigetragen.
Der Rio-Gipfel hätte klare Leitplanken für die wesentlichen Verursacher von Umweltzerstörung setzen müssen: die global operierenden Unternehmen. So können Großkonzerne weiter die Umwelt auf Kosten unserer Zukunft ausbeuten, wie etwa der Ölmulti Shell, der noch in diesem Sommer eine Grenze überschreiten und in der Arktis nach Öl bohren will. Ein Unfall wie bei der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko würde in der kalten, während der längsten Zeit des Jahres mit Eis bedeckten arktischen See verhängnisvolle Folgen haben.
Die Lehre aus Rio ist, dass einzelne Staatengruppen voran gehen müssen und nicht auf einen globalen Konsens warten dürfen, den es anscheinend nicht so schnell geben wird. Wenn die Welt auf das Einlenken der USA und anderer Blockierer hofft, wartet sie ewig. Alle, die bereit sind zum Handeln, müssen jetzt mit Hochdruck die Energiewende zum Erfolg führen. Die Aufgabe Deutschlands muss jetzt sein, Europa sowie die Entwicklungs- und Schwellenländern dafür zu gewinnen.
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