Handwerk übernimmt Schlüsselrolle bei der Energiewende
Dass "es ohne das Handwerk nicht geht", unterlegte Dirk Palige mit Zahlen zur deutschen Handwerkswirtschaft. Das Handwerk sei durch extrem wenige Insolvenzen gekennzeichnet, nämlich rund 0,6 Prozent deutschlandweit. "Es bildet rund 30 Prozent aller Auszubildenden aus und die Hälfte aller Weiterbildungsmaßnahmen wird in diesem Wirtschaftsbereich absolviert." Damit dieser Erfolg künftig anhalte, "darf sich das Handwerk nicht ausruhen", so Palige. Dazu präsentierte er Trends und Potentiale, die das Handwerk "vor Herausforderungen stellen, aber ihm auch große Potentiale eröffnen können." Ein "Megathema" sei die Energiewende, bei der dem Handwerk eine "Schlüsselrolle" zukomme. In Deutschland gebe es etwa 450.000 Handwerksbetriebe, "die im Kontext der Energiewende tätig sind". Von der deutschen Regierung forderte er "endlich dazu Entscheidungen, um eine Planbarkeit für Handwerksbetriebe herzustellen". "Wir stehen als Ausrüster der Energiewende bereit" sagte er. Das Handwerk trage eine "Zukunftsverantwortung", besonders in der Ausbildung. Sich auch hier auf neue Trends einzustellen, sei wichtig, um dem steigenden Bedarf an Fachkräften nachzukommen. Märkte in der Mobilität oder dem Gesundheitswesen bewertete Palige als großes Potential für die Zukunft.
Besonderheiten des Handwerks herausstellen und Image steigern
In zwei Arbeitskreisen setzten sich die Vollversammlungsmitglieder mit den Themen "Attraktivität von Handwerksbetrieben für Lehrlinge und Fachkräfte" sowie "Handwerk als Leistungsträger in der Gesellschaft" auseinander. "Gut und praxisnah ausgebildete Beschäftigte sind die Grundvoraussetzung für ein florierendes Unternehmen", so die Vollversammlung. Diese Fachkräfte und Auszubildenden zu gewinnen, sei die Herausforderung. Das bedeute, dass Betriebe künftig noch mehr Marketing in eigener Sache betreiben müssten. Vielfältige Bemühungen zum Beispiel um die Nachwuchswerbung, die Qualität der Ausbildung, das Ansehen des Betriebs, positive Standortfaktoren oder auch ein gutes Betriebsklima seien Möglichkeiten, um das Image eine Handwerksbetriebs zu verbessern.
Dafür müsse das Handwerk sich seiner Stärken bewusst machen: Es sei nicht nur der "Ausbilder der Nation" oder "Dienstleister vor Ort", wie die Runde bekräftigte. Handwerksbetriebe seien insbesondere standorttreu und nachhaltig, nicht zuletzt aufgrund des persönlichen Einsatzes der Betriebsinhaber. Gerade in Krisenzeiten stelle sich das Handwerk als "Stabilisator der Wirtschaft" heraus, resümierten die Interessensvertreter.
Politik muss weiteres Wachstum unterstützen
Die Politik sei gefordert, das Handwerk und den Mittelstand weiter zu fördern, betonte die Handwerkskammer. So äußerte sich Hauptgeschäftsführer Toni Hinterdobler auch zum Entwurf des Landesentwicklungsprogramms von Mai 2012, das das Zukunftskonzept der Bayerischen Staatsregierung darstellt. Laut Handwerkskammer sei darin die berufliche Bildung vernachlässigt und müsse als Grundsatz verankert werden. Außerdem betonte die Kammer, dass das Handwerk ein leistungsfähiges Straßennetz brauche, um seinen Auftrag als Daseinsvorsorger gerecht zu werden.
Argumentiert wurde auch für eine fortlaufende regionale Wirtschaftsförderung, auch nach der Neuabgrenzung der Förderkulisse durch die EU ab dem Jahr 2014. Der ostbayerische Raum habe wirtschaftlich in den letzten Jahren erheblich aufholen können und das nicht zuletzt aufgrund der Strukturförderungen. Um diesen Aufschwung nicht zu unterbrechen, sei eine Weiterführung der Förderung mitunter für die ansässigen Handwerksbetriebe unerlässlich, betonte Hinterdobler.