Die OECD erkenne in ihrem aktuellen Bildungsbericht den Wert der dualen Ausbildung in Deutschland durchaus richtig an, stellte Tschischka fest. Und wörtlich: "Unverständlich ist aber, dass sie dabei auf halbem Weg stehenbleibt. Zu den Hochqualifizierten zählen in Deutschland nämlich nicht nur Akademiker, sondern insbesondere auch Meister und Techniker." So stelle die OECD einerseits fest, dass am deutschen Arbeitsmarkt berufliche Qualifikationen und andere Bildungsabschlüsse einen gleichen Stellenwert haben. Andererseits beanstandet sie weiterhin eine im Vergleich zu anderen OECD-Ländern unterdurchschnittliche Quote der Hochschulabsolventen. Daraus schlussfolgert Tschischka: "Dieser offensichtliche Widerspruch muss aufgelöst und die berufliche Bildung weiter gestärkt werden."
"Ignorant" nennt er gleichzeitig das Verhalten der EU-Kommission, wenn sie in ihren länderspezifischen Empfehlungen den Meisterbrief als ungerechtfertigte Beschränkung und Marktzugangsschranke bezeichne. "In gleichem Atemzug lobt sie aber das duale Ausbildungssystem in Deutschland und empfiehlt es den Krisenländern Südeuropas als 'best practice'. Das hohe Niveau der beruflichen Bildung in Deutschland ist ja gerade das Ergebnis einer auf der Basis von Qualifikation geregelten Zulassungspraxis", so Tschischka weiter.
Tschischka zeigte sich überzeugt davon, dass Berufliche Bildung in Deutschland so zu einem Karriereturbo geworden sei. Denn junge Menschen - auch aus bildungsfernen Familien - erhielten über die duale Berufsausbildung eine ausgezeichnete berufliche Befähigung und werden an weitergehende Abschlüsse herangeführt. Wörtlich: "Der Meisterbrief im Handwerk ermöglicht begabten und leistungsbereiten jungen Menschen auch ohne Abitur den Weg zur Hochschule. Völlig zu Recht werden berufliche Qualifikationen von immer mehr Hochschulen studienzeitverkürzend angerechnet." Gleichzeitig sorge die an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes ausgerichtete berufliche Bildung für exzellente Berufsaussichten. So hat Deutschland nicht zuletzt dank der beruflichen Bildung mit 8,1 Prozent die geringste Jugendarbeitslosigkeitsquote in Europa.
Der Mannheimer Kammerpräsident verwies darauf, dass der Deutsche und der Europäische Qualifikationsrahmen die handwerklichen Berufsabschlüsse korrekt abbildeten. Darin liege die vom Handwerk stets geforderte Bestätigung der Anerkennung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung."