Rainer Neth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kammer, sieht auf dem Ausbildungsmarkt deshalb zwei Entwicklungen: "Die wiedererstarkte Konjunktur führt zu einem höheren Angebot an Lehrstellen. Gleichzeitig macht sich der demografische Wandel auch im Handwerk immer stärker bemerkbar."
Bis zum Stichtag 31. Oktober 2011 sind in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Tübingen, Sigmaringen und Zollernalb insgesamt 2219 neue Lehrverträge geschlossen worden (2010: 2093). Spitzenreiter ist der Landkreis Reutlingen mit 711 Neuverträgen (+1,9 Prozent), gefolgt vom Zollernalb-Kreis mit 430 (+ 3,6 Prozent) und dem Landkreis Tübingen mit 412 Verträgen (+5,9 Prozent). Im Landkreis Sigmaringen wurde mit 377 neuen Ausbildungsverhältnissen ein deutliches Plus von 7,4 Prozent erreicht. Der Landkreis Freudenstadt, auf den 289 Neuverträge entfallen, erzielte mit einem Plus von 20,4 Prozent die höchste Steigerungsrate im Kreisvergleich.
Im Bezirk der Arbeitsagentur Reutlingen, der die Landkreise Reutlingen und Tübingen umfasst, wurden 1123 Lehrverträge geschlossen (2010: 1087). Die Differenz zum Vorjahr beträgt +3,3 Prozent. In den Landkreisen Sigmaringen und Zollernalb, die von der Arbeitsagentur Balingen betreut werden, sind es 807 Neuverträge (2010: 766), ein Plus von 5,3 Prozent.
Insgesamt 1861 der Ausbildungsverträge entfallen auf den gewerblichen Bereich. Die Differenz zum Vorjahr beträgt +5,9 Prozent. Wesentlich höher fällt der Zuwachs in den kaufmännischen Berufen aus. 279 Verträge wurden geschlossen, 15 Prozent mehr als im Vorjahr.
Einen satten Zuwachs meldet die Handwerkskammer bei den Ausbildungsplätzen, die im Rahmen des Ausbildungspaktes neu eingeworben wurden. Hierzu zählen Lehrstellen, die erstmals oder nach längerer Pause wieder angeboten werden. Mit 438 neuen Lehrstellen wurde der Vorjahreswert (2010: 295) weit übertroffen. Auch das Angebot an Einstiegsqualifizierungen konnte erheblich ausgebaut werden. Derzeit stellen die Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Reutlingen 135 Plätze zur Verfügung.
Engagement zählt
Neth rechnet mit einem positiven Abschluss für das Jahr 2011. Allerdings seien ähnliche Steigerungsraten in Zukunft kaum noch zu erwarten. Grund sei der demografische Wandel, der längst auch im Handwerk angekommen ist. Angesichts sinkender Schüler- und Bewerberzahlen komme der Berufsorientierung eine entscheidende Bedeutung zu, glaubt Neth: "Die Betriebe haben längst verstanden, dass sie sich früher und stärker um geeignete Kandidaten bemühen müssen."
Die Handwerkskammer unterstützt die Betriebe dabei in verschiedener Form. Im Rahmen des Projektes Bildungspartnerschaften konnten in den vergangenen zwei Jahren mehr als 130 Kooperationen zwischen Schulen und Handwerksbetrieben vereinbart werden. "Von einer langfristigen Zusammenarbeit profitieren Jugendliche und Betriebe", sagt Neth, "Schüler erhalten eine Orientierungshilfe, Handwerksunternehmen können auf sich aufmerksam machen und potentielle Kandidaten kennen lernen." Darüber hinaus finden regelmäßig Berufsorientierungsangebote in den Bildungsakademien der Handwerkskammer statt.
Darüber hinaus sei es wichtig, so Neth, Aufklärungsarbeit zu leisten. Denn die duale Ausbildung im Handwerk sei nicht nur in mehr als 100 Berufen möglich, sondern lasse Jugendlichen alle Entwicklungswege offen. "Wer seinen Meister macht, kann auch ohne Abitur ein Studium seiner Wahl aufnehmen", betont Neth.
Für das laufende Jahr sind in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer noch 111 freie Ausbildungsplätze verzeichnet. Die Angebote reichen von A wie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bis Z wie Zimmerer. Wer einen Ausbildungsplatz ab 2012 sucht, findet bereits 704 Angebote von 367 Betrieben.
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