24 von ihnen haben heute von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender sowie dem Präsidenten der Handwerkskammer Potsdam, Robert Wüst, im Zentrum für Gewerbeförderung in Götz ihre Europässe erhalten. Mit dem Europass Mobilität halten sie nun ein Zertifikat in den Händen, das ihnen die im Ausland erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten schwarz auf weiß bescheinigt. Die Auszeichnungsveranstaltung fand im Rahmen der Woche der beruflichen Bildung „Du bildest Zukunft“ statt.
Robert Wüst, Präsident der Handwerkskammer Potsdam, zeigte sich erfreut über den hohen Besuch: „Der Besuch des Bundespräsidenten und seiner Frau Elke Büdenbender ist ein Ausdruck der Wertschätzung gegenüber der beruflichen Bildung im Handwerk. Auszubildende, die im Rahmen ihrer Ausbildung den Schritt ins Ausland gewagt haben, verdienen Anerkennung. Auslandspraktika im Rahmen des Programms Erasmus+ stärken das berufliche und persönliche Profil der Auszubildenden und dienen den Betrieben als wertvolle Komponente bei der Sicherung qualifizierter Mitarbeiter mit europäischer Arbeitserfahrung und dem so wichtigen Blick „über den Tellerrand“. Wir verstehen den Besuch des Bundespräsidenten ebenso als Zeichen, dass wir gemeinsam dafür eintreten müssen, die Wichtigkeit und vielfältigen Chancen der beruflichen Bildung immer wieder zu verdeutlichen. Wir haben heute junge Menschen ausgezeichnet, die sich für einen Karriereweg im Handwerk entschieden haben und die Zeichen erkannt haben, welche Möglichkeiten ihnen damit für die eigene berufliche Zukunft offen stehen.“
Das Engagement der Ausbildungsbetriebe, ihren Lehrlingen einen solchen Auslandsaufenthalt zu ermöglichen, werde dabei immer wieder belohnt, zeigt sich Zahntechnikerin Dörte Thie aus Blankenfelde-Mahlow überzeugt: “Unsere Auszubildenden vollziehen bei einem Ausbildungsaufenthalt im Ausland eine tolle persönliche Entwicklung, sie kommen gestärkt und mit neuem Selbstbewusstsein zurück. Das Hineinwachsen in ein neues, unbekanntes Arbeits- oder Lebensumfeld und die damit verbundene Anpassung hat sie selbstständiger und toleranter werden lassen. Die neuen Erfahrungen helfen ihnen im Beruf. Wir als Ausbildungsbetrieb vertrauen mit dem Auslandsaufenthalt unseren Schützlingen, diesen Vertrauensvorschuss geben sie uns vielfach zurück. Qualifizierter Handwerksnachwuchs mit europäischer Arbeitserfahrung ist heute ein wichtiges Pfund im Wettbewerb. Wir selbst präsentieren uns gegenüber potenziellen Lehrstellenbewerbern als attraktiver Ausbildungsbetrieb.”
Der Bundespräsident und Elke Büdenbender sind auch aus eigener Erfahrung überzeugt: Die berufliche Bildung in Deutschland verdient Wertschätzung und Anerkennung. Daher haben sie gemeinsam die Schirmherrschaft für die Woche der beruflichen Bildung von BDA, DGB, DIHK und ZDH – begleitet durch die KMK – übernommen. Das System der beruflichen Bildung in Deutschland ist ein auch im Ausland viel beachtetes Erfolgsmodell. Es schafft eine enge Verbindung zwischen Bildungssystem und Arbeitsmarkt und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen in Deutschland. Die Berufsausbildung ist ursächlich für eine im europäischen Vergleich niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Eine qualitativ gut ausgebaute berufliche Bildung sichert den Betrieben qualifizierte Fachkräfte, bietet Jugendlichen nachhaltige Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden sowie der wirtschaftlichen Stärke in unserem Land.
