Trotz der augenblicklich guten Konjunkturlage fordert das Handwerk eine zügige Umsetzung der Unternehmenssteuerreform. „Die vorgelegten Entwürfe zur Reform der Unternehmenssteuer gehen in die richtige Richtung“, bilanziert Ulrich Bär, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart die Lage. Das Handwerk begrüße deshalb die Unternehmenssteuerreform, fordere aber den „Schönheitsfehler“ bei der betrieblichen Ertragssituation bei Personenunternehmen zu überdenken. Bär: „Einbehaltene Gewinne bei Personenunternehmen, die zur Stärkung der Eigenkapitaldecke in der Zukunft verwendet werden, dürfen nicht doppelt besteuert werden.“
Getragen von einer erfreulichen Geschäftslage zeigt das Konjunkturbarometer bei der Mehrzahl der befragten Betriebe weiter nach oben. Knapp die Hälfte (49 Prozent) der befragten Handwerker beurteilt die aktuelle Geschäftslage positiv, lediglich 16 Prozent sind mit ihrem Be-triebsergebnis nicht zufrieden. Die Auftragseingänge im Handwerk konnten gegenüber dem ersten Vierteljahr deutlich zulegen. Allerdings hat sich saisonal bedingt auch in den Vorjahren das zweite Quartal immer besser als das erste dargestellt. Aktuell berichten 35 Prozent der Unternehmen von steigenden Auftragseingängen, während 18 Prozent der Handwerker in der Region Auftragsrückgänge hinnehmen mussten. Für das zweite Halbjahr erwarten die Handwerker weitere Verbesserungen der Auftragslage, wenn auch nicht mit diesen Zuwächsen aus den zu-rückliegenden Monaten April bis Juni. So zeigten sich 23 Prozent der Befragten optimistisch in Bezug auf die Auftragseingänge, eine pessi-mistische Einschätzung äusserten lediglich 17 Prozent.
Viele Firmen fahren Volllast
Gut 44 Prozent der befragten Betriebe erreichten eine Betriebsauslastung zwischen 80 und 100 Prozent. Weitere 13 Prozent gaben einen Auslastungsgrad von über 100 Prozent an, eine spürbare Unterauslastung (weniger als 60 Prozent Kapazitätsnutzung) meldeten lediglich 11 Prozent.
Gegenüber den ersten Monaten dieses Jahres hat sich die Umsatzlage zu Jahresmitte in der Region Stuttgart deutlich verbessert. 43 Prozent der Unternehmen verbuchten mehr Umsätze. Dagegen mussten sich 18 Prozent der Betriebsinhaber mit einem Umsatzrückgang abfinden. Auch bei der Umsatzentwicklung in den kommenden Monaten zeigen sich die Handwerker optimistisch. 29 Prozent von ihnen rechnen, dass sie beim Umsatz nochmals zulegen können. Lediglich 15 Prozent der Befragten befürchten, dass ihre Umsatzentwicklung wieder ins Negative fallen könnte.
Die erfreuliche Auftrags- und Umsatzlage schlägt sich nun erstmals seit einem Jahr in einem deutlichen Beschäftigungsaufbau nieder. Jedes neunte Unternehmen (11,8 Prozent) stockte im vergangenen Vierteljahr den Personalbestand auf. Knapp 5 Prozent mussten dagegen Stellen abbauen. Rund 12 Prozent der Befragten haben vor, auch im zweiten Halbjahr Personal einzustellen.
„Die Nachfrage nach qualifiziertem Personal führt bereits jetzt schon zu Engpässen in den Betrieben“, stellt Ulrich Bär von der Handwerkskam-mer fest. Dies sei für zahlreiche Unternehmer ein Hemmschuh, weitere Aufträge anzunehmen, oder Aufträge in der vorgegebenen Zeit abzuarbeiten. „In vielen Brachen ist der Markt leergefegt.“
Es wird wieder investiert
Auch im Bereich der innerbetrieblichen Investitionen wirkt sich die Konjunkturlage aus. 56 Prozent der Handwerker aus dem Stuttgarter Raum haben in den vergangenen Monaten investiert. 20 Prozent konnten ihr Investitionsvolumen gegenüber dem Vorquartal steigern.
Von den einzelnen Wirtschaftsbereichen im Handwerk wird die Konjunkturlage laut der Umfrage der Handwerkskammer vom Bauhauptgewerbe derzeit am besten beurteilt. Dort wurden nach dem Winterhalbjahr neue Stellen geschaffen. Die Auftragslage wird mit „gut“ beurteilt. Auch das Ausbaugewerbe und die Betriebe für den gewerblichen Bedarf liegen gut im Rennen. Kaum verändert präsentieren sich die Konjunkturindikatoren des Dienstleistungs- und des Gesundheitshandwerks. Insbesondere die Augenoptiker und Zahntechniker erwarten für die kommenden Monate keine gute Geschäftslage. Erfreulich ist der kräftige Sprung des Kfz-Handwerks nach vorne, mit dem die Betriebe den Minusbereich verlassen haben.