Denn eines ist für alle das Wichtigste: endlich wieder arbeiten zu können. Deshalb kann es den Flüchtlingen gar nicht schnell genug gehen. „Kaum haben Sie einen Arbeitsschritt verinnerlicht, wollen sie schon den nächsten lernen“, so Maurermeister Mathias Wieland und Ausbilder der Gruppe im Bereich Bau.
In der Bildungsakademie Mannheim in Mannheim-Wohlgelegen werden Flüchtlinge gemeinsam mit den Agenturen für Arbeit Heidelberg und Mannheim auf eine Ausbildung im Handwerk vorbereitet.
Dahinter steckt das bundesweite Projekt „Perspektiven für junge Flüchtlinge im Handwerk“, kurz PerfuF-H. Finanziert von der Agentur für Arbeit lernen Flüchtlinge hier nicht nur verschiedene Berufe kennen, sondern auch ihre Deutschkenntnisse verbessern, erhalten Hilfe bei Bewerbungsschreiben und können ein Praktikum in einem Betrieb absolvieren.
An der Bildungsakademie Mannheim stellen derzeit zehn junge Flüchtlinge die Weichen für diesen Weg. Im Rahmen des bundesweiten Projekts " Perspektiven für junge Flüchtlinge im Handwerk“ erhalten sie nicht nur Deutsch- und Mathematikunterricht, sondern lernen auch das Handwerk kennen.
Gerade das Handwerk bietet den jungen Zuwanderern große Chancen, da viele Betriebe motivierte Auszubildende und zukünftige Fachkräfte suchen. Deshalb haben sich die Handwerkskammer Mannheim und die Agenturen für Arbeit Mannheim und Heidelberg mit ihren Jobcentern zusammengetan, um eine effektive Förderkette aufzubauen.
„Die Kombination aus Deutschunterricht, Praktikum und Berufsorientierung macht Perspektiven für junge Flüchtlinge im Handwerk so wertvoll. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit dieser Maßnahme für die jungen Zuwanderer ein passendes Unterstützungsangebot haben. Der nächste Schritt zu einem Ausbildungsbeginn im Handwerk 2017 ist dann bei Bedarf ein mehrmonatiges Praktikum in einem Betrieb. Auch nach Ausbildungsbeginn geht die Hilfe weiter und wir bieten Auszubildenden und Arbeitgebern verschiedene Unterstützungsleistungen an“, so Wolfgang Heckmann von der Agentur für Arbeit Heidelberg.
„Mit Blick auf die demografische Entwicklung in Deutschland sowie auf die aktuelle und weiter zu erwartende Zuwanderung von Flüchtlingen ist es vorrangiges Ziel, eine erfolgreiche Integration in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu ermöglichen. Aufgrund der unbesetzten Ausbildungsstellen in der Region insbesondere im Bereich Handwerk ist es uns ein besonderes Anliegen alle Maßnahmen zu unterstützen, die zu einer Verbesserung bei der Besetzung von Ausbildungsstellen führen.
Die Fachkraft von morgen ist der Auszubildende von heute! Dieser Herausforderung, gebündelt mit dem Willen allen Anstrengungen zu unternehmen jungen Schutzsuchenden eine Perspektive zu bieten, erfolgreich zu begegnen, ist nur mit Hilfe von Partnern möglich. Ein wichtiger Kooperationspartner ist hier die Handwerkskammer, die neben den Räumlichkeiten ihrer Bildungsakademie auch das Netzwerk zur Vermittlung der Praktika einbringt und damit ein Garant für eine erfolgreiche Integration darstellt“, so Ulrich Manz von der Agentur für Arbeit Mannheim.
Für das Handwerk ist Integration seit jeher eine Selbstverständlichkeit, so Alois Jöst, Präsident der Mannheimer Handwerkskammer. Und ergänzt wörtlich: „Die familienähnlichen Strukturen in unseren Handwerksbetrieben unterstützen die Einbindung in den Alltag. Gleichzeitig stärkt das teamorientierte Arbeiten das Selbstbewusstsein und wirkt unheimlich motivierend“. Jöst zeigte sich überzeugt davon, dass eine Ausbildung „hundert Mal besser ist als der sofortige Einstieg in eine Hilfsarbeitertätigkeit“, die möglicherweise ganz schnell wieder von Arbeitslosigkeit bedroht sei. „Nur mit dem Fundament einer Ausbildung wird es gelingen, auch Fachkräfte im Handwerk zu generieren“, so Jöst weiter.
„Uns ist einerseits der Bezug zur betrieblichen Praxis sehr wichtig, andererseits legen wir aber auch sehr großen Wert auf einen gegenseitig mit Respekt und Wertschätzung geprägten Umgang im täglichen Lehrgangsalltag“, betont Projektleiterin Gabriele Schmitt-Raqué. Daher werden die Flüchtlinge in den Werkstätten der Bildungsakademie Mannheim auch in den Bereichen Bau, Metall und Holz angeleitet. Darüber hinaus absolvieren sie im Rahmen des fünfmonatigen Projekts, das von der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter finanziert wird, auch ein Betriebspraktikum von vier Wochen. Im Idealfall knüpfen die Flüchtlinge hier schon die ersten Kontakte zu künftigen Arbeitgebern, so dass im Herbst kommenden Jahres dann die Ausbildungsverträge unterschrieben werden können.
An der Motivation der Flüchtlinge dürfte dies zumindest nicht scheitern: „Unsere Teilnehmer sind alle voll motiviert“, sagt Gabriele Schmitt-Raqué, „natürlich fällt Manchem das Lernen nicht immer leicht, aber der Wille ist bei allen da.“
Die Vorfreude auf eine Ausbildung beziehungsweise einen Job im Handwerk sei bei allen groß. Denn wenn sie auch diese Hürde genommen haben, sind sie ihrem Ziel, endlich richtig in Deutschland anzukommen, wieder ein Stückchen näher.