Früher sprach Billy Graham vor gefüllten Stadien, heute macht er durch Bücher auf die ewigen Dinge aufmerksam. Wie man es von ihm gewohnt ist, findet er dafür klare Worte, auch wenn er im Alter leisere Töne anschlägt: „Es ist tragisch, aber viele Menschen entdecken die Wahrheit nie, sei es, dass sie nie über sie nachdenken, sei es, dass sie die Antwort auf die Frage, warum sie da sind, in der falschen Richtung suchen. Sie leben ihr Leben, ohne je zu merken, wer sie eigentlich sind oder warum Gott sie in diese Welt gestellt hat.“
Der Mann, der in mehr als 185 Ländern gesprochen hat – vor Staatsmännern genauso wie vor Nomaden im Vorderen Orient – blickt auf ein bewegtes Leben zurück. In „Jedes Leben – eine Reise“ schreibt er über die unterschiedlichen Seiten des Daseins: über Liebe, über Schmerz, über Pläne und Ziele. Und er schreibt über Gott, mit dem er immer wieder Überraschendes erlebt hat: „Gott begrenzen – das ist so ähnlich wie in eine Pfütze zu schauen und zu denken, dass dies der Ozean ist.“
Billy Graham – eigentlich William Franklin – wurde am 7. November 1918 als ältestes von vier Kindern geboren. Frisch verheiratet begann er 1943 seinen Dienst als Pastor einer kleinen Baptistengemeinde in Western Springs. Seit seiner ersten großen Zeltevangelisation in Los Angeles im Jahr 1949 steht er im Licht der Weltöffentlichkeit. Zu einem nationalen Symbol machte ihn 1957 der „Feldzug“ in New York. Rund zwei Millionen Menschen kamen im Madison Square Garden zusammen und brachen alle Teilnehmerrekorde. Auch in Deutschland war Graham mit fünf Veranstaltungen aktiv. Am bekanntesten war die „Euro 70“, die von der Essener Gruga-Halle aus mit damals modernster Technik in viele Großstädte Deutschlands live übertragen wurde. Im Laufe seiner mehr als 60 Jahre dauernden aktiven Zeit sprach er vor rund 210 Millionen Menschen – das entspricht etwa der 2,5-fachen Einwohnerzahl Deutschlands. 2005 beendete der Evangelist und Berater vieler US-Präsidenten seinen aktiven Dienst.
„In den nächsten Jahren werden Historiker und Gelehrte entscheiden, wer die fünf oder zehn einflussreichsten Persönlichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts waren. Ich glaube, dass solch eine Liste ohne den Namen Billy Graham unvollständig ist.“ Al Gore, ehemaliger US-Vizepräsident