Nach einer aktuellen Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft nimmt die Zahl der dringend benötigten qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerker nach wie vor zu. Unternehmen haben demzufolge große Schwierigkeiten, offene Meisterstellen zu besetzen. Laut der Studie fehlten bereits im Jahr 2021 für die Hälfte aller Stellen im Handwerk die passenden qualifizierten Bewerber. Weiter sagt die Studie, dass es für gut jede zweite Meisterstelle, nämlich in 52,6 Prozent der Fälle, bundesweit keinen passend qualifizierten Arbeitslosen gab. Bei Fachkraftberufen und bei Fortbildungsberufen habe dies auf etwa vier von zehn offenen Stellen zugetroffen. „Somit war der Fachkräftemangel etwas weniger stark ausgeprägt als bei Meisterberufen“, resultiert die Studie.
In allen drei Gruppen, also sowohl bei den Meisterberufen als auch bei den Fachkraftberufen und bei den Fortbildungsberufen – hat sich der Mangel an qualifizierten Fachkräften laut Studienergebnis in den letzten zehn Jahren deutlich verschärft. Selbst die abgeschwächte Konjunktur 2019 und auch der Beginn der Corona-Pandemie hätten das Problem nicht lösen können. Es gebe nach wie vor große Probleme, offene Stellen zu besetzen.
Zwar betrifft der Mangel das gesamte Handwerk, doch zeige sich in einzelnen Gewerken eine besonders deutliche Brisanz. Neben dem Elektrotechniker-Handwerk trifft es vor allem die Berufe der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie die Orthopädietechnik. In diesen Bereichen fehlen sowohl Gesellinnen und Gesellen als auch Meisterinnen und Meister in besonderem Maße. Je nach Branche können 85 Prozent aller offenen Stellen – also fast neun von zehn – nicht besetzt werden.
Im Kammergebiet Rhein-Neckar-Odenwald rangierten die besonders betroffenen Berufsgruppen auf den Plätzen sieben bis neun in der Liste der 2021 erfolgreich absolvierten Meisterprüfungen. So machten 32 im Bereich Installateur und Heizungsbauer, 29 Elektrotechniker und 24 Orthopädietechniker im vergangenen Jahr ihren Meisterabschluss. Die meisten Jungmeisterinnen und Jungmeister stellten 2021 im Kammergebiet die Friseure (96), gefolgt von den Kraftfahrzeugtechnikern (78) und Hörakustikern (61) auf den Plätzen zwei und drei.
„Es ist eine essenzielle Aufgabe der Handwerkskammern, aber auch der Bildungspolitik und der Gesellschaft, Nachwuchs für das Handwerk zu generieren und zur Meisterausbildung zu führen", sagt Alexander Dirks, Leiter des Geschäftsbereichs III – Meisterprüfung der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. Alle Beteiligten wüssten, dass ohne qualifizierte Meisterinnen und Meister eine flächendeckende Ausbildung in der heutigen Form nicht mehr umsetzbar sei, so Dirks weiter, ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen Auswirkungen und der Konsequenz für die großen Zukunftsaufgaben im Bereich der Energie- und Klimawende. „Die Weiterbildung zum Handwerksmeister ist derzeit eine der besten Investitionen in die berufliche Zukunft“, resümiert Alexander Dirks.