95,2 Prozent der befragten Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Potsdam bewerten ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend (Vorjahr 94,7 Prozent). 28 Prozent der Unternehmen beurteilen die aktuelle Nachfrage als für die Jahreszeit überdurchschnittlich gut. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als in der Herbstumfrage 2016.
Über alle Gewerke hinweg betrachtet, haben die Auftragseingänge im Vergleich zu 2016 noch einmal zugelegt. Die Betriebe verzeichnen zurzeit ein Auftragspolster von 8,7 Wochen. Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung liegt mit 89 Prozent einen Prozentpunkt über dem Vorjahresniveau. Fast die Hälfte der Betriebe (48 Prozent) ist an ihren Kapazitätsgrenzen angekommen. In diesem Zusammenhang meldeten 33 Prozent der Betriebe (plus 8 Prozent) gestiegene Umsätze. Allerdings verwiesen zum Vorjahresvergleich wieder mehr Betriebe auf gestiegene Einkaufspreise: 59 Prozent der Befragten – 13 Prozent mehr als 2016 – gaben an, dass die Einkaufspreise in den vergangenen drei Monaten gestiegen sind. Nur 39 Prozent berichteten von stabilen Einkaufspreisen (Vorjahr rund die Hälfte aller Betriebe). Die Hälfte derer, die höhere Einkaufspreise meldeten, nahmen dementsprechend auch Preisanpassungen bei den Verkaufspreisen vor.
Fachkräftesituation
Ein Fünftel der Betriebe hat in den letzten drei Monaten zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, was in Zeiten der Fachkräftenot als besonders positiv zu bewerten ist. Damit nahm die Personalstärke im westbrandenburgischen Handwerk gegenüber dem Vorquartal um rund 2 Prozent zu. Analog zum Vorjahr hielten 70 Prozent an ihren Mitarbeitern fest, 11 Prozent verringerten diese. Dennoch bleibt die Gewinnung von Fachkräften und Nachwuchs eine der wichtigsten Aufgaben, wenn es um die Sicherung der Betriebe geht. Verdeutlicht wird dies auch an einer Zahl: Allein im aktuellen Ausbildungsjahr konnten in Westbrandenburg über 500 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Besonders betroffen sind dabei Friseure, Elektroniker, Kraftfahrzeugmechatroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik oder Kaufmann/-frau im Büromanagement. Jedoch gibt es in diesem Bereich auch Grund zur Hoffnung: Zum 30. September konnten insgesamt 1.208 neue Ausbildungsverträge im westbrandenburgischen Handwerk registriert werden, 61 mehr als im Vorjahreszeitraum. Aber der Mangel an geeigneten Fachkräften bremst beispielsweise besonders im Kraftfahrzeuggewerbe und im Nahrungsmittelhandwerk das Wachstum.
Viel Arbeit, wenig Investitionen
Die Investitionsbereitschaft der befragten Handwerksbetriebe hat gegenüber der Befragung im Herbst des vergangenen Jahres noch einmal etwas nachgelassen. Nur jeder zehnte Handwerksbetrieb hat mehr Investitionen getätigt; das sind 2 Prozentpunkte weniger als im letzten Jahr. Damit sinkt dieser Vergleichswert erstmals seit sieben Jahren auf zehn Prozent. Laut einer bundesweiten Umfrage im Handwerk wird als größtes Hindernis das Steuer- und Abgabensystem eingestuft. Das Fehlen von Auszubildenden und Fachkräften in vielen Gewerken und Regionen stellt eine weitere Investitionshürde dar. Ohne zusätzliche Fachkräfte unterbleiben Investitionen in die Erweiterung der betrieblichen Kapazitäten. Die in den letzten Jahren stark gestiegenen Energiekosten stellen für viele Handwerksbetriebe eine große Kostenbelastung dar. 20 Prozent der Betriebe geben an, dass sie hohe Energiekosten als Investitionshemmnis bewerten, da auch durch diese letztlich Mittel für Investitionsvorhaben fehlen.
Gewinner und Verlierer
Konjunkturtreiber im Handwerk bleibt das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe. Hier herrscht weiter Hochstimmung. Im Bauhauptgewerbe beurteilen 98 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage mit gut (77 Prozent) bis befriedigend. 39 Prozent der Befragten berichten noch einmal von gestiegenen Auftragseingängen. Das Baugewerbe verzeichnet inzwischen ein Auftragspolster von 10,3 Wochen, das sind noch einmal 1,2 Wochen mehr als im Herbst des vergangenen Jahres. Bei fast jedem fünften Betrieb sind die Kapazitätsgrenzen erreicht. Die Hälfte der Betriebe meldet eine Vollauslastung. Damit einhergehend stiegen hier auch die Umsätze. Der Anteil der Positivmeldungen stieg zum Vorjahr noch einmal um 11 Prozent auf nun 31. Die Stimmung im Ausbaugewerbe ist ähnlich gut wie im Bauhauptgewerbe. Hier beträgt die Auftragsreichweite wie im Vorjahr bei 9,3 Wochen. 38 Prozent der Befragten verzeichnen einen gestiegenen Auftragsbestand, 54 Prozent konstatieren eine stabile Auftragslage. Und auch das Handwerk für den gewerblichen Bedarf ist bester Stimmung. 82 Prozent der Betriebe geben exzellente Bewertungen ihrer Geschäftslage ab, 15 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Verbunden ist dies mit gestiegenen bzw. konstanten Umsätzen. Auch im KfZ-Gewerbe ist trotz anhaltender Verunsicherung der Verbraucher durch die Dieseldiskussion und drohender Fahrverbote die Stimmung positiv. Mehr als zwei Drittel der Betriebe (plus 12 Prozent) bewerten ihre Geschäftslage mit gut bis sehr gut.
Anders stellt es sich jedoch im Nahrungsmittelgewerbe und in den Gesundheitshandwerken dar. Hier hat sich die Stimmung eingetrübt: Lediglich 60 Prozent der Nahrungsmittelbetriebe sind mit ihrer derzeitigen Geschäftslage zufrieden: Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 23 Prozentpunkten. Nachfrage und Umsätze sind gesunken. Und auch bei den Gesundheitshandwerken hat sich die Stimmung verschlechtert. Während im letzten Jahr kaum ein Betrieb mit seiner Geschäftslage unzufrieden war, sind es aktuell 15 Prozent. Auch hier melden die Betriebe rückläufige Nachfragen und Aufträge. Im Durchschnitt waren hier lediglich 46 Prozent der Betriebe zu 80 Prozent ausgelastet.
Aussichten und Erwartungen
Die neuerliche Hochstimmung des westbrandenburgischen Handwerks trägt auch die vorsichtig optimistischen Erwartungen bis zum Jahresende: Immerhin gehen 14 Prozent der Befragten von einer sich weiter verbessernden Stimmungslage aus. Aufträge und Umsätze könnten noch einmal steigen. 78 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Eckdaten in Bezug auf ihre Geschäftslage. Die höchsten Erwartungen kommen vom Kraftfahrzeughandwerk und insbesondere dem Gesundheitshandwerk. Bei dem Thema Preissteigerung befürchtet ein Drittel der Betriebe einen weiteren Trend nach oben. Fast ein Viertel der Betriebe beabsichtigt daher, die Verkaufspreise anzupassen. Drei Viertel gehen davon aus, ihre Produkte und Leistungen zu den derzeitigen Verkaufspreisen anbieten zu können. In der Personalpolitik richten die Betriebe ihre Anstrengungen darauf aus, die Mitarbeiterzahl konstant zu halten. Bei den Investitionen wird von einer sich kaum veränderten Lage ausgegangen.