Die Spitzenvertreter beider Kammern betonten: "Das überdurchschnittliche Wirtschaftswachstum 2007 muss zwar im Zusammenhang der positiven bundesdeutschen Konjunkturentwicklung gesehen werden, es ist aber auch Ergebnis einer jahrelangen Investitionspolitik in Bremen." Die bremische Wirtschaft beobachte mit Sorge, dass die Landesregierung hier neue Schwerpunkte setze: "Das Land Bremen braucht eine mittel- und langfristige Perspektive für die Entwicklungsmöglichkeiten des Standortes."
Präses Peper und Präsident Brüggemann wiesen darauf hin, dass wirtschaftliche Prosperität die finanzielle Basis für die Sicherung zukünftiger sozialer Leistungen bilde: "Wenn Bremen jetzt die investiven Kräfte schwächt, dann könnte das unserem Standort angesichts der gegenwärtigen globalen Konjunkturabkühlung nachhaltig schaden."
Zu den notwendigen Rahmenbedingungen gehöre neben einer offensiven Gewerbeflächenpolitik auch eine kundenorientierte Wirtschaftsförderung, weiterer Bürokratieabbau sowie mehr Verlässlichkeit in den politischen Entscheidungsverfahren. Wichtig sei angesichts der weiter wachsenden maritimen Wirtschaft der konsequente Ausbau der Hinterlandanbindungen für die bremischen Häfen.
Impulse kamen 2007 für die bremische Wirtschaft vor allem aus dem Export und der Hafen- und Logistikwirtschaft. Bremen weist im Bundesvergleich mit einem Exportanteil von 51,1 Prozent in der Industrie die zweithöchste Exportquote auf. Die bremischen Häfen erzielten mit einem Gesamtumschlag von mehr als 69 Millionen Tonnen einen neuen Umschlagrekord - ein Plus von sieben Prozent. Das Mengenwachstum betraf sowohl die Hafengruppe Bremerhaven (+8,5 Prozent) als auch die Hafengruppe Bremen-Stadt (+2,3 Prozent). Im Automobilsektor wurden erstmals mehr als zwei Millionen Fahrzeuge umgeschlagen.
Aktuell setzt sich die positive Entwicklung fort: Allein im Containerbereich wurden im Zeitraum Januar bis April 2008 gut 223.000 TEU mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum umgeschlagen - ein Zuwachs von 14,5 Prozent. Der Gesamtumschlag in den bremischen Häfen legt aktuell um 9,7 Prozent zu, der Automobilumschlag um 7,8 Prozent.
Die Wertschöpfung in der Industrie stieg, ebenso wie der Umsatz, um 4,3 Prozent. Der Beschäftigungsrückgang der vergangenen Jahre im produzierenden Gewerbe hat sich spürbar gemildert. Deutliche Umsatzzuwächse konnten Fischverarbeiter, die Hersteller von Metallerzeugnissen, der Schiffbau sowie die Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik und die Optik erzielen.
Die Tourismusbranche verzeichnete mit 1,5 Millionen Übernachtungen einen neuen Rekord. Für Impulse sorgt die neue Ryanair-Basis in Bremen: Das Fluggastaufkommen des Flughafen Bremen nahm um über 31 Prozent zu. Die Zahl der ausländischen Besucher ist auf knapp 370.000 angestiegen.
Mit nur geringfügigem Umsatzwachstum und stagnierenden Beschäftigtenzahlen bewegte sich die Konjunktur im Einzelhandel auf einem verhaltenen Niveau. Uneinheitlich verlief die Geschäftsentwicklung im Groß- und Außenhandel. Steigende Umsätze verzeichnete der Handel mit Maschinen und Ausrüstungen, Rohstoffen und Halbwaren sowie Ge- und Verbrauchsgütern.
Für die zweite Jahreshälfte 2008 rechnen die Handelskammer Bremen und die IHK Bremerhaven mit einer leichten Abschwächung der konjunkturellen Entwicklung. Durch die anhaltend hohe Investitionsbereitschaft der Unternehmen, die weitere Entspannung auf dem Arbeitsmarkt und die gestiegene internationale Wettbewerbsfähigkeit der bremischen Wirtschaft wird sich das Wachstum aber nur moderat verlangsamen.