"Aus Sicht des Handwerks ist es auch die Aufgabe der Gymnasien, auf eine berufliche Ausbildung vorzubereiten und die nötige Ausbildungsreife zu vermitteln", sagte Tschischka. Wörtlich: "Sie müssten sich dringend für Maßnahmen der Berufsorientierung öffnen und über die Karriereperspektiven in den Handwerksberufen informieren". Es reiche einfach nicht aus, sich auf Maßnahmen zur Steigerung der Studierfähigkeit zu beschränken, so Tschischka weiter. Denn eine praxisnahe Berufsorientierung helfe auch dabei, späteren Studienabbrüchen vorzubeugen.
Große Erwartungen setzt die Handwerkskammer Mannheim in die geplante Bildungsreform und das auch für Gymnasien vorgesehene neue Fach Wirtschaft/ Berufs- und Studienorientierung sowie die Leitperspektive Berufliche Orientierung. "Bereits heute verfügen zehn Prozent der neuen Auszubildenden über eine Hochschulreife", hob Tschischka hervor. Baden-Württemberg brauche nicht immer mehr Akademiker, sondern auch gute Fachkräfte, die Häuser bauen, Autos reparieren oder elektrische Anlagen unterhalten. Das Handwerk bietet viele interessante Karriereperspektiven, nicht zuletzt für Betriebsübernehmer. Im Handwerk suchen in den nächsten fünf bis zehn Jahren rund 30.000 Betriebe einen Nachfolger.
Tschischka begrüßte, dass sich die CDU-Landtagsfraktion zum Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung bekannt hat. Jetzt müsse man aber auch über die Möglichkeit nachdenken, das Gymnasium mit einem Realschulabschluss nach Klasse 10 verlassen zu können, um in eine berufliche Ausbildung zu wechseln. Eine Absage erteilte Tschischka dem Bemühen, wieder flächendeckend im Land G9-Züge an allgemeinbildenden Gymnasien anzubieten. Wer das Abitur in neun Jahren ablegen will, kann dies am beruflichen Gymnasium tun oder an der Gemeinschaftsschule.