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Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald B 1 1-2 68159 Mannheim, Deutschland http://www.hwk-mannheim.de
Ansprechpartner:in Frau Karin Geiger +49 621 18002105

Weil Handwerk mehr kann als sein Ruf

Vorurteile bremsen junge Menschen aus / Beratung von Abiturienten und Studienabbrechern nimmt zu

(lifePR) (Mannheim, )
Rund 300 Aussteller bemühen sich vom 9. bis 11. Februar auf der Jobs for Future in der Maimarkthalle Mannheim um die Gunst von Schulabgängern und Karriereplanenden. Auch das Handwerk ist dabei. Da kommen die „10 Top-Argumente fürs Handwerk“, zusammengefasst in einer neuen, kleinen Broschüre von handwerks-power.de, gerade recht. Nur zehn Gründe? Da müsste es doch noch viel mehr geben, was von einer beruflichen Zukunft im Handwerk überzeugt. Wir haben nachgehakt und Hannah Reichenecker, Ausbildungs- und Nachwuchssicherungsberaterin bei der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, gefragt:

Spricht Handwerk nicht ohnehin für sich?

Hannah Reichenecker: Wer im Handwerk seine Leidenschaft gefunden hat und hier seine Träume verwirklicht, benötigt keine Argumente. Es gibt aber auch diejenige, die handwerklich geschickt sind, aber durch negative Vorurteile oder auch gesellschaftlichen Druck von der Idee einer Ausbildung im Handwerk abkommen. Genau hier müssen wir wieder an den Wert einer handwerklichen Ausbildung erinnern und die Argumente fürs Handwerk präsent machen. Es wird leider zu oft vergessen, dass eine duale Ausbildung genauso viel wert ist wie eine akademische Laufbahn.

Welche Erfahrungen machen Sie im Gespräch mit jungen Menschen und ihren Vorstellungen vom Handwerk?

Hannah Reichenecker: Es gibt unterschiedliche Gespräche. Die einen sind von ihrem Berufswunsch im Handwerk überzeugt und sich den Karrierechancen bewusst. Andere sind noch unsicher oder lehnen Handwerk von vornherein ab. Bei Letzteren spielen Vorurteile eine große Rolle. Handwerk sei anstrengend, man werde dreckig, die Bezahlung sei schlecht. Das sind die häufigsten Vorurteile, mit denen Jugendliche und auch deren Eltern ins Gespräch einsteigen. Dass sich die Berufe gewandelt haben und viele mit dem Fortschritt der Technik und Digitalisierung anspruchsvoller geworden sind, ist noch nicht in unserer Gesellschaft angekommen. Nach den Gesprächen ist es aber nicht selten der Fall, dass Handwerk dann doch eine Option ist.

Muss Handwerk lauter werden, um Beachtung zu finden?

Hannah Reichenecker: Ja, definitiv. Handwerk und die, die es ausüben, müssen mehr Wertschätzung erfahren, sodass auch die Ausbildung wieder attraktiver angesehen wird. Egal wo man sich befindet – nimmt man handwerkliche Arbeiten weg, bleibt nur noch wenig bestehen. Wie die aktuelle Kampagne schon sagt, liegt Handwerk in der Natur der Menschen. Es muss gelingen, dass wieder mehr Menschen es auch zum Beruf machen.

Handwerks-power.de hat ein Booklet mit dem Titel „10 Top-Argumente fürs Handwerk“ herausgegeben. Welches ist für Sie das stärkste Argument darin?

Hannah Reichenecker: „Helfen können“ finde ich ein starkes Argument. Oft beginnen junge Leute eine Ausbildung mit der Sorge, ob der Beruf auch wirklich der Richtige ist. Den einen richtigen Weg gibt es aber oft nicht und mit einer Ausbildung im Handwerk hat man neben guten Karrierechancen auch die Möglichkeit, sich selbst zu helfen. Man muss nur an zuhause denken. Geht etwas kaputt, benötigt man in den häufigsten Fällen einen Handwerker, der heutzutage nicht leicht zu finden ist. Mit einer Ausbildung im Handwerk könnte man sich an dieser Stelle vielleicht sogar selbst helfen. Nach der Ausbildung hat man also das Rüstzeug, um sich und auch anderen zu helfen.

