Führende Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizierten für das Jahr 2008 nur noch ein moderates Wachstum der deutschen Volkswirtschaft. Die eingetrübten Konjunkturaussichten machen sich jetzt auch im Handwerk der Region Stuttgart bemerkbar. Zwar beurteilen die befragten Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage etwas positiver als im letzten Quartal. Bei Aufträgen und Umsätzen verzeichnen etwa 36 Prozent sogar ein leichtes Plus. Allerdings nimmt auch die Zahl der Betriebe zu, die über eine schlechtere Geschäftslage berichten. Etwa ein Viertel der be-fragten Handwerker muss bei Aufträgen und Umsatz Einbußen verzeichnen und nur 5 Prozent erreichen eine Vollauslastung ihrer Betriebskapazitäten. Im Vorjahresquartal war dagegen mehr als jeder achte Betrieb voll ausgelastet.
Steigende Einkaufspreise belasten Bilanz und Zukunftserwartungen
"Es sind vor allem die steigenden Rohstoff- und Energiepreise, die unseren Betrieben zu schaffen machen", berichtet Claus Munkwitz, Hauptge-schäftsführer der Handwerkskammer. Der Zuwachs bei den Einkaufspreisen kann nur teilweise an die Verbraucher weitergegeben werden. Obwohl rund 70 Prozent der Handwerker von gestiegenen Einkaufpreisen berichten, konnten nur etwa 28 Prozent ihre Verkaufspreise ent-sprechend anpassen.
Die Handwerker in den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, dem Rems-Murr-Kreis und in Stuttgart haben ihre Zukunftserwartungen daher etwas nach unten korrigiert. Rund die Hälfte der Betriebe rechnet mit einem gleichbleibenden Niveau bei Aufträgen und Umsätzen. Das Gewicht der Pessimisten hat deutlich zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal zeigt sich damit zwar ein deutlich schlechteres Bild. "In der Gesamtschau und vor allem im langfristigen Vergleich kann die Lage dennoch als gut eingeschätzt werden", betont Munkwitz. Deutlich wird das auch am hohen Niveau der Investitionen. Gut die Hälfte der befragten Handwerker hat im letzten Quartal Investitionen getätigt und plant dies auch für die kommenden Monate.
Besonders bemerkenswert ist die anhaltend hohe Nachfrage nach Fachkräften. Gut neun Prozent der Betriebe haben im ersten Quartal ihre Mitarbeiterzahl aufgestockt. Für die kommenden Monate planen ebenfalls neun Prozent weiteren Personalzuwachs. Das Handwerk der Region bietet damit exzellente Berufsaussichten.
Bemerkbar macht sich der Beschäftigungsaufbau auch im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, das neben den Handwerkern des Gewerblichen Bedarfs (zum Beispiel Zulieferer wie Elektromaschinenbauer) über die derzeit beste Konjunkturlage verfügt. Eine weniger positive Einschätzung melden die Unternehmer der Dienstleistungs- und Gesundheitsbranche sowie nach wie vor aus dem Kfz-Handwerk.
Mittelstandsfreundliche Politik gefordert
"Die Politik muss alles daran setzen, das wirtschaftliche Klima stabil zu halten und mittelstandsfreundlich zu gestalten. Die hohe Belastung des Mittelstands mit Abgaben und Steuern muss weg", fordert Hauptgeschäftsführer Munkwitz. Eine Reform des Einkommenssteuertarifs und die Beseitigung der "kalten" Progression sei ebenso notwendig wie eine Reduzierung der Sozialabgaben. Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssten entlastet werden. Das Handwerk fordere "mehr Netto vom Brutto".
Erfreut zeigt sich Munkwitz über den Vorstoß der EU-Kommission zu ermäßigten Mehrwertsteuersätzen für lokale Dienstleistungen. Durch die damit verbundene Senkung der Arbeitskosten kann das Beschäfti-gungspotential gerade im arbeitsintensiven Handwerk besser genutzt und Schwarzarbeit bekämpft werden. Leider werde dieser positive Fingerzeig aus Brüssel in Berlin bisher aber nicht aufgegriffen. Jedenfalls soll dann nach Meinung des Hauptgeschäftsführers der Steuerbonus auf Handwerksarbeiten in Privathaushalten von derzeit 20 Prozent von 3000 Euro auf 25 Prozent von 4000 oder besser noch 5000 Euro erhöht werden. "Wir erhoffen uns davon einen spürbaren Anreiz für die Binnenwirtschaft und die Verlagerung von Aufträgen von der Schattenwirtschaft in die legale Wirtschaft."