Denn in der Tat ist "Stress"ein Thema, das mehr und mehr an Bedeutung gewinnt - und zwar nicht nur, weil Führungskräfte selbst oder deren Mitarbeiter darüber klagen. Stress und die damit einhergehenden Folgen für die Betriebe lassen sich in der Zwischenzeit statistisch belegen, wie Christina Rodinger von der Mitarbeiter- und Führungskräfteberatung der BAD GmbH in ihrem Vortrag vor über 100 Interessenten kürzlich in der Handwerkskammer Reutlingen ausführte.
Psychische Symptomatiken seien inzwischen für jeden zehnten Arbeitsunfähigkeitstag verantwortlich, so Rodinger, und als Ursache von Berufsunfähigkeit sei der Anteil von psychischen Erkrankungen von 1983 bis 2008 von neun auf 32 Prozent gestiegen.
Moderne Säbelzahntiger
Dabei ist Stress nicht einfach nur etwas Lästiges. Er ist ein überlebenswichtiges Erbe aus Urzeiten, erläuterte Rodinger: Nämlich die Mobilmachung aller Reserven für den Fall, dass Gefahr droht. Heute seien es aber nicht mehr der Säbelzahntiger oder das Mammut, die uns bedrohten - die Belastungen hätten sich geändert, aber wir reagierten so oder zumindest ähnlich wie vor Tausenden von Jahren.
Wie aber sollen Unternehmer oder Führungskräfte in dem Spannungsfeld der verschiedenen Interessen und Bedürfnissen aller Beteiligten im Betrieb agieren? Schließlich geht es darum, für das Team, den Betroffenen, für das Unternehmen als Ganzes und vor allem auch für die eigene Person eine akzeptable Lösung zu finden.
Hilfsmöglichkeiten
Christina Rodinger zeigte dann anhand von Beispielen unterschiedliche Hilfsmöglichkeiten und -wege auf. Sie stellte aber auch die Frage danach, welche Haltung hilfreich sein kann und welche Aufgaben die Führungskraft gegenüber dem Team hat.
Dabei kann die Führungskraft selbst an ihre Grenzen stoßen. So wenn zum Beispiel die Konflikte im Betrieb ins eigene Privatleben überschwappen, der Mitarbeiter dauerhaft große Leistungsdefizite zeigt, Lösungsvorschläge nicht akzeptiert werden und letztendlich keinerlei Besserung festzustellen ist.
Was bleibt dann? Selbst professionelle Hilfe suchen, aber auch den Mitarbeiter an professionelle Kooperationspartner verweisen - seien es niedergelassene Ärzte, Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige oder eventuell der psychiatrische Krisendienst.
Die Bildungsakademie Tübingen bietet im Herbst zwei Workshops an, um das Thema zu vertiefen: www.hwk-reutlingen.de/bildung