„Voraussetzung dafür“, so Repp, „ist allerdings eine ein klar erkennbares, systematisches Angebot für diesen Kundenkreis und darüber verfügen heute die wenigsten Handwerksbetriebe.“ Das belegt eine Umfrage der Kammer unter 700 Betrieben in Hessen. 83 Prozent der Befragten haben kein besonderes Angebot für die Generation 50plus und die Mehrzahl sieht auch keine Notwendigkeit, künftig auf diesen Kundenkreis gesondert einzugehen. Allein 16,8 Prozent halten konkrete Angebote für dieses Marktsegment vor.
Vor diesem Hintergrund erarbeitet die Kammer gemeinsam mit der Philipps-Universität Marburg ein Gutachten, das mit finanzieller Unterstützung des Landes Hessen und des europäischen Sozialfonds (ESF) klären soll, wie sich der demographische Wandel auf das Handwerk auswirken wird.
Denn: „Prognostiziert werden zahlreiche neue Betätigungsfelder wie das altersgerechte und barrie-refreie Wohnen, eine steigende Wellness- und Qualitätsorientierung einer älteren Kundschaft sowie deren wachsendes Sicherheitsbedürfnis. Das alles wird verbunden sein mit hohen Anforderungen an das Service- und Dienstleistungsangebot der Betriebe“, sagte der Kammerpräsident weiter.
Was das ganz genau für den einzelnen Handwerksbetrieb bedeuten kann, soll die wissenschaftlich fundierte Studie klären. „Am Ende dieses Projektes werden handlungsorientierte Ergebnisse stehen, die in konkrete Handlungsempfehlungen für die Betriebe münden.“ Denn zum einen soll das zukünftige Marktpotential für die Wirtschaftsgruppe Handwerk auf einer verlässlichen Basis ge-schätzt, zum anderen das Nachfrageverhalten untersucht und Strategien zur aktiven Marktbearbei-tung entwickelt werden.
So ist ein Ergebnis des Gutachtens ein Schulungsangebot, das Handwerksunternehmen bei der Erschließung der „Zielgruppe 50plus“ unterstützen soll. Start dieser Sensibilisierungsschulungen ist am 29. Juni in Hofgeismar. „Viele handwerkliche Angebote, die die Selbstständigkeit und Integration älterer Menschen fördern, sind bislang noch stark unterentwickelt. Die Handwerksbetriebe sollen gezielt dazu ermutigt werden, diesem Defizit durch zielgruppenspezifische Angebote entgegen-zuwirken“, erläutert Repp einen Beweggrund der Kammer, das Gutachten in Auftrag zu geben. „Dazu sollen auch Kooperationen zwischen verschiedenen Handwerksbetrieben angeregt werden, um in Form eines gemeinschaftlichen und systematischen Angebots neue Zielgruppen zu erschlie-ßen.“ Weiter wird die Kammer als Anreiz, sich mit der „Zielgruppe 50plus“ auseinander zu setzen und als vertrauensbildendes Marketinginstrument ein durch das Projektteam initiiertes Zertifikat „Seniorenfreundliches Handwerk“ einführen.