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Handwerkskammer Oldenburg (HWK)

Vollversammlung der Handwerkskammer Oldenburg

Präsident Jürgen Hemmerling fordert "mehr Netto" für Verbraucher

(lifePR) (Oldenburg, )
Eine gemischte Bilanz für die wirtschaftliche Entwicklung des Handwerks im Oldenburger Land hat der Präsident der Handwerkskammer (HWK) Oldenburg, Jürgen Hemmerling, auf der Vollversammlung in Oldenburg (Freitag, 4. Juli) gezogen. Der allgemeine Wirtschaftsaufschwung habe die mittleren Einkommen noch nicht erreicht. Dies habe direkte Auswirkungen auf das Handwerk, das von der schwachen Binnenkonjunktur und der zurückhaltenden privaten Nachfrage unmittelbar betroffen sei und kaum Wachstumsimpulse verspüre. Die höhere Mehrwertsteuer, die Verteuerung der Grundnahrungsmittel und der ungebremste Anstieg der Energiepreise belasteten Kaufkraft und Konsum erheblich. Zur Stärkung der Handwerkskonjunktur forderte Hemmerling deshalb "endlich gezielte Schritte für mehr Netto vom Bruttolohn", damit der Aufschwung bei allen Bürgern ankomme.

Wegen fehlender Wachstumsperspektiven sei für 2008 im Oldenburgischen Handwerk kein reales Umsatzplus zu erwarten. Das Handwerk werde voraussichtlich auf dem durch den Wirtschaftsschub im Jahr 2006 erreichten Niveau verharren. Im vergangenen Jahr habe es nur ein "mageres Umsatzplus" von 0,1 Prozent auf 5,55 Milliarden Euro gegeben. Noch sei die Stimmung unter den Unternehmen insgesamt überwiegend zuversichtlich. Die Entwicklung in den einzelnen Branchen verliefe aber sehr unterschiedlich, sagte Hemmerling.

Gut ausgelastet seien nach wie vor die industrienahen Zulieferer und Dienstleister. Umsätze und Auftragsreichweiten in Branchen wie Feinwerkmechaniker oder Elektromaschinenbauer seien weiter gestiegen. Im Bau- und Ausbauhandwerk habe sich dagegen die Stimmung eingetrübt. Unzufrieden sei neben den konsumgüternahen Branchen und dem Dienstleistungshandwerk besonders die Kraftfahrzeugbranche. Die Absatzzahlen beim Autoverkauf sowie das Werkstattgeschäft hielten mit den Erwartungen nicht Schritt.

Als zusätzlicher Kostenfaktor wird sich nach Aussage des Kammerpräsidenten die Einführung des Gesundheitsfonds zum 1. Januar 2009 erweisen, mit dem der "Einstieg in ein staatlich gesteuertes Gesundheitssystem" beschritten werde, da der Einheitsbeitrag den Wettbewerb der gesetzlichen Kassen praktisch verhindere. Ungelöst blieben nach wie vor die Strukturprobleme der sozialen Sicherungssysteme, da eine Abkoppelung der Beiträge vom Lohn nicht erreicht werde.

Hemmerling forderte außerdem Nachbesserungen bei der Reform der Erbschaftsteuer, um Betriebsübergaben zu erleichtern. Mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung werde die Weiterführung vieler Unternehmen in Frage gestellt, da Haltefristen von 15 Jahren an der betrieblichen Wirklichkeit vorbeigingen.

Ungebrochen sei nach wie vor die Ausbildungsbereitschaft im Oldenburgischen Handwerk. Bis Ende Juni seien 933 neue Lehrverträge abgeschlossen worden, dies sei ein Plus von 9,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Es zeichne sich ab, dass 2008 ein gutes Ausbildungsjahr werde. Seit Abschluss des Ausbildungspaktes vor vier Jahren hätten sich mehr als 600 Unternehmen bereit erklärt, erstmals auszubilden.

Der Kammerpräsident kritisierte den vom Bundestag beschlossenen Ausbildungsbonus, der nur zu Mitnahmeeffekten führe, die mangelnde Ausbildungsreife vieler Schulabgänger aber nicht ausgleichen könne. Sinnvoller seien gezielte ausbildungsbegleitende Hilfen für Lernschwache und Investitionen in Vorschule und Schule, um eine Halbierung der Schulabgängerzahlen ohne Abschluss zu erreichen und die Qualifikation und Ausbildungsreife der Altbewerber zu verbessern.

Die Zahl der Mitgliedsbetriebe bei der HWK bewegt sich mit 12.253 auf dem Niveau des Vorjahres. Wie Hauptgeschäftsführer Manfred Kater erläuterte, sei das Friseurgewerbe mit 992 Betrieben Spitzenreiter bei den Handwerken, bei denen der Meisterbrief Voraussetzung für eine selbständige Tätigkeit sei. Bei den Branchen ohne besondere Zulassungsqualifikationen kämen die meisten Betriebe aus dem Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk (502). Der handwerksähnliche Bereich werde von 513 Betrieben aus dem Kosmetikerhandwerk angeführt.

Trotz erleichterter Zulassungsvoraussetzungen für die Existenzgründung gebe es im Handwerk nach wie vor eine hohe Bereitschaft zur Weiterbildung, sagte Kater. Im ersten Halbjahr sei mit 320 Meisterprüfungen das Ergebnis des Vorjahres erreicht worden. Durch die schwierige Situation im Bau- und Ausbaubereich und bei den Gesundheits- und Nahrungsmittelbetrieben habe sich der Beratungsbedarf der Betriebe deutlich erhöht. Hintergrund sei in erster Linie der massive Konkurrenz- und Preisdruck.
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