Der Einzelhandel beschäftigt sich daher zunehmend mit diesen Fragen und startet Projekte im Bereich der Müllvermeidung und des Klimaschutzes. Das Problem der weltweit zu hohen Nutzung von Plastik rückt nicht nur durch die Vermüllung der Weltmeere zunehmend in den Blick des Handels und der Konsumenten. Die sozialen Medien beschäftigen sich ebenfalls intensiv mit der Frage, ob es wirklich sein muss, dass auch Obst und Gemüse häufig in Plastik verpackt wird, obwohl auch ein loser Abverkauf sinnvoll und möglich wäre. Nachdem China den Import von Plastikmüll eingeschränkt hat, wird nun weltweit klar, dass das Problem des Kunststoffrecyclings noch lange nicht gelöst ist. Auch die Verwendung von Mehrwegverpackungen kann nicht immer die beste Lösung sein, da diese letztlich ja auch auf einem fossilen Rohstoff basieren, der nicht nachwächst. Die Verwendung des natürlichen Rohstoffs Holz bietet in diesem Zusammenhang erhebliche Potenziale für konkret praktizierten Klimaschutz und Reduzierung der Plastikmengen. Holz lässt sich als Baumaterial, Möbel, Ladeneinrichtung, Brennstoff sowie nicht zuletzt auch als Verpackungsmaterial einsetzen. Aber kann eine „Wegwerfverpackung“ aus Holz tatsächlich die bessere Lösung sein? Oder müssen wir gar vollständig umdenken, da wir inzwischen schon reflexartig glauben, dass Mehrweg immer der bessere Weg ist?
Um einen Kubikmeter Holz zu produzieren, nimmt ein junger Baum in der Wachstumsphase in der Photosynthese fast eine Tonne CO2 auf und produziert 0,7 Tonnen Sauerstoff.
Bei der Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs Holz als Verpackungsmaterial in Form von Holzsteigen, Kisten und Paletten wird dieses CO2 gebunden - im Gegensatz zu Materialien aus fossiler Herkunft.
Die grundlegenden Prozesse der Produktion bestehend aus dem Schälen, Sägen, Heften der Verpackungen und benötigen wenig Energie und sind im Vergleich zu anderen Packmaterialien sehr effektiv und umweltfreundlich. Es werden grundsätzlich keine chemischen Hilfs- und Produktionsmittel eingesetzt, die der Verwendung als Lebensmittelverpackungen im Wege stehen würden. Die entstehenden Kuppelprodukte wie Rinde- und Holzhackschnitzel werden komplett und vielfältig weiter verarbeitet in der Holzwerkstoffindustrie oder zur Energieerzeugung genutzt.
Viele Paletten und andere Holzverpackungen werden entworfen und hergestellt, um langfristig genutzt und wieder verwendet zu werden. Dies verlängert die Bindung des gespeicherten CO2, welches zuvor vom Baum aus der Atmosphäre aufgenommen wurde. Paletten werden besonders häufig wieder verwendet und bei Bedarf auch in entsprechenden Fachbetrieben sachgerecht repariert.
Nicht mehr benötigte Behälter, Verpackungen und Paletten aus naturbelassenem Holz werden mühelos zu Hackschnitzeln weiterverarbeitet und als Rohstoff für die Spanplatten- und Holzwerkstoffindustrie eingesetzt. Dort wird das gebundene CO2 erneut über viele Jahre gebunden und trägt dadurch erneut zum Klimaschutz bei.
Im Umfeld von ständig steigenden Brennstoff- und Energiepreisen wurde der natürliche Brennstoff Holz als Biomasse längst entdeckt. In modernen Heizungsanlagen und Holzkraftwerken werden auch gebrauchte Holzverpackung zu “grünem” Strom und Wärme umgewandelt. Auch im Unterglasanbau gibt es zahlreiche Beispiele bei denen umweltfreundlich und kostengünstig mit Holz beheizt wird. Dabei wird nur das CO2 frei, welches der Baum beim Wachstum einmal gebunden hatte. Eine Erhöhung der atmosphärischen CO2 Belastung findet im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen nicht statt.
Das von GROW-Mitgliedsbetrieben verwendete Holz stammt aus einheimischer, nachhaltiger Forst- und Agrarwirtschaft. Im Rahmen der Kontrolle der Betriebe werden auch die Beschaffungswege geprüft und entsprechende Zertifikate und Nachweise eingefordert. Das GROW-Konzept der Rückverfolgbarkeit bindet die Kontrolle der Beschaffungswege fest mit ein. Dies ist durch ein Nummernsystem in der Regel bis zum einzelnen verwendeten Baumstamm möglich.
Im Umfeld öffentlicher Diskussionen und motiviert durch den eigenen Anspruch war der britische Einzelhandel Vorreiter der Überprüfung von Produkten und Beschaffungsaspekten unter Klimaschutzaspekten. Inzwischen beschäftigt sich auch der deutsche LEH intensiv mit den vorhandenen Möglichkeiten selbst einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Um die hierfür relevanten Effekte bewerten zu können, wurde das Modell des “CO2-Fussabdrucks” entwickelt. Der Carbon-Footprint informiert, welchen Gesamteffekt ein Produkt in seiner Herstellung und Anwendung im Bereich des Klimaschutzes tatsächlich hat. Dies bedeutet für Verpackungen, dass Rohstoffherkunft, Transportstrecken sowie CO2-Freisetzung bzw. –Bindung berechnet und auf dem Produkt angegeben werden kann. Die Verpackung hat beispielsweise für die ökologische Bewertung der Beschaffung von Waren über große Entfernungen eine große Bedeutung. Holzverpackungen können den grundsätzlich negativen Effekt der Warentransporte über lange Strecken nachhaltig reduzieren, während energieaufwendige und/oder Verpackungen aus fossilen Rohstoffen den Carbon-Footprint dort zusätzlich negativ belasten.
Da es sich hierbei um sehr individuelle und spezifische Betrachtungen handelt, wird ein Berechungswerkzeug benötigt, um mit vertretbarem Aufwand die notwendigen Kalkulationen durchzuführen. Das Institut ADEME hat für der internationale Branchenverband GROW ein solches Berechnungsmodell entwickelt und so besteht die Möglichkeit, an Hand vorhandener Grundlagendaten aus verschiedenen Ökobilanzen sowie Informationen aus der Praxis kurzfristig den Carbon-Footprint für interessierte Kunden auszustellen.
Übrigens scheint Holz ja auch attraktiver zu sein: Nicht umsonst gibt es inzwischen Kunststoffkisten in Holzmaserung und Kartons im Holzlook: eigentlich Etikettenschwindel, da zum Holz nicht nur die Optik, sondern auch die wahren Werte eines natürlichen Rohstoffs gehören. Wie lange wird der Konsument solche Marketingmethoden noch akzeptieren?