Nach ausführlicher Information in den, für die Berufsausbildung zuständigen Gremien meldet das Handwerk der Region berechtigte Zweifel an der Umsetzbarkeit der geplanten Schulreform an und hat nun mit Veröffentlichung der "Mannheimer Erklärung" Vertreter aus der Politik um eine kritische Auseinandersetzung gebeten und ein Umdenken gefordert.
In der "Mannheimer Erklärung" fordert das Handwerk der Region eine Erweiterung des Konzeptes, welches nicht nur den Anforderungen nach einem höheren Bildungsabschluss gerecht wird, sondern auch Lernschwächeren eine realistische Chance einräumt, sich zu entwickeln. Ausdrücklich wird eine Verkleinerung der Klassen über den geplanten Klassenteiler von 28 hinaus und mehr Lehrpersonal an den Schulen verlangt. Eine Stärkung der schwächeren Schüler kann nur mit einem stärkeren Angebot an Förderunterricht und weiteren begleitenden Angeboten erfolgen.
Die derzeitigen Pläne können bei der vorgesehenen Klassenstärke keine individuelle Förderung zu. So ist zu befürchten, dass auch weiterhin schwache Schülerinnen und Schüler in unserem dualen Schulsystem verloren gehen.
Des Weiteren fordert das Handwerk der Region ein Überdenken des Begriffs Werkrealschule. Zur gesellschaftlichen Anerkennung der neuen Schulform wäre es nach Ansicht der Gremien erforderlich, dass sich mit der Schulreform auch der Begriff der Werkrealschule ändert. So schlägt das Handwerk - analog zu den beruflichen Gymnasien und zur Verdeutlichung, dass die neue Schulform mit der bestehenden Realschule gleichgestellt werden soll - die Bezeichnung Berufliche Realschule vor.
In der "Mannheimer Erklärung" wird die Ausweitung der Berufsorientierung ausdrücklich begrüßt. Jedoch äußert das Handwerk Zweifel an der Umsetzungsfähigkeit der geplanten Kooperationen, die derzeit ausschließlich mit zweijährigen Berufsfachschulen geschlossen werden sollen.
Aufgrund einer nicht vorhandenen Flächendeckung aller Angebote sieht das Handwerk die Gefahr, dass aufgrund mangelnder Erreichbarkeit der Berufsfachschulen die Möglichkeiten der Berufsorientierung eingeschränkt wird. Auch wird den Belangen der Mädchen nach Ansicht des Berufsbildungsausschusses keinesfalls Rechnung getragen. Für die handwerkliche Nachwuchswerbung mit dem Ziel den Anteil weiblicher Auszubildenden im Handwerk zu steigern wird dieses Vorhaben als kontraproduktiv empfunden.
Die Lösung dieses Problems sieht der Berufsbildungsausschuss der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald in der Öffnung der beruflichen Schulen als mögliche Kooperationspartner der neuen Werkrealschulen. Die damit verbundene Ausweitung der Kooperationsmöglichkeiten auf einjährige Berufsfachschulen und duale Berufsschulen würde die Anfahrtswege erheblich reduzieren und das berufliche Angebot im Rahmen einer echten Berufsorientierung erheblich erweitern.