"Am Ende hat alles gepasst, der Betrieb, die Lage, die Räume und die Mitarbeiter, und dann ging es ratzfatz", sagt Riedinger über ihren Start in die Selbständigkeit. Zum 1. Mai 2017 übernahm Riedinger den alteingesessenen Fachbetrieb "Der Zwicker" am Pfullinger Busbahnhof, investierte in die Werkstatt und krempelte die Ladenräume nicht nur optisch um.
"Wir haben die Beratung und Augenbestimmung auf einer Ebene zusammengeführt. Das bedeutet kurze Wege und kommt bei den Kunden gut an", erklärt Riedinger. Eine weitere Neuerung ist die 3D-Augenprüfung. Die Technik, mit der beide Augen gleichzeitig vermessen werden, bringt genauere Messergebnisse und erlaubt eine optimale Anpassung von Gläsern an das Gestell und den Träger.
Den Wettbewerb mit der Online-Konkurrenz und großen Filialisten sieht sie gelassen, obwohl diese eine nahezu grenzenlose Auswahl und deutlich niedrigere Preise bieten. "Die Kunden informieren sich zwar viel im Internet, kaufen aber dann doch lieber im Fachgeschäft", fasst die 35-Jährige, die zuvor die Reutlinger Filiale eines Optikerbetriebes leitete, ihre Erfahrungen zusammen. Der persönliche Kontakt zum Kunden und der Service seien entscheidend und zugleich ein Unterscheidungskriterium, ist Riedinger überzeugt. "Ich grenze mich bewusst von den großen Filialisten und den Internet-Optikern ab."
Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, der eine Medaille überreichte, verwies auf das schwierige Wettbewerbsumfeld. "Frau Riedinger hat den Mut zum eigenen Profil, um sich als Gründerin in einem von großen Marken dominierten Markt zu etablieren. Solche Jungunternehmer brauchen wir." Pfullingens Bürgermeister Michael Schrenk, der schon bei der Eröffnung des Geschäfts dabei gewesen war, gratulierte Riedinger zur Auszeichnung: "Machen Sie weiter so. Ich komme gerne wieder."
Riedingers Zwischenbilanz fällt positiv aus. "Ich habe es nicht bereut." Sie schätzt das Mehr an Freiheit, das sie als Unternehmerin hat. Die größere Verantwortung nimmt sie an. Dass sie sich auch nach Geschäftsschluss mit dem Betrieb beschäftige, gehöre eben zum Gründerinnendasein dazu.
Besonders freut sie sich über die vielen Altkunden, die dem Betrieb nach der Übergabe die Treue gehalten haben. Der nächste Schritt: sie möchte sich künftig stärker als bisher um gutes Sehen für Kinder kümmern. ",Lieblingsoptiker' auch der kleinsten und jüngsten Brillenträger, das wäre es."
Zur Auszeichnung "Persönlichkeit im Handwerk"
Das Siegel "Persönlichkeit im Handwerk" wird jeden Monat vom Gründerportal "Selbständig im Handwerk" der baden-württembergischen Handwerkskammern im Rahmen einer Online-Abstimmung vergeben. Ausgezeichnet werden Handwerkerinnen und Handwerker, die in den Kategorien Frauenpersönlichkeit, Innovator/in, Gründer/in sowie Nachwuchskraft herausragende Leistungen erbracht haben.
www.selbstaendig-im-handwerk.de