Auftragspolster sinken weiter
Jeder dritte befragte Betrieb musste einen rückläufigen Auftragseingang verbuchen. Lediglich die Bäcker, Konditoren und Metzger konnten sich der Kaufzurückhaltung der Verbraucher weitgehend entziehen. Doch nur insgesamt 13 % aller schwäbischen der Unternehmen verzeichneten ein Auftragsplus, darunter sind auch viele Zulieferer für den gewerblichen Bedarf, die von der unverändert guten Auftragslage im exportorientierten Maschinen- und Anlagenbau profitieren. Durch das Ausbleiben neuer Aufträge sind auch die Auftragspolster gesunken. Im Schnitt reichen die Aufträge im schwäbischen Handwerk noch für 4,5 Wochen, der Tiefpunkt des letzten Quartals wird damit nochmals unterschritten. Auch die Umsatzentwicklung hat entsprechend an Dynamik eingebüßt. Knapp jeder zweite Betrieb meldete Einbußen. "Die schwache Konsumneigung der Verbraucher macht unseren Betrieben deutlich zu schaffen", so Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben. Trotz eines erfreulichen Rückgangs der Arbeitslosigkeit und zum Teil hohen Tarifabschlüssen sei die Inlandsnachfrage weiterhin das Sorgenkind der Konjunktur, so Wagner weiter. Das Handwerk fordere daher weitere Maßnahmen zur Belebung der Binnenkonjunktur. Dazu gehöre ganz besonders die Ausweitung des Steuerbonus für Handwerksleistungen. Hier habe die Politik bereits ein Entgegenkommen signalisiert, freut sich Wagner.
Leichter Beschäftigungsabbau - hohe Einkaufspreise
Die insgesamt kraftlose Entwicklung im ersten Quartal hat auch Auswirkungen auf den handwerklichen Arbeitsmarkt. Jeder fünfte Handwerksbetrieb hat im ersten Quartal seinen Personalstamm reduziert. Erwartungsgemäß fiel der Personalabbau im Bauhauptgewerbe saisonbedingt stärker aus als in anderen Handwerksbranchen. Quer über alle Branchen ging die Beschäftigung um rund 1 % zurück. Das sind hochgerechnet auf ganz Schwaben etwa 1.000 bis 1.500 Stellen. Erfreulicherweise zeichnet sich für das nächste Quartal eine leichte Entspannung am Arbeitsmarkt ab. 10 % der Firmen wollen wieder neue Mitarbeiter einstellen.
Nach wie vor lastet ein unvermindert hoher Preis- und Wettbewerbsdruck auf dem Handwerk. Denn höhere Energie- und Materialpreise belasten die Betriebe zusätzlich, jede zweite Firma berichtet von höheren Preisen im Einkauf. Auch die anhaltend niedrige Investitionsquote belegt, dass die Handwerksbetriebe nur geringe finanzielle Spielräume haben. 26 % der Firmen haben investiert, das sind 4 Prozentpunkte weniger als noch im Vorquartal.
Wachstumsbremse Konsum
Die geringe Konsumneigung ist die Wachstumsbremse Nr. 1 für das Handwerk. Hauptgeschäftsführer Wagner fordert daher die Politik auf, noch in dieser Legislaturperiode die dringend notwendige Einkommenssteuerreform auf den Weg zu bringen. "Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ist ohne Zweifel wichtig, aber darüber hinaus müssen wir die Leistungsträger in unserer Gesellschaft von Steuern und Abgaben entlasten. Von einer Reform der Einkommenssteuer profitieren nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Hunderttausende von handwerklichen Einzelunternehmern". Wagner erwartet sich von einer Reform mehr Aufträge für Handwerksbetriebe, zusätzliche Investitionen und neue Arbeitsplätze. Am Optimismus, der Zuversicht und Tatkraft im Handwerk fehlt es jedenfalls nicht, denn trotz der angespannten gegenwärtigen Lage erwarten vier von fünf Firmen eine zufriedenstellende Geschäftsentwicklung. Jeder vierte Betrieb erhofft sich für die kommenden Wochen wieder mehr Aufträge.