»Heute«, so Aldona Farrugia, »werden diese Stücke ja sehr gerne entweder streng historisch oder schrill und trashig inszeniert. Letzteres ist vielleicht dem unglaublichen Witz der frühbarocken Libretti geschuldet, aber für mich ist das kein Grund, die Story nicht ernst zu nehmen. Auch das Museale interessiert mich nicht: Ich will Kraft und Leben auf der Bühne«. Vor dem Regiekonzept steht bei Opern des 17. Jahrhunderts zunächst die Frage nach der Fassung. Von »La Calisto« existiert keine Partitur im modernen Sinne, so dass Alexander Soddy sich zunächst die Noten einrichten musste; der Engländer gibt mit »La Calisto« seine erste eigene Einstudierung. Bühnenbildnerin Anja Hertkorn hat die Musiker mitten in die Szenerie zwischen Göttern, Halbwesen und Menschen platziert. Sie alle agieren miteinander auf einer Ebene, was sich auch in den Kostümen von Gisa Kuhn äußert.
Das Schicksal der Kallisto wird auf der Bühne von Christiane Karg verkörpert. Die bayerische Sopranistin hat mit ihren Auftritten an der Staatsoper bereits viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen - mit dieser Partie endet nun ihr zweijähriges Engagement im Internationalen Opernstudio. Ab der kommenden Spielzeit ist sie Ensemblemitglied der Oper Frankfurt. Auch für Ladislav Elgr - er übernimmt die Travestierolle der Linfea auf Männerjagd - und Ann-Beth Solvang - sie leiht Calistos Dienstherrin Diana Gestalt und Stimme - endet mit dieser Produktion die Zeit im Opernstudio. Der tschechische Tenor wechselt an die Wiener Volksoper, die norwegische Mezzosopranistin rückt an der Dammtorstraße ins feste Ensemble nach. Als eifersüchtige Giunone wird Trine W. Lund zu hören sein, Dominik Köninger stellt sich als listiger geflügelter Bote Mercurio vor, der Tenor Jun-Sang Han übernimmt den Waldgott Pan und Hee-Saup Yoon dessen Kumpan Sylvano. Für die weiteren Partien sind Michal Wajda-Chlopicki (Hirt Endimione), Frederick Jackson (Giove) und Ingrid Frøseth (Satirino) engagiert.
Die Zuschauer erwartet an den sechs Abenden im Juli ein »Jahrmarkt der Gefühle«: Vergleichbar mit den Verstrickungen des Shakespeare'schen »Sommernachts-traums« suchen in »La Calisto« die Figuren Zuflucht an einem Ort weit weg von der Zivilisation, der es erlaubt, im Schutz der Maskierung ihre Träume auszuleben. »Ein promiskuitiver Karneval reißt alle im Taumel fort«, fasst Aldona Farrugia zusammen.
»La Calisto« von Francesco Cavalli
Eine Produktion des Internationalen Opernstudios der Hamburgischen Staatsoper
Premiere: 3. Juli 2008, 20.00 Uhr
Weitere Vorstellungen: 5., 7., 9., 11., 13. Juli 2008, jeweils 19.00 Uhr
Veranstaltungsort: Opera stabile, Kleine Theaterstraße
Karten zu 18 Euro (ermäßigt 12 Euro) sind an der Tageskasse der Hamburgischen Staatsoper, telefonisch unter 040 - 35 68 68 sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.