Fallen Ihnen mehr als zehn Argumente fürs Handwerk ein?

Hannah Reichenecker: Mir fallen noch viele Argumente ein: Sinnhaftigkeit der Arbeit, Ergebnisse sehen, Kreativität. Man sieht am Ende eines Arbeitstages, was man mit den Händen geschafft hat. Im Büro hat man täglich mit E-Mails zu tun, führt Telefonate, arbeitet sich durch Stapel von Akten und oft ist ein Ergebnis der Arbeit nicht sichtbar. Wenn ich allerdings beispielsweise als Fliesenleger ein Bad neu fliese, dann sehe ich am Ende den Unterschied zwischen Rohbaustelle und einem wohnlichen Bad. Je nach Kundenauftrag kann man hier auch seiner Kreativität freien Lauf lassen und erhält am Ende des Projekts nicht nur die Wertschätzung der Kunden, sondern kann auch selbst stolz auf das sein, was man erschaffen hat.

Welche Veränderung wünschen Sie sich bei der Bewertung von Handwerk in der gesellschaftlichen Wahrnehmung?

Hannah Reichenecker: Ich habe immer wieder Studenten in der Beratung, die mir erzählen, dass sie eigentlich eine Ausbildung im Handwerk machen wollten, sie aber Abitur haben und „mit Abi studiert man halt“. Manche erzählen auch davon, dass Freunde, Familie und Bekannte ihrer Idee von einer Ausbildung im Handwerk mit Vorurteilen begegneten, weshalb sie letztlich doch einen anderen Weg einschlugen. Viele entscheiden dann erst gegen Ende des Studiums, dass sie doch lieber ihrer Leidenschaft folgen, weil das Studium einfach nicht zu ihnen passt. Wir müssen unsere Gesellschaft wieder zum Umdenken bewegen und Vorurteilen entgegenwirken. Dann bietet sich die Chance, mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Was für eine Karriere im Handwerk zählt, ist, dass Jugendliche Lust haben, sich einzubringen. Handwerk braucht Tüftler und Denker – und das unabhängig vom Schulabschluss.

Stellen Sie in manchen Bereichen vielleicht schon eine Tendenz zum Umdenken fest?

Hannah Reichenecker: Die Beratung von Abiturienten und Studienabbrechern für eine duale Ausbildung im Handwerk nimmt in der Tat jährlich zu. Auf Messen kommt es auch häufiger vor, dass Eltern mit ihren Kindern nicht mehr nur Beratung an den Ständen der weiterführenden Schulen oder Universitäten suchen. Viele nutzen auch die Möglichkeit, sich auf Messen auszuprobieren. Gerade bei Studienberechtigten stellt sich häufig nicht mehr die Frage, ob ins Handwerk, sondern eher welcher Beruf im Handwerk. Auch bei den Betrieben sieht man ein Umdenken und neue Strategien zur Nachwuchsgewinnung. Marketing, aber auch Mundpropaganda, spielen eine sehr große Rolle und können zur Nachwuchssicherung entscheidend beitragen.

Was ist bei der Entscheidung für eine Ausbildung im Handwerk aus Ihrer Sicht der größte Knackpunkt?

Hannah Reichenecker: Unwissenheit. Viele potenzielle Auszubildende sind sich der Vielfalt und der Chancen im Handwerk nicht bewusst. Viele denken bei Handwerk immer noch direkt an Berufe aus dem Baugewerbe, was aber längst nicht der gesamten Vielfalt des Handwerks entspricht. Berufe aus dem Lebensmittelgewerbe und auch der Bereich Mensch und Gesundheit sind ebenfalls im Handwerk zu finden. Eine Ausbildung ist darüber hinaus keine Sackgasse, sondern bietet zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die individuellen Karrieremöglichkeiten hängen von den persönlichen Ambitionen und nicht von einem formalen Schulabschluss ab. Das gilt für jeden Beruf im Handwerk, unabhängig der Branche.

Wer sich für die Ausbildung im Handwerk interessiert, findet Unterstützung bei Hannah Reichenecker, Ausbildungs- und Nachwuchssicherungsberaterin der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, Telefon: 0621 18002-138 oder E-Mail: hannah.reichenecker@hwk-mannheim.de sowie auf der Website zur Ausbildungskampagne der Handwerkskammer www.handwerk-das-isses.de

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