„Das Handwerk steht in weiten Teilen nach wie vor gut da, kann sich aber nicht von der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln. Nach den aktuellen Prognosen der Bundesregierung dürfte auch das Herbstquartal keine nachhaltige positive Veränderung bringen“, fasst Präsident Harald Herrmann die jüngste Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Reutlingen zusammen.
Bei der im September durchgeführten Befragung bewerteten 64 Prozent der befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb die Geschäftslage als „gut“. Unzufrieden äußerten sich 12 Prozent, deutlich mehr als noch vor einem Jahr (3/2023: 8 Prozent).
Schwächelnde Nachfrage
Der Saldo der Auftragseingänge im Sommerquartal fiel negativ aus. Während jeder fünfte Betrieb im Vergleich zum Vorquartal mehr Bestellungen verzeichnen konnte, meldeten 30 Prozent einen Rückgang. Im Branchenvergleich ist die Bilanz bei den Ausbaubetrieben, im Gesundheitshandwerk und im Nahrungsmittelhandwerk positiv. Hingegen weist die Befragung für die Dienstleistungsbetriebe, die Autohäuser und Werkstätten, das Bauhauptgewerbe und die gewerblichen Zulieferer einen deutlichen Auftragsrückgang aus. 40 Prozent der Maurer, Zimmerer und Dachdecker meldeten ein Minus, bei den Zulieferbetrieben sogar die Hälfte der Betriebe. Bei der Prognose halten sich Optimisten und Pessimisten im Kammerbezirk die Waage: jeweils 20 Prozent der Befragten erwarten ein Plus bzw. ein Minus. 58 Prozent der Betriebe rechnen mit einer stabilen Auftragslage.
Die schwächelnde Nachfrage dezimiert bestehende Auftragspolster der Betriebe. Jeder vierte Befragte meldete einen geringeren Bestand als im Vorquartal. Ebenso wirkt sich die Auftragsentwicklung auf die Betriebsauslastung aus, die zuletzt unter der des Vorjahres lag. 34 Prozent der Betriebe erreichten eine Auslastung von 81 bis 100 Prozent (3/2023: 45 Prozent), 27 Prozent lagen zwischen 61 und 80 Prozent (3/2023: 21 Prozent). Eine geringe Auslastung von bis zu 60 Prozent meldeten 17 Prozent der befragten Betriebe (3/2023: 13 Prozent).
Stagnierende Umsätze
Die Umsätze stagnierten im Sommerquartal. 19 Prozent der befragten Betriebe konnten höhere Einnahmen erzielen, während 22 Prozent einen Rückgang hinnehmen mussten. Was die kommenden Monate angeht, sind die Betriebe dennoch verhalten optimistisch. 30 Prozent rechnen mit Zuwächsen, hingegen stellen sich 22 Prozent auf geringere Umsätze ein. Die Erwartungen liegen damit auf dem Niveau des Vorjahres.
Die Zahl der Beschäftigten im regionalen Handwerk dürfte in den vergangenen drei Monaten abgenommen haben. 15 Prozent der Befragten stockten ihre Belegschaften aus, knapp 18 Prozent bauten Arbeitsplätze ab. Diese Entwicklung könnte sich im Herbstquartal umkehren.
Für das vierte Quartal rechnet die Mehrheit der Handwerksbetriebe mit einer stabilen Geschäftslage. 21 Prozent sehen noch Luft nach oben, 24 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Der Konjunkturindikator für dritte Quartal, der Lagebeurteilungen und Erwartungen des regionalen Handwerks zusammenfasst, liegt bei 22,8 Punkten (Vorjahresquartal: 28,6 Punkte).
Die 13.800 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von über 11,6 Milliarden Euro, beschäftigen rund 80.000 Mitarbeiter und bilden über 4.200 junge Menschen aus.