Bernhard Hoch, Präsident der Handwerkskammer Konstanz:
„Wir freuen uns, dass dieses Berufsorientierungsprojekt in unserer von IHK und Handwerkskammer gemeinsam geführten Berufsbildungsstätte stattfindet.“ Informationen über technische Berufe seien notwendig, denn schon jetzt klage das Handwerk in einigen Bereichen über den Mangel an qualifizierten Fachkräften. Die Berufsbilder würden aufgrund neuer technischer Entwicklungen immer komplexer, die Leistungen der Schulabgänger seien häufig nicht mehr ausreichend, berichtet Hoch. Umso wichtiger sei es, begabte und motivierte junge Menschen für technische und handwerkliche Berufe zu interessieren. „Der Technik-Parcours ist eine gute Möglichkeit, Jugendliche testen zu lassen, was ihnen Spaß macht und in welchen Bereichen sie besonders begabt sind. Ganz abgesehen davon bekommen die Jugendlichen einen Eindruck von unserer Bildungsstätte und den dort angebotenen Ausbildungsbereichen wie Chirurgiemechanik, Sanitär-Heizung, CNC-Technik, Pneumatik und Elektro.“
Pro Tag durchliefen rund 200 Schülerinnen und Schüler nach Jungen und Mädchen getrennt die zwanzig Stationen des Parcours. Dabei mussten sie Rohrleitungen zusammenstecken, Schlüsselanhänger aus Holz fertigen und Blumen aus Draht formen – um nur einige der Stationen zu nennen. Parallel arbeitete jeweils eine Gruppe in den Werkstätten der BBT. Wirtschaftsminister Pfister schaute den Jugendlichen interessiert über die Schulter und versuchte sich auch selbst an der ein oder anderen technischen Station.
„Weil uns in Baden-Württemberg die Ingenieure fehlen und die Lehrstellen gar nicht besetzt werden können, da geeignete Bewerber fehlen, werden zwei Millionen Euro mögliche Wertschöpfung nicht erwirtschaftet, berichtete Pfister. Auch Kammerpräsident Hoch wies auf den Fachkräftemangel hin: „„Ein wichtiges Anliegen für uns als Vertreter des Handwerks ist es, verstärkt Mädchen für Handwerksberufe mit technischem Schwerpunkt zu interessieren. Nach wie vor entscheiden sich diese lieber für kaufmännische Ausbildungsberufe. Im Handwerk führt der Beruf der Friseurin die Liste der beliebtesten Ausbildungsberufe junger Frauen an. Dabei bieten sich doch auch im technischen Bereich interessante Berufsperspektiven,“ so Hoch.
Die bei der Handwerkskammer Konstanz angesiedelte Kontaktstelle Frau und Beruf versucht seit langem, das technische Interesse von Schülerinnen zu wecken und sie bei der Berufsorientierung zu unterstützen. Zahlreiche praktische Projekte in Zusammenarbeit mit Schulen, Arbeitsagenturen, Landratsämtern und anderen Institutionen sollen dazu beitragen, die immer noch starre Grenze zwischen typischen Männer- und Frauenberufen aufzubrechen. „Durch den spielerischen Umgang mit Technik wie etwa am Erlebnistag Technik in Konstanz, wo Schülerinnen aus Fischertechnik die tollsten Konstruktionen bauten oder am Boys’ and Girls’ Day in Rottweil – hier haben sich Jungs in typischen Frauenberufen und Mädchen in typischen Männerberufen versucht – möchten wir Jugendliche dazu bringen, auch einmal über berufliche Alternativen nachzudenken,“ so Hoch.
Gerade junge Frauen glänzten in der Schule durch hervorragende Leistungen und ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. „Es wäre schade, die Potentiale hoch motivierter Schülerinnen nicht auch im technischen Bereich zu nutzen. Unsere Aufgabe, ja die Aufgabe der gesamten Wirtschaft im Hinblick auf einen immer härter werdenden internationalen Wettbewerb ist es, mit alten Rollenklischees zu brechen und einerseits das Interesse der jungen Frauen an Technik zu wecken, andererseits aber auch junge Männer wieder verstärkt für das Handwerk zu begeistern. Handwerk ist heute Hightech, wie in unseren Werkstätten deutlich wird. Wir wollen durch den Technik-Parcours dem Vorurteil vieler Jugendlicher begegnen, die mit Handwerk etwas Altmodisches verbinden. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade die hier in Tuttlingen ansässigen medizintechnischen Unternehmen gehören in ihrem Bereich zur Weltspitze,“ so Hoch.
Die Organisatoren Edith Köchel und Heidrun Lesser vom Referat „Frau, Wirtschaft und Technik“, Bruno Stehle von der Arbeitsagentur in Rottweil, IHK Hauptgeschäftsführer Thomas Albietz und IHk-Präsident Dieter Teufel, Schulamtsdirektor Uwe Preiß sowie Handwerkskammer Präsident Bernhard Hoch und BBT-Leiter Otto Biselli zeigten sich begeistert über die Motivation und das Geschick der Jugendlichen. Die Technikbegeisterung der Jugendlichen an diesem Tag müsse sich nun nur noch in der Berufswahl zeigen, so die einhellige Meinung.