Dazu Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden: "Frauen im Handwerk - das sind rührige Unternehmerinnen, mitarbeitende Ehefrauen/Lebensgefährtinnen, gut ausgebildete weibliche Fachkräfte, Ausbilderinnen, Lehrlinge, Sachverständige und ehrenamtlich tätige Innungsobermeisterinnen - sie alle leisten einen wichtigen Beitrag für den Wirtschaftsbereich Handwerk. Der Anteil der Frauen im Handwerk steigt zwar stetig an, doch vor allem in den stärker technisch geprägten Berufen sind sie noch unterrepräsentiert. Deshalb gilt es, mehr junge Frauen, die vor der Berufswahl stehen, auf die rund 130 Ausbildungsberufe und auf die Zukunftsperspektiven im Handwerk aufmerksam zu machen. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und den sich abzeichnenden Fachkräftemangel in vielen Gewerken sind Frauen eine wichtige Säule für das Fortbestehen und die Weiterentwicklung von Betrieben."
Welche Rollen Frauen im Handwerk des Kammerbezirkes Dresden mit seinen insgesamt 23.000 Handwerksbetrieben spielen, zeigt ein Blick in die Statistiken. Die Zahlen zeigen: "Handwerk liegt nicht in den Genen, sondern im Blut." - wie es ein Slogan der Imagekampagne des Deutschen Handwerks zusammenfasst.
Unternehmerinnen
3.163 der insgesamt 18.087 Einzelunternehmen (dazu zählen nicht GmbHs, KGs etc.) im Kammerbezirk werden von einer Frau geführt. Das sind 17,5 Prozent. Mit Blick auf die einzelnen Gewerke zeigen sich große Unterschiede. Eine Auswahl: Bei den Friseuren beträgt der Anteil der Unternehmerinnen 85,6 Prozent. Höher liegen nur noch die Kosmetiker (96,2%) und die Maßschneider (93,1%). Aber auch bei den Glas- und Porzellanmalern (71,4%), den Keramikern (62,3%) und den Hörgeräteakustikern (58,3%) geben mehr weibliche Führungskräfte den Ton an. Etwas weniger sind es beispielsweise bei den Fotografen (47,3%), den Gold- und Silberschmieden (45,9 %), den Zahntechnikern (43,2%), den Augenoptikern (39,3 %), den Konditoren (37,5%) und den Gebäudereinigern (35,5%).
Weit in der Unterzahl sind Unternehmerinnen in den Bau und Ausbaugewerken sowie im Lebensmittelhandwerk: Bei den Bäckern werden 15,2 Prozent der Einzelunternehmen von einer Frau geführt, 11,4 Prozent sind es bei den Fleischern. Weitere Gewerke: Landmaschinenmechaniker mit 6,9 Prozent Unternehmerinnenanteil, Steinmetz und Steinbildhauer mit 6,8 Prozent, Gerüstbauer mit 6,6 Prozent, Kraftfahrzeugtechniker mit 3,8 Prozent und Maurer und Betonbauer sowie Dachdecker mit jeweils 1,7 Prozent.
Ausbildung: weibliche Lehrlinge
Deutschlandweit liegt der Anteil der weiblichen Lehrlinge im Handwerk bei 24 %. Mit 27 Prozent ist er im Kammerbezirk Dresden etwas höher - Tendenz steigend. Ein Jahr zuvor waren es noch 5 Prozent weniger. Zum 31. Dezember 2014 waren über alle Lehrjahre 1.267 weibliche Lehrlinge im Kammerbezirk eingetragen.
Der Frauenanteil in den einzelnen Handwerken variiert jedoch auch hier stark. Die beliebtesten Ausbildungsberufe bei den jungen Frauen sind das Friseur-, Lebensmittel- und Zahntechnikerhandwerk, gefolgt von der Bürokauffrau und der Augenoptikerin. Es gibt aber auch junge Frauen, die sich für eine Lehre in eher männerdominierten Berufen entschieden haben: So sind derzeit im Kammerbezirk 1 Schornsteinfegerin, 3 Zimmerinnen, 5 Steinmetz- u. Steinbildhauerinnen, 9 Kfz-Mechatronikerinnen, 10 Maler und Lackiererinnen sowie 17 Tischlerinnen in der Ausbildung.
Im Jahr 2014 haben insgesamt 1.917 Lehrlinge eine Ausbildung bei Handwerksbetrieben im Kammerbezirk begonnen, 517 davon waren weiblich.
Ehrenamt - Obermeisterinnen von Innungen
Im Kammerbezirk Dresden gibt es insgesamt 90 Innungen. Bei fünf davon steht eine Obermeisterin vor:
- Zweiradmechaniker-Innung Dresden: Marion Schümann
- Oberlausitzer Damenschneiderinnung: Monika Bruntsch
- Innung des Bekleidungshandwerks Dresden: Ines Günnel
- Friseurinnung Bautzen: Szilvia Schiffel (gleichzeitig stellvertretende Kreishandwerksmeisterin der KHS Bautzen)
- Friseurinnung Südsachsen: Anke Anton
Weibliche Sachverständige
Unter den derzeit 112 öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen im Kammerbezirk Dresden sind 5 Frauen und gestandene Unternehmerinnen. Sie bringen ihr Fachwissen bei Gutachten (u. a. für Gerichte) ein.
- Sonja Wotruba aus Nossen - Gebäudereinigerhandwerk
- Tischlermeisterin Christine Walther aus Königsbrück - Holz- und Bautenschutzgewerbe
- Petra Rolfsmeyer aus Meißen - Orthopädieschuhmacherhandwerk
- Karin Lißner aus Dresden - Zimmererhandwerk
- Ines Schulze-Voigt aus Görlitz - Gold- und Silberschmiedehandwerk