Viele Krankenversicherte leiden an unspezifischen Rückenschmerzen. Allein bei DAK und AOK Niedersachsen mit ihren mehr als 1,65 Millionen Versicherten sind dies 31,5 Prozent. Diese Zahlen sind Ergebnis eines Projekts der beiden Krankenkassen. Gemeinsam mit Forschern und Kooperationspartnern suchen sie nach neuen Versorgungskonzepten, um für Rückenschmerz wirksamere Wege zu finden. Damit wollen sie zeitraubende und kostenträchtige Umwege bis zum Therapieziel verhindern. Die können beispielsweise durch rein organbezogene Diagnosen oder durch die Selbstmedikation von Patienten mit rezeptfreien Schmerzmitteln im Vorfeld entstehen. Nicht nur Versorgungsforscher, auch Sportmediziner schärfen in einem großen, auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekt übergreifend das Risikoprofil für Rückenschmerz.
Fachübergreifende Therapie mit dem Zahnarzt
Für Zahnärzte wie jene im bundesweiten Netzwerk der GZFA gehört die fachübergreifende Therapie bereits zum Alltag. Sie rücken das erkrankte Kausystem in den Fokus, das auch Leiden wie Rückenschmerz hervor rufen kann. Anhand eines standardisierten Schienentherapiekonzeptes können sie das Schmerzsymptom auf seine Ursache zurück führen und andere Therapeuten gezielt mit einsetzen. "Unsere Mitglieder bekommen Patienten mit Rückenschmerzen oft vom Orthopäden, HNO-Arzt, Physiotherapeuten oder vom Osteopathen in die Praxis überwiesen", erklärt Franz Weiß, Geschäftsführer der GZFA. Haben diese Haltungsstörungen wie Schulter- oder Beckenschiefstand oder einen gestörten muskulären Status festgestellt und schöpfen sie Verdacht auf einen Fehlbiss, ist die Diagnose eines funktionstherapeutisch arbeitenden Zahnarztes gefragt. "Wieder andere Mitglieder sind als Funktionstherapeuten in der Region bekannt oder werden, beispielsweise über das Internet, gezielt gesucht", so Weiß.
Zusammenspiel von Kiefer und Körper
Zu den entscheidenden Suchwörtern zählt die Cranio Mandibuläre Dysfunktion. Der Begriff umschreibt das gestörte Zusammenspiel von Schädel (lat. Cranium) und Unterkiefer (lat. Mandibula). Es kann Schmerzsymptome an Zähnen und Kaumuskeln sowie im Bereich von Kopf, Schultern und Rücken hervor rufen. Eine verbreitete Ursache ist das Pressen und Knirschen mit den Zähnen, wovon laut Bundeszahnärztekammer aktuell jeder Zehnte betroffen ist. Spuren davon werden an einem abgeriebenen Gebiss (Abrasion) und einer veränderten Bisshöhe sichtbar. Gängige Behandlungsform bei CMD ist die Schienentherapie mit voran gegangenem klinischen und instrumentellen Funktionstest. Ein therapeutisches Zwischenziel ist zunächst, mit der Schiene die Fehlkontakte im Biss zu unterbrechen. Das leisten beispielsweise Knirscherschienen, die allerdings wegen der Abnutzung immer wieder erneuert werden müssen und nicht ursächlich, sondern nur symptombezogen wirken. "Das eigentliche Therapieziel muss ein gesunder Biss mit einer physiologischen Position der Kiefergelenke sein", so Weiß.