Schwache Entwicklung, jedoch besser als erwartet
Dass die Stimmung im regionalen Handwerk dennoch vergleichsweise positiv daherkommt, mag mit den deutlich zurückgeschraubten Erwartungen zusammenhängen. „In der Gesamtheit entwickelte sich die Auftragslage im regionalen Handwerk im dritten Quartal 2023 eher schwach, aber etwas besser als erwartet“, so der Bericht der Handwerkskammer. Besonders deutlich werde dies im Vergleich zum Vorjahreszeitraum: Im dritten Quartal 2022 freuten sich noch fast 36 Prozent der regionalen Betriebe über eine gestiegene Auftragslage, während nur rund 23 Prozent einen Rückgang vermeldeten. Dennoch bezeichneten in der aktuellen Konjunkturbefragung starke 61 Prozent ihre Geschäftslage mit „gut“ – in etwa genauso viele wie im Vorjahr. Der Anteil der regionalen Handwerksbetriebe, die ihre Geschäftslage mit „schlecht“ bewerteten, verringerte sich sogar von knapp 15 Prozent auf 7,6 Prozent.
Kapazität im Handwerk mehrheitlich ausgeschöpft
Dass es nur bei sehr wenigen Handwerksbetrieben der Region, nämlich bei knapp drei Prozent, nennenswerte Kapazitätsfreiräume in den vergangenen drei Monaten gab, mag mit zur mehrheitlich erfreulichen Gesamtbewertung der aktuellen Situation beigetragen haben. Die Hälfte der regionalen Handwerksunternehmen freute sich nämlich über einen hohen Auslastungsgrad zwischen 81 und 100 Prozent. „Das ist ein deutlich höherer Wert als im Vorjahresquartal“, stellt die Handwerkskammer fest. 2022 waren im selben Quartal lediglich rund 38 Prozent der Befragten so ausgelastet. Über die Kapazitätsgrenze von 100 Prozent hinaus arbeiten aktuell rund zehn Prozent.
Umsätze stiegen im dritten Quartal weiter an
Folgerichtig stellte die Mehrheit der Befragten ein Umsatzplus im dritten Quartal fest. Mit rund 35 Prozent liegt der Anteil derjenigen, die mehr umsetzten, höher als im Landesdurchschnitt mit rund 28 Prozent. Gesunkene Umsätze stellten sich bei lediglich 19 Prozent ein. Beide aktuellen Werte sind vergleichbar zum Vorjahr, wobei es weiterhin die Inflationswerte zu beachten gilt, die den tatsächlichen Gewinn beeinflussen.
Stimmungslage gut, bei einigen mit Abstrichen
Beim Blick auf die einzelnen Branchen wird die tendenziell gute Stimmungslage von einem in allen befragten Handwerksgruppen im positiven Bereich liegenden Geschäftslagenindex widergespiegelt (errechnet aus allen positiven und negativen Bewertungen). Allerdings lässt sich im Bauhauptgewerbe eine merkliche Abschwächung der Stimmungslage bei den regionalen Betrieben feststellen. Das Ausbaugewerbe beurteilt die Lage indes unverändert positiv.
Erwartungen ans vierte Quartal sind zweigeteilt
Anders stellt sich die Situation bei den Geschäftserwartungen im Kammerbezirk dar. „Sie sind zwar zuversichtlicher als im Vorjahresquartal, jedoch von einer Zweiteilung geprägt“, informiert die Handwerkskammer. Während das Bauhauptgewerbe die weitere Geschäftsentwicklung eher pessimistisch beurteilt und auch das Handwerk für den gewerblichen Bedarf tendenziell mit einer Verschlechterung der Geschäftslage rechnet, erwarten das Nahrungsmittelhandwerk und vor allem das Dienstleistungsgewerbe eine deutliche Geschäftsbelebung. Die durchwachsenen Erwartungen sind vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland einzuordnen, das voraussichtlich als einziges EU-Land 2023 kein Wachstum verzeichnen wird und sich in einer Rezession befindet. Der Negativtrend zeigt sich insbesondere im Wohnungsbau, was die pessimistische Erwartungshaltung des Bauhauptgewerbes im Kammerbezirk verstehen lässt.
Ausblick insgesamt zuversichtlicher als vor einem Jahr
Im Durchschnitt aller befragten Handwerksgruppen der Region haben sich die Geschäftserwartungen für das kommende Quartal jedoch aufgehellt und sind zuversichtlicher als noch vor einem Jahr. Rund 21 Prozent gegenüber 17 Prozent im dritten Quartal 2022 rechnen mit einer Verbesserung. Lediglich elf Prozent erwarten eine Verschlechterung, deutlich weniger als die rund 26 Prozent im Vorjahresquartal. Fast jeder dritte Handwerksbetrieb der Region glaubt an eine Verbesserung der Auftragslage, weshalb auch die Umsatzerwartungen im Kammerbezirk deutlich zuversichtlicher als noch vor Jahresfrist sind: Rund 41 Prozent der Befragten erhoffen sich ein Umsatzplus, gut zehn Prozent mehr als noch vor einem Jahr. „Gleichzeitig hat sich der Anteil derjenigen, die Umsatzeinbußen befürchten, von 28 auf zwölf Prozent verringert“, informiert die Handwerkskammer.