Schon relativ früh stand für Theresa Rausch ihr Berufswunsch fest. Bereits als 6-Jährige schenkte sie ihrer Schwester einen selbstgebackenen Geburtstagskuchen mit den zielgerichteten Worten: "Ich möchte Konditorin werden". Etliche Jahre und Kuchen später machte sie nach ihrem Abitur ihr Hobby zum Beruf und begann in der Bäckerei und Konditorei Winter in Metzingen-Neuhausen eine Ausbildung zur Konditorin.
Ihr Lehrmeister Michael Winter, dessen Bäckerei seit 1934 in der dritten Generation besteht und 90 Mitarbeiter beschäftigt, ist seit über 20 Jahren Obermeister der Bäckerinnung, stellvertretender Landesinnungsmeister und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Bäko und ein "Urgestein" im Bäckerhandwerk.
Zwei Betriebe, eine Auszubildende
Theresa Rausch darf sich glücklich schätzen, neben der Bäckerei Winter zudem noch im Marzipan Atelier von Dorte Schetter ihre Ausbildung zu vervollkommnen. Zwei Betriebe, eine Auszubildende? Dank des Verbundausbildungsvertrags geht das: die Auszubildende darf einen Teil ihrer Ausbildung in einem Partnerbetrieb durchführen. Beide Partner regeln lediglich vertraglich, wer wann und was vermittelt.
Dorte Schetter, die seit 2001 ihr Marzipan-Atelier in Metzingen betreibt, ist mehr für den künstlerisch-kreativen Teil in der Ausbildung zuständig. Nach lehrreichen Gesellenjahren hat sie auf einem Kreuzfahrtschiff und in verschiedenen Konditoreien ihre Begabung verfeinert. Nach Kundenwünschen werden bei ihr aus Marzipan auch die unmöglichsten Figuren gezaubert, aus Zucker phantasievolle Formen gezogen und mit Kakaomalerei Bilder auf Torten gezeichnet.
Ihre phantasievollen Marzipan- und Zuckerfiguren haben es auch Theresa Rausch angetan: "Von ihr habe ich gelernt, wie man mit Kakao Bilder auf Torten zeichnet, wie aus Marzipan, Zucker oder Schokolade phantastische Kunstwerke werden, die Menschen begeistern."
Nicht zuletzt deshalb hat es ihr viel Spaß bereitet, als sie an dem zweiwöchigen überbetrieblichen Ausbildungslehrgang zu eben diesen Themen teilnahm - nun ist sie fit für die Abschlussprüfung im August dieses Jahres. Inspiration für neue Kunstwerke holt sich Theresa Rausch übrigens auf dem Rücken ihres Pferdes Fiene. "Reiten fördert meine Kreativität und bringt Entspannung", so die Metzingerin.
Auch Michael Winter ist mit der kreativen Ader seiner Auszubildenden sehr zufrieden: "Frau Rausch war und ist immer hoch motiviert. Sie geht mit geschickten Händen an die Gestaltung von Torten heran, sie ist sehr talentiert und arbeitet zudem sorgfältig und eigenverantwortlich."
Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, und Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert wiesen bei der Übergabe der Ehrenurkunde und eines Geldpräsents an Theresa Reusch darauf hin, dass der Betrieb immer ein gehöriges Stück zur guten Ausbildungsleistung mit beitrage. Michael Winter pflege beste Kontakte zu seinen Kollegen, mit denen er auch freundschaftlich zusammenarbeitet. Viele Kollegen und deren Kinder haben bei Winter ihre Ausbildung absolviert.
Mit der Auszeichnung zum "Lehrling des Monats", so Herrmann weiter, solle aber auch der Vorbildcharakter einiger Jugendlicher hervorgehoben werden. "Schön wäre es, wenn auf diesem Weg ein Ansporn für andere geschaffen werden könnte, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen."
Hauptgeschäftsführer Eisert freute sich bei der Ehrung in der Neuhausener Bäckerei Winter, Theresa Reusch wiederzusehen, die er schon beim Abschluss des überbetrieblichen Ausbildungslehrgangs kennengelernt hatte. Er beglückwünschte sie zu ihrer Auszeichnung zum "Lehrling des Monats": "Schön, dass sich Kreativität gepaart mit Können durchsetzt. Und wenn man zudem noch zwei Ausbilder mit diesem Know-how hat, bekommt man ausgesprochen gutes Rüstzeug mit auf den weiteren Berufsweg. Die Auszubildenden hier zählen immer wieder zu den Besten."
Zur Auszeichnung "Lehrling des Monats"
Die Auszeichnung wird seit Dezember 2014 vergeben. Vorgeschlagen werden können solche Auszubildende, die sich durch besonders gute Leistungen im Betrieb, in der Berufsschule und auch in der überbetrieblichen Ausbildung sowie ganz allgemein durch Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung, Teamfähigkeit und Belastbarkeit auszeichnen.
Besonders gewürdigt werden kann darüber hinaus beispielsweise auch ein über die Ausbildung hinausgehendes ehrenamtliches Engagement. Kurzum: Gesucht werden junge Persönlichkeiten, die in besonderer Weise geeignet sind, Vorbild für andere Lehrlinge und "Werbeträger" für eine handwerkliche Ausbildung zu sein. Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden von den über 13.600 Handwerksbetrieben zurzeit rund 5.000 Lehrlinge ausgebildet.