Gerade die bevorstehende Bundestagswahl gebe dem Handwerk Gelegenheit, Forderungen an die Politik zu stellen mit dem Ziel, dass „möglichst viel von unseren Forderungen in den Koalitionsvertrag der künftigen Regierung“ einfließt. Thema Nummer eins im Handwerk ist aktuell die Sicherung des Fachkräftebedarfs. Daher müsse sich das Handwerk, so Jöst weiter, auch mit der Zuwanderung von ausländischen Fachkräften befassen. „Wir brauchen eine gut gesteuerte, bedarfsorientierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt“, so Jöst wörtlich. Und unter Hinweis auf Äußerungen aus der Handwerkerschaft unterstrich Jöst: „Wir haben keinen Hilfsarbeitermangel, wir haben Facharbeitermangel“, so dass diejenigen, die als Flüchtlinge in das Land kommen, am besten in eine Ausbildung geführt werden. Dazu sei allerdings erste Voraussetzung gute Sprachkenntnisse, ohne die eine Ausbildung nicht funktionieren könne.
Ein weiteres Thema beschäftige die Handwerksbetriebe im Moment: Die Digitalisierung. Sie werde Arbeitsprozesse grundlegend verändern. Jöst verwahrte sich dagegen, dass das Handwerk bei der Digitalisierung „hinterher hinke“. Als Beweis verwies der Kammerpräsident auf Betriebsbesuche in der Region, und der Erfahrung, dass dort bereits vernetzte Lösungen, Software und digitale Produktionstechnik im Einsatz seien. „Und unsere Betriebe begreifen den digitalen Wandel als Chance“, rief Jöst der Vollversammlung zu. Allerdings, gab er zu bedenken, müssten dazu die Betriebe an ein gut funktionierendes Netz angeschlossen sein. Daher forderte er von der Politik, die „digitalen Funklöcher“ endlich zu schließen und einen flächendeckenden Internetzugang mit hinreichenden Bandbreiten im Gigabitbereich für alle Betriebe zu schaffen.
Die „Digitalisierung“ betreffe auch das Thema „Handwerk 2025“, einer Initiative des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums mit dem Handwerkstag. In Workshops wurden Zukunftsthemen für das Handwerk erarbeitet, um die Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten.
Zuvor hatte die Vollversammlung mit einer Gedenkminute des verstorbenen Ehrenpräsidenten Walter Tschischka gedacht und von ihm in diesem Gremium Abschied genommen.
Im weiteren Verlauf der Versammlung billigten die Handwerkerinnen und Handwerker den Jahresabschluss 2016 und bildeten Rücklagen für Zukunftsprojekte.