Geschäftsklimaindex fast auf Vorjahresniveau
Der Geschäftsklimaindex, der die gegenwärtige und zukünftige Einschätzung der Geschäftslage der Handwerksbetriebe abbildet, ist seit drei Quartalen zum ersten Mal wieder gestiegen. Zwar konnte das gute Vorjahresniveau (80,9 Punkte) nicht erreicht werden, doch mit insgesamt 80,1 Punkten lag der Index um 4,9 Punkte über dem Vorquartalswert. Hintergrund der guten Lageeinschätzung ist auch der hohe Bestand an noch nicht abgearbeiteten Aufträgen. So wurde die aktuelle Geschäftslage von 81 Prozent der Betriebe als gut bzw. befriedigen bezeichnet (Vorjahr: 80,1 Prozent), knapp jeder fünfte Betrieb (19 Prozent; Vorjahr: 19,9 Prozent) bezeichnete sie als schlecht.
Branchenentwicklungen sehr unterschiedlich
Die industriellen Zulieferer, die nach wie vor von der guten Investitionsnachfrage aus dem In- und Ausland profitieren und die Nahrungsmittelhandwerke (Fleischer und Bäcker) sind die beiden Handwerksbranchen mit den höchsten Zufriedenheitswerten im Kammerbezirk Kassel. Die Stimmung in den Ausbauhandwerken war dagegen etwas schwächer als vor Jahresfrist, aber lag immer noch im Durchschnitt des Gesamthandwerks. Etwas schlechter war die Lagebewertung im Bauhauptgewerbe, doch durch die günstigere Nachfrageentwicklung im gewerblichen Bau wurden bessere Noten vergeben als vor zwölf Monaten. Auch das Stimmungsbild bei den privaten Dienstleister hat sich gegenüber dem Vorjahr etwas verbessert, liegt aber immer noch deutlich unter dem Branchenschnitt. Schwierig ist und bleibt die Situation im Kfz-Handwerk. Jeder Vierte klagte über schlechte Geschäfte, eine Änderung ist leider nicht in Sicht.
Umsätze, Beschäftigte und Investitionen schlechter als vor Jahresfrist
Die Umsatzentwicklung verlief von April bis Juni schlechter als vor einem Jahr: Von den befragten Betrieben meldeten 28,5 Prozent (Vorjahr: 31,1 Prozent) steigende und 24,3 Prozent (Vorjahr: 19,9 Prozent) zurückgehende Produktions- und Umsatzzahlen. Zwar war in den Handwerksbetrieben im 2. Quartal insgesamt das übliche Beschäftigtenplus zu verzeichnen, doch fiel dies für ein Sommerquartal sehr moderat aus: Der Anteil der Betriebe mit Personalzunahme lag bei lediglich 11,2 Prozent (Vorjahr: 19,1 Prozent).
Nachdem die Investitionstätigkeit in den letzten Quartalen leicht angezogen hatte ging sie im Berichtszeitraum wieder zurück, jeder dritte Betrieb (33,5 Prozent) schraubte das Investitionsvolumen zurück, vor einem Jahr waren es 21,4 Prozent). Die Preisschere öffnete sich wieder stärker. Immer mehr Betriebe müssen teils deutlich steigende Einkaufspreise verkraften, nur wenige konnten diese an den Endkunden weitergeben.
Erwartungshaltung der Betriebe uneinheitlich
Nicht mehr ganz so optimistisch wie vor Jahresfrist wird die weitere Entwicklung eingeschätzt. Die Grundstimmung bleibt jedoch positiv: 78,4 Prozent erwarten eine gute bzw. befriedigende Geschäftslage. Vor zwölf Monaten waren es noch 82,1 Prozent. Die hohe Inflationsrate, insbesondere durch die steigenden Energiepreise, werden sich in der zweiten Jahreshälfte stärker auf die Kaufkraft auswirken, das befürchten viele Handwerksbetriebe. Damit bahnt sich eine Trendwende der konjunkturellen Entwicklung an. 17,3 Prozent der nord-, ost- und mittelhessischen Handwerksbe-triebe gehen von einer weiteren Senkung der Auftragseingänge aus (Vorjahr: 12,3 Prozent) und auch die Investitionen sollen weiter zurückgefahren werden.