Praktikum im europäischen Ausland als wichtige Bereicherung
Die ausgezeichneten Auszubildenden lebten und arbeiteten im vergangenen Jahr drei bis vier Wochen in Italien, Spanien, Schottland, England oder Frankreich. Sara Wichmann, Auszubildende im Tischlerhandwerk bei der SIK-Holzgestaltungs GmbH Niedergörsdorf ist eine von ihnen. Sie war in einem spanischen Betrieb in Málaga tätig. Vier Wochen durfte sie gemeinsam mit dem Holzbildhauer Manuel Toledano arbeiten, der für die religiösen Festlichkeiten in Sevilla und Málaga beeindruckende Throne herstellt. Sie schwärmt von ihrem Aufenthalt: “Ich bin noch immer beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit er mir sein Vertrauen schenkte, mich teilhaben ließ und aktiv in den Gestaltungsprozess dieser Throne einbezog. Ich habe dort so viel gelernt, nicht nur in der praktischen Arbeit, sondern auch menschlich. Ich bekomme noch heute eine Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke, mit welcher Begeisterung mein spanischer Lehrmeister seine Arbeit ansah. Ich erlebte einen solch glücklichen Menschen im Handwerk, der andere Menschen mit seiner Arbeit wiederum glücklich macht.” Sie empfindet ihr Auslandspraktikum als eine wichtige unverzichtbare Bereicherung und empfiehlt gerade jungen Menschen es ihr gleich zu tun. “Ein solcher Aufenthalt ändert jeden, man ist das erste Mal auf sich alleine gestellt, man wird nicht nur herausgefordert, sondern auch mit einer Herzlichkeit aufgenommen, das bleibt für´s Leben,” erzählt die 27-jährige. Ohne ein Wort Spanisch ist sie in das für sie damals fremde Land gereist. Geblieben ist eine Freundschaft, die sie zum diesjährigen Osterfest auf emotionale Weise ganz privat wieder erleben durfte.
Auch Moritz Velden, Kfz-Mechatroniker Lehrling, steht noch unter den Eindrücken seines Auslandspraktikums in einer italienischen Kfz-Werkstatt: “Das Arbeitsleben ist vollkommen anders als in Deutschland. Es erscheint viel angenehmer, und dennoch macht die Firma keine Abstriche in Sachen Umsatz, im Vergleich zu deutschen Verhältnissen. Ich habe dort viele Eindrücke sammeln dürfen, auch in Bezug auf das Potenzial, das wir in Deutschland noch ausschöpfen könnten…. Und die Menschen haben es mir genauso angetan. Die Italiener sind im Gegensatz zu uns ein sehr kommunikatives und offenes Volk und gehen sofort auf einen zu. Dank dieser Eigenschaft sind Sprachbarrieren kaum zu spüren. Man verständigt sich mit Händen und Füßen und wird im Anschluss schon zum Abendessen eingeladen. Ich muss ehrlich gestehen, ich habe mich ein wenig in das Leben hier verliebt. Es verblüfft mich immer wieder aufs Neue zu sehen, wie man selbst Entwicklungen durchlebt, in dem man aus seinem gewohnten Umfeld in völlig unbekannte Umgebungen stößt.“
Neben der Teilnahme an der Europassverleihung der Handwerkskammer Potsdam besuchen der Bundespräsident und Frau Büdenbender in dieser Woche weitere Einrichtungen in ganz Deutschland, um sich über Qualität und Perspektiven der beruflichen Bildung zu informieren. Mit ihrem Besuch bei Bildungseinrichtungen, ausbildenden Unternehmen und weiteren Einrichtungen möchten sie auf den hohen gesellschaftlichen Wert der beruflichen Bildung und die Leistung der entscheidenden Akteure für die Fachkräftegewinnung in Deutschland aufmerksam machen. Ziel der Themenwoche ist es, die Karrierechancen der beruflichen Bildung herauszustellen, ihre Integrationskraft für die Gesellschaft zu betonen und dabei auch die aktuellen und künftigen Herausforderungen, vor denen sie steht, in den Blick zu nehmen.
Hintergrund
Mit Hilfe des Bundesprogrammes “Berufsbildung ohne Grenzen” (Förderung durch das BMWi) ist die Handwerkskammer Potsdam zusätzlich Träger des Projektes der “Mobilitätsberatung”. Diese Mobilitätsberatung steht den Auszubildenden und Betrieben zur Seite und organisiert den Gesamtablauf eines Auslandspraktikums in Zusammenarbeit mit den ausländischen Partnern, den Berufsschulen sowie den überbetrieblichen Lehrstätten.