"Eine der letzten fast unberuehrten Regionen dieser Welt ist am staerksten vom Klimawandel betroffen. Es ist notwendig, langfristig Daten in der Arktis zu erheben. Nur so lassen sich Klimamodelle in ihrer Vorhersagekraft verbessern", sagt Dr. Iris Menn, Meeresbiologin von Greenpeace. Um den Klimawandel aufzuhalten und die Arktis zu bewahren, muss der Ausstoss von Treibhausgasen um 40 Prozent bis zum Jahr 2020 vermindert werden. Zusaetzlich muss die unkontrollierte Ausbeutung der Arktis aufgehalten werden. "Dafuer benoetigen wir ein Sofortverbot fuer jegliche industrielle Nutzung des arktischen Ozeans, der bisher durch Eis geschuetzt war", so Menn.
Erstes Ziel der Greenpeace Expedition ist Spitzbergen. Wissenschaftler vom IFM-GEOMAR erforschen im Kongsford die Auswirkungen der Ozeanversauerung, eine bislang wenig bekannte Folge des Kohlendioxidausstosses. Besonders stark betroffen sind die Polargebiete. Die Meere nehmen hier aufgrund der niedrigen Temperaturen besonders viel CO2 auf. Dafuer wird die weltweit groesste, in Kiel entwickelte Experimentieranlage eingesetzt. "Wir werden den Einfluss der zunehmenden Versauerung des Meerwassers auf die natuerlichen Planktongemeinschaften untersuchen", erklaert Prof. Dr. Ulf Riebesell, Leiter des Forschungsprojektes. In Laborexperimenten konnten die Kieler Forscher bereits zeigen, dass insbesondere Fluegelschnecken, ein wichtiges Bindeglied im arktischen Nahrungsnetz, sehr empfindlich auf Ozeanversauerung reagieren.
In dem zweiten Expeditionsabschnitt wird die Crew der Esperanza in der noerdlichen Barentssee die bisher unbekannte Tiefsee kartieren und Fischtrawler dokumentieren. Durch das zurueckweichende Eis ziehen die grossen Fischereiflotten immer weiter nordwaerts an die neue "Eiskante" und wittern den Zugang zu neuen Fischgruenden. In diesen Gebiete gibt es bislang keine Beschraenkungen fuer die Fischerei. Mit ihren Grundschleppnetzen zerstoeren sie dort womoeglich unentdeckte Naturwunder.
Bei der weiteren Fahrt untersuchen Wissenschaftler den Rueckgang des arktischen Meereises. Gemeinsam mit Forschern aus Cambridge (Grossbritannien) soll das Meereis in der Fram Strasse zwischen Spitzbergen und Groenland vermessen werden. Weiterhin untersuchen Wissenschaftler des Woods Hole Institutes und der Universitaet Maine (USA) die rapide Gletscherschmelze auf Groenland. Im vergangenen Jahr fanden sie bereits erste Belege, dass warmes subtropisches Wasser bis in die Fjorde Groenlands dringt und dadurch die Gletscherschmelze von unten angetrieben wird.