Das Handwerk habe davon profitiert, dass die Wirtschaftskrise aufgrund der Wirtschaftsstruktur in Nordhessen nicht mit voller Wucht angekommen sei. "Am Jahresende rechnen wir mit einer Umsatzeinbuße von circa zwei Prozent. Das Beschäftigtenniveau werden wir gegenüber dem Vorjahr knapp halten können." Der Bauingenieur geht davon aus, dass 2010 für das Handwerk etwas besser ausfallen wird als 2009. So dürfte auch der Personalbestand stabil bleiben.
Investitionsprogramme zeitlich strecken
"Damit diese Entwicklung auch so eintritt, brauchen unsere Betriebe vor allem eins: Die Verstetigung der Investitionen", so Gringel. Die Konjunkturprogramme liefen zwar auf vollen Touren, vor allem im Bau- und Ausbaubereich hätten die Betriebe gut zu tun, "dennoch fragen sich viele Betriebsinhaber, was passiert, wenn die Mittel der Konjunkturprogramme ausgegeben sind?" Wahrscheinlich würden 2010 deutlich weniger Investitionen getätigt. "Unsere Betriebe müssen dann die jetzt aufgebauten Kapazitäten wieder zurückzufahren." Deshalb könne es nicht im Sinn des nachhaltig wirtschaftenden Handwerks sein, wenn vor allem öffentliche Investitionen, die Jahre lang zurückgefahren worden waren, innerhalb kürzester Zeit rasant steigen. "Das führt mittel- bis langfristig dazu, dass bei leeren Kassen und verstärktem Schuldenabbau erneut bei den Investitionen gespart werden muss. Mir leuchtet nicht ein, warum die Konjunkturprogramme nicht zeitlich gestreckt werden können, um so eine längerfristige und beständigere Wirkung zu erzielen."
Mehr Geld für Bildung
Gringel forderte aber auch mehr Investitionen in die Bildung. "Uns fehlen schon heute geeignete Bewerber, um alle Lehrstellen in unseren Betrieben besetzen zu können. Dabei brauchen wir künftig genauso junge Menschen, die wir zu Facharbeitern und Betriebsnachfolgern ausbilden können." Auch das sei eine Form der Nachhaltigkeit, die zum Selbstverständnis eines Handwerksunternehmers gehöre. "Angesichts der demografischen Entwicklung wird dieses Ziel immer schwerer zu erreichen sein." Deshalb müssten möglichst alle jungen Menschen unabhängig vom Elternhaus die Schule ausbildungsreif verlassen. Dafür werde das sich das Handwerk trotz der positiven Entwicklung an Hessens Schulen, für die beispielsweise die SchuB-Klassen stehen, auch weiter einsetzen.
Aber nicht nur die Schulen müssten ihre Anstrengungen verstärken. "Auch das Handwerk selbst muss seine Nachwuchswerbung intensivieren" so Gringel weiter. "Jeder Betrieb muss sich die Themen Nachwuchswerbung und Nachwuchssicherung gut sichtbar auf die Fahnen schreiben und entsprechend am Markt agieren." Das Engagement der Kammer belegte Hauptgeschäftsführer Andreas Klaeger mit Zahlen. Allein im kommenden Jahr werden rund 168.000 Euro in die große Imagekampagne des Deutschen Handwerks, die im Januar an den Start geht, fließen. Für regionale Aktivitäten seien weitere 100.000 Euro vorgesehen. Und für die Jugendkampagne des Hessischen Handwerkstages, die im Herbst 2010 beginnen soll, sind weitere 20.000 Euro eingeplant.
Arbeitsschwerpunkt Nachwuchswerbung
Aus diesen Zahlen ergebe sich, dass die Berufsbildung auch 2010 einen wichtigen Arbeitsschwerpunkt bilden wird. "Die Rekrutierung geeigneter Fachkräfte wird sich in den kommenden Jahren immer mehr auch zu einer Existenzfrage vieler Handwerksbetriebe entwickeln. Angesichts rückläufiger Schulabgängerzahlen wird unsere Arbeit immer schwieriger, aber auch immer wichtiger." Deshalb werde sich die Kammer in den kommenden Jahren mit dem demografischen Wandel, seinen Auswirkungen auf das regionale Handwerk, der Versorgung mit Fachkräften sowie mit möglichen Lösungsansätzen in Verbindung mit neuen Marktchancen sehr intensiv beschäftigen.
Als Erfolg der Handwerksorganisation in Hessen verbuchten Gringel und Klaeger, das die hessische Landesregierung 2010 einen Fonds auflegen wird, der gezielt kleinen und mittleren Unternehmen zugutekommt. Unternehmen mit maximal 50 Mitarbeitern sollen so schnell und unbürokratisch Beträge mit Krediten bis zu 75.000 Euro versorgt werden. "Die seit bald einem Jahr kolportierte Kreditklemme beispielsweise für Investitionsdarlehen, betrifft das Handwerk zwar nur am Rande", so der Hauptgeschäftsführer, "dennoch bestehen weit verbreitet Liquiditätsengpässe." Gerade jetzt, wo die Konjunktur eine zaghafte Belebung erfahre, benötigten viele Firmen zusätzliches Geld, um etwa Materiallieferungen vorfinanzieren zu können, begründete er die Notwenigkeit des Fonds.
Klaeger berichtete der Vollversammlung weiter, dass sich der Nachtragshaushalt für dieses Jahr auf 9,7 Millionen Euro beläuft. Der Haushaltsplan für das Jahr 2010 umfasst 7,4 Millionen Euro. "Da beide Haushalte solide finanziert sind und den Prinzipien der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit folgen, wird es 2010 keine Erhöhung der Beiträge geben."