Das Münchner und oberbayerische Handwerk startete eher verhalten ins Jahr 2008. Der Umsatz im 1. Quartal 2008 stieg zwar im Vorjahrsvergleich um nominal ein Prozent auf 6,25 Mrd. Euro, abzüglich der Preissteigerung dürfte jedoch ein Minus stehen. Während die Gesundheitsgewerbe und die privaten Dienstleister gegenüber dem Vorjahr herbe Verluste verzeichneten, zeigten sich die Handwerke für den gewerblichen Bedarf robust gegenüber der konjunkturellen Abkühlung. Auch die Umsätze im Kfz-Gewerbe erholten sich im 1. Quartal 2008 gegenüber dem Vorjahr. Trotz des ruhigen Jahresauftakts blicken die Handwerksunternehmen in München und Oberbayern noch mit Zuversicht auf die kommenden Monate: 80 Prozent der Betriebsinhaberinnen und -inhaber erwarten gute bzw. zufriedenstellende Geschäfte. Das sind drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahresquartal. Die momentane Geschäftslage beurteilen immerhin 72 Prozent positiv (minus drei Prozentpunkte im Vergleich zu März 2007).
Das Auftragspolster der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk schmolz im 1. Quartal 2008 auf 5,9 Wochen (minus 0,2 Wochen gegenüber März 2007). Die Auslastungsquote sank um zwei Prozentpunkte auf 69 Prozent. Die Investitionen stiegen zwar um fünf Prozent auf 191 Millionen Euro, doch der Anteil investierender Betriebe sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um drei Prozentpunkte auf 25 Prozent. Bei der Beschäftigung beginnt das Münchner und oberbayerische Handwerk das Jahr 2008 erwartungsgemäß mit einem leichten Minus. Schon im Jahresverlauf 2007 hatte die Einstellungsbereitschaft der Betriebe spürbar nachgelassen. Davon ausgenommen waren einzelne Berufssegmente, wie z.B. das Elektro- und das metallverarbeitende Handwerk. Aktuell bedeuten 276.000 Beschäftigte ein Prozent weniger als im März 2007.
Erneut gestiegen ist dagegen die Zahl der Handwerksbetriebe: Sie kletterte im 1. Quartal 2008 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent auf 69.450. Überdurchschnittlich wuchs erneut die Betriebszahl bei den zulassungsfreien Berufen (B1), bei denen die Meistervoraussetzung Anfang 2004 abgeschafft wurde. Rund 14.650 Betriebe bedeuten gegenüber dem 1. Quartal 2007 ein Plus von 10,6 Prozent. Bis Ende März wurden im Kammerbezirk über 930 neue Ausbildungsverträge registriert, ein Plus von neun Prozent gegenüber März 2007. Bayernweit angelegt ist die in diesem Jahr gestartet Nachwuchswerbekampagne "Macher gesucht", mit der Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren für das Handwerk begeistert werden sollen. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.lehrlinge-fuer-bayern.de.
Traublinger: "Damit die Handwerksunternehmen auch künftig genügend Ausbildungsplätze bereit stellen können, müssen die Lohnzusatzkosten sinken. Überhaupt nicht ins Bild passt daher die kürzlich angekündigte zusätzliche Rentenerhöhung. Den Preis für dieses milliardenschwere Wahlgeschenk tragen die Beitragszahler - Arbeitnehmer und Betriebe gleichermaßen." Der Kammerpräsident forderte die Bundesregierung auf, den Koalitionsvertrag einzuhalten und die Beiträge zu den Sozialversicherungen unter der 40-Prozent-Marke zu belassen. In diesem Zusammenhang kritisierte Traublinger auch die beschlossene Beitragserhöhung bei der Pflegeversicherung um 0,25 Prozentpunkte. "Auch bei der gesetzlichen Krankenversicherung drohen ab dem 1. Januar 2009 Beitragserhöhungen, wenn durch den Gesundheitsfonds die gesamte Kassenlandschaft einen einheitlichen Satz erheben wird", erklärte der Kammerpräsident und fuhr fort: "wenn die Kosten für Arbeit weiter steigen, ist das eine schwere Hypothek für Wachstum und Beschäftigung gerade im arbeitsintensiven Handwerk." Negative Folgen für das Handwerk hätte auch die branchenübergreifende Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns warnte Traublinger und forderte, diese Diskussion endlich zu beenden.
Mit Bezug auf die Umweltzone, die in diesem Jahr in München starten soll, sagte der Kammerpräsident: "Wir fordern ausreichende Übergangs- und Härtefallregelungen, damit kein Betrieb in eine existenzielle Schieflage gerät. Die angestrebten Umweltschutzmaßnahmen müssen von den Betrieben auch umsetzbar sein." Zum Thema Biosprit erklärte Traublinger: "Die Bundesregierung sollte ihre Gesamt-Klimastrategie nochmals überdenken. Beim Einsatz von Biokraftstoffen werden letztlich Nahrungsmittel beziehungsweise deren Rohstoffe verbrannt. Dies können wir uns vor dem Hintergrund gewalttätiger Proteste gegen die Verteuerung von Grundnahrungsmitteln in zahlreichen Ländern allein schon aus ethischen Gründen nicht länger leisten!"