Es sei ein Vorschlag ihres Chefs gewesen, erinnert sich Berkmann. Friseurmeister Ekkehard Rath hatte vom Austauschprogramm, an dem einzelne Regionen und Kantone in Österreich, Italien, der Schweiz und Deutschland teilnehmen, gehört und sich vorgenommen, einen Versuch zu wagen. Nachdem die Zielregion feststand, kam die Handwerkskammer Reutlingen ins Spiel. Sie übernahm die Suche nach einem geeigneten Partnerbetrieb. Harald Rothfuß, der in Balingen seinen Salon betreibt, war sofort angetan vom Konzept des grenzüberschreitenden Lehrlingstausches: "Die Nachwuchskräfte lernen einen anderen Betrieb mit anderen Arbeitsläufen kennen. Davon profitieren Lehrlinge und Betriebe."
Neue Eindrücke
"Es ist einfach spannend, etwas Neues kennenzulernen", lautet Berkmanns Fazit. Schon allein der Betriebsgröße wegen. Daheim in Dornbirn sind 15 Mitarbeiter tätig, darunter sechs Lehrlinge. Gewaschen, geschnitten und gestylt wird auf einer Betriebsfläche von 280 Quadratmetern. Die Arbeit in einem kleineren Betrieb stelle einen interessanten Kontrast zu ihrem Alltag im Ausbildungsbetrieb dar, meint Berkmann. Darüber hinaus gefalle es ihr, mit anderen Produkten als im heimischen Betrieb zu arbeiten. "Das bringt mich weiter", betont die Auszubildende im dritten Lehrjahr, die im Herbst ihre Gesellenprüfung ablegen wird und danach eine Fortbildung zur Stylistin beginnen will. Vermutlich fallen ihr deshalb gewisse Unterschiede im Modebewusstsein besonders auf: "Die Balinger sind vielleicht etwas konservativer und zurückhaltener, was Gel und Wachs angeht."
Unbürokratischer Ablauf
Harald Rothfuß denkt bereits an den Gegenbesuch. Bis sich Lehrling Melanie Eichelbaum auf den Weg nach Dornbirn machen kann, wird es allerdings noch einige Monate dauern. "Die Teilnehmer sollten nach Möglichkeit wenigstens im zweiten Lehrjahr sein", so Rothfuß. Er möchte seine Kollegen aus dem Friseurhandwerk motivieren, es ihm gleich zu tun und den talentierten Lehrlingen ebenfalls Auslandaufenthalte zu ermöglichen. "Was bei Schreinern und Zimmerern geht, sollte auch im Dienstleistungsbereich möglich sein", sagt der Obermeister der Friseurinnung Zollernalb. Zumal sich der bürokratische Aufwand für die beteiligten Firmen in Grenzen halte. Die Kammern helfen bei der Vermittlung, die Vergütung während des Gastaufenthaltes wird immer vom eigenen Ausbildungsbetrieb getragen, lediglich für die Unterbringung der Auszubildenden muss vor Ort gesorgt werden.
Sabine Berkmann ist zentrumsnah in der Jugendherberge Balingen untergekommen. Von dort sind es nur wenige Meter zur Ausbildungsstätte. Was sie aus Balingen mitnimmt? "Die Balinger sind nett und offen", sagt Berkmann. Kleinere Verständigungsschwierigkeiten ließen sich meist problemlos ausräumen. "Wenn die Kunden zu schnell reden, kann es schon mal passieren, dass ich nachfragen muss."