„Entscheidend für eine erfolgreiche Vermittlung zwischen allen Beteiligten ist die Vernetzung im Kammergebiet“, ist Mandel überzeugt. Denn die reibungslose Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten gelinge am besten, wenn die Projektmitarbeiterin im direkten Austausch mit Entscheidungsträgern in Arbeitsagenturen, Jobcentern oder den entsprechenden Kommunen steht. Um dies zu gewährleisten, beteiligt sich die Projektstelle an Netzwerktreffen, unterstützt bei Informationsveranstaltungen oder hält Vorträge, beispielsweise direkt in Asylunterkünften.
Mandel weist darauf hin, dass die Beratungsgespräche mit Geflüchteten (über 25 Jahre alt) zeigen, dass es sich häufig um Menschen mit mehrjähriger Berufserfahrung handelt. „Der wesentliche Unterschied zu Berufsbiographien in Deutschland besteht darin, dass die wenigsten Projektteilnehmer ihre Kenntnisse und Fertigkeiten mit formellen Abschlüssen (etwa Urkunden, Zeugnisse oder Zertifikate) nachweisen können“, so Mandel weiter.
Dabei ist die Handwerksmeisterin davon überzeugt, dass die Förderung dieser Personengruppe ein konkretes Fachkräftepotenzial berge, das auch immer mehr Handwerksbetriebe erkennen und für sich erschließen wollen. Mandel wörtlich: „Die Einstellung eines Geflüchteten, ganz gleich für welches Gewerk, wird zunehmend in Anspruch genommen.“
Um Ratsuchenden eine langfristige Perspektive auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu ermöglichen, rät Mandel, die mitgebrachten Vorkenntnisse der Projektteilnehmer in Ausbildungswege münden zu lassen.
So wie bei Babou Camara aus Gambia. „In seiner Heimat arbeitete der 28-jährige bereits über zehn Jahre im Holzbereich und wollte in Deutschland an seine Erfahrung anknüpfen“, berichtet Mandel über einen aktuellen Fall. Durch engagierte ehrenamtliche Helfer fanden Zimmerermeister Jörg Ernst aus Sinsheim-Spechbach und der Asylsuchende zusammen. „Dass Babou schon in diesem Berufsfeld gearbeitet hat, habe ich sofort gesehen“, erläutert Jörg Ernst seine Vorgehensweise. „Denn“, so Ernst weiter: „Er wusste, wo er auf der Baustelle hinlangen muss. Da brauchen wir Handwerker wenig Worte.“ Er habe in der Handwerkskammer in Mannheim angerufen, um seine Fragen zu klären und herauszufinden, wie er weiter vorgehen kann, „um Babou in meinem Betrieb zu halten“, so Ernst weiter.
Bei mehreren persönlichen Beratungsgesprächen im Betrieb erstellte Mandel gemeinsam mit Unternehmer und Projektteilnehmer einen individuellen Qualifizierungsplan. Im Nachgang übernahm sie die Kommunikation mit der Agentur für Arbeit Heidelberg und dem Ordnungsamt als zuständige Institutionen und organisierte für Babou Camara die Teilnahme an einer Einstiegsqualifizierung PLUS, die ihn auf die Berufsausbildung als Zimmerer, beginnend im September 2017, vorbereitet. Getreu dem im Handwerk beheimateten Motto „Tatendrang welcome“, das selbstverständlich auch für Geflüchtete im Handwerk gilt.