»Sie war eine der vielseitigsten Künstlerinnen, denen ich in meinem Berufsleben begegnet bin«, sagt Josef Hussek, Operndirektor der Hamburgischen Staatsoper. »Vom leichten lyrischen Koloratursopran einer exquisiten Mozartsängerin bis zu den Paradepartien des jugendlich-dramatischen Fachs hat sie im Laufe ihrer Karriere mit stupender Technik und unglaublicher Energie die Frauenfiguren eines Richard Wagners und Richard Strauss erarbeitet. Dass der Mensch Inga Nielsen der Künstlerin aber an Disziplin und Kollegialität in nichts nachstand, hat sie uns so besonders liebenswert und wertvoll gemacht. Der Abschied fällt schwer.«
Der Hamburgischen Staatsoper war Inga Nielsen 30 Jahre lang verbunden. 1978/79 debütierte sie an der Dammtorstraße als Ännchen im »Freischütz«, es folgten Partien wie Marzelline (»Fidelio«), Violetta (»La Traviata«), und Konstanze (»Die Entführung aus dem Serail«). 1995/96 wechselte sie das Fach und sang in Hamburg erstmals Chrysothemis (»Elektra«). Großes Aufsehen erregte 1998 sie mit ihrer Interpretation der Elsa in der grandiosen Neuproduktion von »Lohengrin« in der Inszenierung von Peter Konwitschny, wo sie die Wandlung vom naiven Schulkind zur erwachsenen Frau überzeugend verkörpern konnte. Mit dem Regisseur arbeitete sie an der Dammtorstraße noch ein weiteres Mal zusammen und glänzte als Jenny in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« (2000). Es folgten mit Elisabeth (»Tannhäuser«) und Senta (»Der fliegende Holländer«) weitere Wagner-Partien in Hamburg. Zuletzt stand Inga Nielsen an der Hamburgischen Staatsoper im Januar 2006 als Senta auf der Bühne.