Wenn Ricardo Barg über seinen Arbeitsalltag in der Werkstatt spricht, wird schnell klar, hier ist einer mit Leidenschaft dabei. Und so fällt seine Antwort auf die Frage, warum er sich für diesen Beruf entschieden habe, kurz aus: „Autos faszinieren mich.“ Barg begeistert sich für Technik, ob mechanische Komponenten oder elektronische Steuerung. Er geht mit technischem Verständnis, Gespür und Ausdauer den Ursachen nach, wenn etwas nicht funktioniert. „Jeder Tag bringt neue Aufgaben. Langeweile kenne ich nicht.“
Seine Lehrstelle hat Barg als Aushilfe gefunden. 2015 war er aus Paraguay nach Deutschland gekommen, arbeitete zunächst in einer Schlosserei und jobbte nebenher in der Werkstatt von Frieder Gueudin. Genügend Vorkenntnisse rund um die Fahrzeugtechnik brachte er mit, schließlich hatte er in seiner Heimat eine dreijährige Ausbildung absolviert. Da die Inhalte nicht mit der deutschen Berufsausbildung vergleichbar sind, entschied er sich, nochmals eine Lehre zu beginnen. Insgesamt 26 Monate dauert die verkürzte Ausbildung. Im Februar stehen die Prüfungen an, Anfang März wird Barg seinen Gesellenbrief erhalten.
„Er ist ein absoluter Glücksgriff“, sagt Frieder Gueudin über seinen Auszubildenden. Barg verfüge nicht nur über Erfahrung und Leidenschaft für Autos, sondern zeichne sich im Betrieb und in der Schule durch vorbildlichen Einsatzwillen und Eigeninitiative aus. Sprachprobleme habe es für den deutschstämmigen Südamerikaner kaum gegeben: die deutsche Kolonie in Paraguay spricht Plattdeutsch, was den Start im schwäbischen Umfeld erleichterte.
Auch in seiner Freizeit dreht sich bei Barg vieles um Motoren. Er ist gerne mit dem Motorrad unterwegs und widmet sich seinen beiden Oldtimern. Als Ausgleich hat er den Rock ’n’ Roll für sich entdeckt, und zwar als Tänzer.
„Wir legen Wert auf ehrliches Handwerk und den bestmöglichen Service für unsere Kunden“, betont Frieder Gueudin. Der Kraftfahrzeugtechniker-Meister und sein Team bieten sämtliche Leistungen rund ums Auto, und dies nicht nur für die Fahrzeuge eines Herstellers, sondern als Mehrmarken-Werkstatt und längst unabhängig von der Antriebsform. Der Betrieb ist auch bereits auf die neue Generation der Mobilität und die Hochvolt-Technik eingestellt. „Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Kfz-Service werden den Kunden immer wichtiger“, weiß Gueudin. Deshalb verwendet der Betrieb z.B. bei der Reparatur Bremsbeläge mit reduzierter Feinstaubproduktion und achtet auf das Recycling von Ersatzteilen.
Ein Thema, das Gueudin am Herzen liegt, ist die Integration von Flüchtlingen. Wenn alles klappt, wird der junge Afghane, der im Betrieb ein Praktikum absolviert hat, noch diesen Monat die Berufsfachschule besuchen und dann seine Ausbildung beginnen.
Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert und der Kirchentellinsfurter Schultes Bernd Haug gratulierten Barg und Ausbilder Guedin zu ihren Leistungen. Bei der Übergabe der Ehrenurkunde und des Geldpräsents an Ricardo Barg wies Herrmann darauf hin, dass der Betrieb immer ein gehöriges Stück zur guten Ausbildungsleistung mit beitrage.
Mit der Auszeichnung zum „Lehrling des Monats“, so Herrmann weiter, solle aber auch der Vorbildcharakter von jungen Erwachsenen hervorgehoben werden. „Schön wäre es, wenn auf diesem Weg ein Ansporn für andere geschaffen werden könnte, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen.“