Die Teilnehmenden der Gesprächsrunde – Zimmerer-Azubi und Ausbildungsbotschafter Felix Göttmann, Schreinerin und Orthopädietechnik-Mechanikerin Christine Feldhinkel, Werkzeugmachermeister und Sachverständiger für das Metallbauer-Handwerk Thomas Hammer sowie Elektromeister und Obermeister der Innung für Elektro- und Informationstechnik Kurpfalz Stephan Kolb – hatten die Essenz für Glück im Handwerk schnell gefunden. „Als Handwerker wird es dir nie langweilig“, sagt Christine Feldhinkel. „Jeden Abend weiß und sehe ich, was ich geleistet habe.“ Gleich zwei Handwerksberufe hat sie gelernt: Schreinerin in jungen Jahren, gleich nach dem Abitur, Orthopädietechnik-Mechanikerin mit 52 Jahren. Beide Berufe liebt sie. „Handwerk bedeutet nicht nur, dass ich etwas schaffe – ich ‚erschaffe‘ etwas“, erklärt sie. „Als Schreiner geht man vielleicht morgens auf einen Rohbau und am Abend, innerhalb eines Tages, sind dann Fenster und Türen drin. Das ist einfach befriedigend.“ Die Orthopädietechnik bringe noch den Aspekt der Arbeit am Menschen mit. Christine Feldhinkel erzählt von einem Mädchen, das sich nicht eigenständig bewegen konnte. „Wir haben einen ganz kleinen Rollstuhl für sie gebaut“, berichtet sie. „Kaum saß sie drin, ist sie damit losgeflitzt. Sie konnte erstmals selbst entscheiden, wo es hingeht.“ Man hört es in Christine Feldhinkels Stimme, wie sehr es sie noch immer berührt. Dieses „Sinnhafte“ macht Handwerk eben auch aus. Was dabei entstehe – in welchem Beruf auch immer – werde wirklich gebraucht.
Wunsch nach Werkunterricht an den Schulen
Als umso bedauerlicher bewerten es die Gesprächsteilnehmer, dass Handwerk in der Gesellschaft nicht den Stand habe, den es bräuchte. Eine Folge: zu wenige Azubis. „Obwohl Handwerk ja goldenen Boden hat, fehlt die Wertschätzung“, sagt Elektromeister Stephan Kolb. Er wünscht sich eine Rückkehr von Werken und Handarbeit in den Schulen, um Handwerk wieder greifbar und begreifbar zu machen. Auch Thomas Hammer findet: „Egal, wo wir hinschauen, Handwerk wird gebraucht, es ist allgegenwärtig, das muss die Gesellschaft verinnerlichen.“ Es brauche nämlich mehr Auszubildende, mehr Personal, mehr Handwerksbetriebe, um all das abdecken zu können, was an Bedarf da sei.
Dabei könne jeder im Handwerk „seinen“ Beruf finden. Denn die Breite an Möglichkeiten in 130 Handwerksberufen fange alle Talente auf. „Als Schmied schlage ich mit dem Hammer drauf, in der Feinwerktechnik geht es um ein Tausendstel“, erklärt Thomas Hammer und weist auf einen anderen Aspekt hin, weshalb Handwerk glücklich macht: „Hier kann man im Beruf seine Berufung finden.“ So erging es Zimmerer-Azubi Felix Göttmann: „Ich war nie ein superguter Schüler und nur schwer zu motivieren“, gesteht er. „Heute stehe ich gerne auf.“ Seit einem Jahr sei er nun dabei, lerne jeden Tag etwas Neues und habe sein Glück gefunden. „Allein die steigende Verantwortung macht mir Freude.“ Dazu gehört auch der Karriereweg, der jedem im Handwerk offensteht. „Ich selbst hätte nie geglaubt, dass ich einmal Obermeister sein kann“, sagt Stephan Kolb, „heute bin ich es.“ Was es für den Erfolg im Handwerk braucht, bringt Azubi Felix Göttmann in vier Worten auf den Punkt: „Fleiß, Interesse, Motivation, Genauigkeit.“ Dann könne man es im Handwerk richtig weit bringen. Glück natürlich inklusive. Schon des sicheren Arbeitsplatzes wegen. „Es gibt so viele Studiengänge, wo man nicht weiß, ob man im Anschluss Arbeit findet“, sagt Christine Feldhinkel. „Im Handwerk aber ganz gewiss."
Doch wenn Handwerk glücklich und zufrieden macht, warum fehlt es ihm an Überzeugungskraft? „Ich habe auch Abitur gemacht und bin sehr dankbar dafür“, so Christine Feldhinkel. „Nach der zehnten Klasse hätte ich gar nicht gewusst, was das Richtige für mich ist.“ Genau deshalb sei es so wichtig, ins Handwerk hineinzuschnuppern, meint Thomas Hammer. „Ich wünsche mir, dass noch mehr junge Leute den Schritt ins Praktikum machen“, sagt er. Nur dann könne man verstehen, was ein Handwerk ausmacht und ob man es mag. Auch Stephan Kolb sieht das so. Schul- und Ferienpraktika werden in seinem Betrieb ganz selbstverständlich angeboten.
Was glücklich macht, definiert jeder für sich
Für die, die ihr Glück im Handwerk schon gefunden haben, ist es leicht, ein Plädoyer für ihren Beruf zu halten. Was im Handwerk also glücklich macht? Für Stephan Kolb ist es ein Beruf, für den er morgens gerne aufsteht, weil er Spaß an ihm hat. Für Felix Göttmann die Freude, am Ende des Tages zu sehen, was entstanden ist, stolz auf seine Arbeit zu sein und direktes Feedback von so manchem Bauherrn zu bekommen, wenn der sich über das Geleistete freut. Für Thomas Hammer die Erfüllung in einem Beruf, durch die er sich noch nicht einmal mit 65 Jahren vorstellen kann, in Rente zu gehen. Und für Christine Feldhinkel der Umstand, dass Handwerk einfach guttut: „Wenn es mir schlecht geht, gehe ich in den Keller oder die Garage und bin so fokussiert auf mein Projekt, dass alles andere in den Hintergrund gerät. Wenn ich dann wieder rauskomme, fühle ich mich einfach gut.“