1. Zähneknirschen
Die Bundeszahnärztekammer hat darauf hingewiesen, dass Zähneknirschen (Bruxismus) in der Bevölkerung zunimmt. Das stellt man besonders bei den 35- bis 45-Jährigen fest, darunter vor allem bei Frauen. Zähneknirschen kann auch durch Zahnlücken oder durch nicht perfekt angepasste Füllungen oder Brücken verursacht sein.
2. Kieferknacken und -schmerzen
Beim gesunden Kiefergelenk gleitet der Gelenkkopf in einer Gelenkpfanne mit einem sich mitbewegenden Polster (Diskus). Doch wenn sich z.B. durch Zähneknirschen die Bisshöhe verändert und infolgedessen auch die Stellung des Ober- und Unterkiefers, engt das den Bewegungsspielraum des Kiefergelenks immer mehr ein. Folge: Der Diskus verlagert sich ebenfalls, oft hörbar an Knack- und Reibegeräuschen. Im schlimmsten Fall kann eine Kiefergelenksarthrose drohen.
3. Schmerzen beim Mundöffnen
Vier Muskelpaare an Kiefer und Schläfen sind Teil des Kausystems. Mit ihnen vollzieht der Mensch Dreh- und Seitenbewegungen des Unterkiefers sowie das Vor- und Zurückziehen. Zugleich kann er hier mit bis zu 800 Newton die größte punktuelle Kraft im Körper mobilisieren. Ist der Biss durch Fehlkontakte gestört, können sich durch diese enorme Kraft extreme Verspannungen entwickeln. Oft treten diese dann beim Mund Öffnen, Beißen oder Kauen schmerzhaft auf.
4. Rücken- und Schulterschmerzen
Rückenprobleme verursachen sehr viele Fehltage am Arbeitsplatz. Ein wenig bekannter Grund kann im erkrankten Kausystem liegen: Dann wirken neuromuskuläre Mechanismen bis in die Bereiche von Nacken, Schulter und Rücken. Ein Zahnarzt kann abklären, ob das Kausystem erkrankt ist und als Ursache infrage kommt. Abgeriebene Zähne, ein Schulter- oder Beckenschiefstand sind für ihn erste Signale, um eine Funktionsanalyse vorzunehmen.
5. Migräne oder Kopfschmerzen
Durch ein krankes Kausystem können über neuromuskuläre Mechanismen Schmerzen im Gesicht, am Kopf oder im Nacken entstehen. Ebenso ist eine verhängnisvolle Wechselwirkung bei Wirbelveränderungen im Bereich von Hals und Nacken möglich. Ist der Trigenimus-Nerv mit betroffen, ist sogar eine Migräne plausibel. In diesem Fall ist eine sorgfältige fachübergreifende Diagnostik entscheidend für den Behandlungserfolg.
6. Ohrgeräusche und Tinnitus
Viele kennen Ohrgeräusche: Sie scheinen für einen Moment im Bewusstsein auf und werden sogleich wieder ausgeblendet. Bei ca. zehn Prozent der Bundesbürger ist das der Fall. Die Deutsche Tinnitus-Liga beziffert den Anteil der Menschen, die dagegen massiv unter chronischem Tinnitus leiden, mit rund 1,5 Millionen. Ein Faktor bei der Diagnose kann das Kiefergelenk sein, das mit Gehörgang und Mittelohrkomplex aufgrund nervlicher und muskulärer Kontakte eng verbunden ist. Bestehen also Zahnfehlstellungen, kann der Druck auf die Kiefergelenke auch die umgebende Muskulatur stark beeinträchtigen.
7. Schnarchen
In den mittleren Jahren schnarchen 46 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen. Der dabei entstehende Lärm kann mit bis zu 90 Dezibel so laut wie ein motorbetriebener Rasenmäher werden. Ein HNO- oder Lungenfacharzt muss abklären, ob das Schnarchen im persönlichen Fall medizinisch bedenklich ist. Um eine mögliche Ursache zu beheben, sollte ein Zahnarzt untersuchen, ob der Zahnstatus, Bissfehlstellungen oder die Schädelform mit der Unterkieferposition den Rachenraum eingeengt haben.
8. Verschlechterte Artikulationsfähigkeit
Für die Artikulation nutzt der Mensch seine Zähne, besonders die Frontzahnreihen, sowie das Kausystem mit den Kiefergelenken. Jeder weiß, dass Zahnlücken oder nicht perfekt angepasster Zahnersatz die Artikulation beeinträchtigen können. Doch die Bedeutung des muskulären Drucks auf die Kiefergelenke ist weniger bekannt. Ein Hinweis darauf kann der Kloß im Hals oder Schluckbeschwerden sein.
9. Augenflimmern
Muskelgewebe und Schädel- und Gesichtsknochen bilden ein schützendes Lager für den Augapfel. Anders, wenn das Kausystem erkrankt: Dann kann der dort entstehende Druck Schmerzen am Auge hervorrufen, ebenso Augenflimmern, übergroße Lichtempfindlichkeit oder Doppelsehen. Ein Zahnarzt sollte den Bisszustand überprüfen, wenn Augenarzt und Neurologe das Augenflimmern nicht mit einem Befund erklären können.
10. Schwindel
Das Gleichgewicht kann durch irritierende muskuläre Reize in der Hals-, Nacken- und Rumpfregion gestört werden. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Jahre nach einer Gehirnerschütterung oder dem sogenannten Schleudertrauma Schwindelanfälle auftreten. Wenn der Befund von Neurologe oder HNO-Arzt keine Erklärung dafür bietet, kann ergänzend ein Zahnarzt den Biss überprüfen. Damit klärt er ab, ob als Spätfolge ein erkranktes Kausystem der Auslöser ist.