Dazu Dr. Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden: "Betrachtet man die letzten 15 Jahre, dann befinden wir uns immer noch in einem Stimmungshoch. Das heißt zunächst aber auch nur, dass sich nach Jahren der Krise so etwas wie ein Normalzustand eingestellt hat. Dieser Normalzustand könnte aber z. B. durch den Mindestlohn sowie steigende Energie- und Rohstoffpreise bedroht sein."
Laut der aktuellen Umfrage schätzen 52 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage als "gut" ein, 39 Prozent als "befriedigend" und neun Prozent als "schlecht". Das heißt, neun von zehn Befragten sehen eine gute oder befriedigende Geschäftslage. "Das sind immer noch Spitzenwerte", so Dr. Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. Eingetrübt haben sich indes die Geschäftslageerwartungen. Nur noch 49 Prozent rechnen in den kommenden Monaten mit einer guten Geschäftslage, vor Jahresfrist waren es noch 54 Prozent.
Auch bei der Auftragslage und Umsatzentwicklung zeigen sich leichte Dämpfer. Nur noch jeder fünfte Betrieb (20 Prozent) meldet steigende Auftragseingänge im Vergleich zum Frühjahr - vor einem Jahr waren es noch 28 Prozent. Bei den Umsätzen rechnen die meisten Betriebe (58 Prozent) zwar mit stabilen Umsätzen, aber 21 Prozent auch mit Verlusten. "Wenn jeder fünfte Betrieb Sorgen beim Umsatz hat, muss das zu denken geben", so Dr. Brzezinski.
Die Betriebsauslastung ist stabil und liegt bei 87 Prozent. Unverändert hoch ist auch die Investitionsbereitschaft bei den Unternehmen. 38 Prozent der Befragten geben an, in Größenordnungen von ca. 36.000 Euro zu investieren.
Als größtes Problem sehen viele Handwerke nach wie vor die steigenden Einkaufspreise: 41 Prozent verzeichnen hier steigende Kosten, die sie aber nur bedingt zurückgeben können. Bäcker und Friseure sind davon besonders betroffen. 19 Prozent der Handwerker haben die Preise ihrerseits erhöht. "Wir können davon ausgehen, dass sich diese Werte mit Blick auf den Mindestlohn erhöhen werden", sagt Handwerkskammer-Präsident Dr. Jörg Dittrich.
Mit Blick auf die verschiedenen Branchen zeichnet sich zum Teil ein sehr unterschiedliches Bild ab. So driften Bau und Ausbau, die lange Zeit beide als die Lokomotiven der Konjunktur galten, seit einem halben Jahr auseinander. Klassenprimus ist weiterhin das Ausbaugewerbe, das mit insgesamt 60 Punkten auf dem Klimaindex - und dem damit besten Wert im Branchenvergleich - seine Geschäftslage nochmal verbessert hat. 66 Prozent beurteilen die gegenwärtige Geschäftslage mit "gut" und immerhin noch 62 Prozent erwarten auch für die kommenden Monate gute Geschäfte.
Anders im Baugewerbe. Hier sinkt die gegenwärtige Lageeinschätzung auf einen nur noch durchschnittlichen Wert. 52 Prozent beurteilen die Lage mit "gut" und nur noch 42 Prozent erwarten, dass dies so bleibt. 17 Prozent erwarten eine Entwicklung hin zu schlechteren Werten.
Abermals die schlechtesten Stimmungswerte verzeichnet das Kfz-Handwerk. Das Geschäftsklima fiel innerhalb eines Jahres von 13 auf 4 Punkte auf das Niveau vom Frühjahr 2013 zurück. 22 Prozent bezeichnen derzeit ihre Geschäftslage als "schlecht" und nur 19 Prozent als "gut". Zum Jahresende erwartet die Branche jedoch Umsatzsteigerung, was sich auch auf die Umfrageergebnisse niederschlägt: 25 Prozent erwarten eine gute Geschäftslage und nur 15 Prozent eine schlechte.
Verhaltener als das Gesamthandwerk aber dennoch zunehmend optimistischer nach dem Stimmungsknick von vor zwei Jahren zeigt sich das Lebensmittelhandwerk. 44 Prozent schätzen ihre Geschäftslage als "gut" ein. Dennoch: Auftrags- und Umsatzwachstum wurden durch steigende Rohstoff- und Energiepreise geschluckt.
Die Stimmung im Gesundheitshandwerk ist in den vergangenen zwei Jahren langsam aber kontinuierlich angestiegen und präsentiert sich jetzt mit 53 Punkten weit überdurchschnittlich. 58 Prozent bewerten ihre Lage mit "gut" - begleitet von steigenden Mitarbeiter- (+3,2 Prozent) und Auslastungszahlen (+2,0 Prozent). Auch für die kommenden Monate zeigt sich die Branche optimistisch.
Zusammenfassend sagt der Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Brzezinski: "Wir haben zwar nach wie vor eine gute Ausgangslage, aber eher zurückhaltende Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung. Damit wir keinen tatsächlichen Einbruch erleben, müssen die Sorgen der Handwerker gehört und ernst genommen werden. Wichtig ist jetzt, da wir noch eine positive wirtschaftliche Entwicklung verzeichnen, in die Zukunft zu investieren. Das gilt insbesondere für Bildung und Infrastruktur."