Demnach wurde es auf insgesamt 53 Hektar ausgebracht. Das verunreinigte Saatgut der Firma Pioneer Hi-Bred wurde in sieben weiteren Bundeslaendern ausgesaet. Zwar haben diese angeordnet, die Maispflanzen zu vernichten. Sie haben aber nicht die betroffenen Flaechen bekannt gegeben. So verweigert beispielsweise Baden-Wuerttemberg, wo rund 90 Landwirte mit insgesamt etwa 640 Hektar von dem Saatgut-Skandal betroffen sind, die Informationen. In den vergangenen Jahren konnten Greenpeace und Bioland die Veroeffentlichung betroffener Flaechen nur ueber den Klageweg erreichen.
"Auch die anderen Bundeslaender muessen jetzt veroeffentlichen, wo der illegale Gen-Mais ausgesaet wurde. Nur so koennen sich benachbarte Landwirte, Saatguthersteller, Imker und Gaertner darueber informieren, ob ihnen Schaden droht", sagt Stephanie Toewe, Gentechnik-Expertin von Greenpeace. "Die Flaechen muessen zudem im Standortregister des Bundesamtes fuer Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit fuer jeden zugaenglich eingetragen werden. Nur so ist Transparenz zu erreichen." Verunreinigtes Saatgut wurde in Baden-Wuerttemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thueringen ausgesaet.
Saatgutproduzent will für den Schaden nicht aufkommen
Bioland und Greenpeace werfen dem Saatgutproduzenten Pioneer Hi-Bred vor, die betroffenen Landwirte nicht entschaedigen zu wollen. "Die Landwirte duerfen nicht auf ihrem Schaden sitzen bleiben. Pioneer muss die Landwirte umgehend und angemessen entschaedigen", fordert Thomas Dosch, Praesident von Bioland.
Die Forderung aus Politik und der Saatgutbranche, Schwellenwerte fuer gentechnische Verunreinigungen im Saatgut einzufuehren, lehnen Bioland und Greenpeace entschieden ab. "Ein Recht auf Verschmutzung darf es nicht geben. Die EU-Regelung der Nulltoleranz muss Bestand haben", so Thomas Dosch. Danach darf Saatgut nicht vermarktet werden, wenn es auch nur minimale Spuren von nicht zugelassenen Gentech-Sorten enthaelt. Bioland und Greenpeace fordern, Saatgut staerker zu ueberpruefen, damit die Saatgutfirmen ihre Qualitaetssicherung verbessern.
Das niedersaechsische Landwirtschaftsministerium stellte erst Mitte April fest, dass das Maissaatgut mit der gentechnisch veraenderten Sorte NK603 verunreinigt ist. NK603 ist in der EU nicht zum Anbau zugelassen. Nach einer Vereinbarung der Bundeslaender sind aber die Ergebnisse der regelmaessig im Fruehjahr durchgefuehrten Saatgutproben bis zum 31. Maerz zu veroeffentlichen. Durch die verzoegerte Bekanntgabe wurde das kontaminierte Saatgut aus Niedersachsen nicht rechtzeitig aus dem Handel genommen und stattdessen an Landhaendler in sieben weitere Bundeslaender geliefert.